Perspektive Trainee 2013 - das Expertenbuch zum Einstieg
dort vielleicht sogar selbst Interviews führen. Es gilt die Regel aus der Lernpsychologie, dass der Transfer des Geübten auf die tatsächlichen Umstände immer dann am besten gelingt, wenn die Übungssituation unter möglichst realen Bedingungen stattfindet. Daher ist das „Üben“ eines Interviews mit der besten Freundin oder dem besten Kumpel auf der Couch eher suboptimal; vielmehr sollte eine professionelle Gesprächssituation geschaffen werden.
Verhalten im Interview
Noch einige Worte zum Verhalten während des Interviews – eigentlich sollten alle diese Aspekte eine Selbstverständlichkeit sein: Pünktlichkeit, angemessene Kleidung (eher overdressed), Freundlichkeit, Höflichkeit und ein natürliches Auftreten sind die wichtigsten Verhaltensregeln. Es ist nicht schlimm, nervös zu sein – fast alle Bewerber sind angespannt. Normalerweise sind die Interviewer selbst daran interessiert, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Man sollte also Vorlagen für ein wenig Smalltalk nutzen, wenn z. B. danach gefragt wird, wie die Anreise war. Angebotene Getränke helfen ebenfalls bei der Auflockerung der Situation und haben außerdem einen sehr praktischen Nutzen bei einer mehr als einstündigen Gesprächssituation.
Tipps für das Assessment-Center/den Auswahltag
Die Frage nach der Vorbereitung auf ACs wurde wissenschaftlich mehrfach untersucht. Dabei fand man jeweils nur geringe Übungs- und Trainingseffekte. Lediglich wenn die Bewertungskriterien genau bekannt sind und gezielt trainiert werden, konnte ein relevanter Effekt festgestellt werden. Die Effekte bei „weichen“ Dimensionen bzw. entsprechenden Übungen (z. B. Führungsfähigkeit) fallen dabei etwas höher aus als beispielsweise bei Elementen, die kognitive Leistungsfähigkeit messen. Ähnlich wie bei den Themen Auswahltests und Bewerbungsgespräch scheint ein relevanter Faktor zu sein, dass sich die Nervosität durch die Gewöhnung verringert.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man die Übungen genau kennt – und selbst wenn, dürfte noch lange nicht klar sein, wie genau das „gewünschte“ Verhalten bei der jeweiligen Übung aussieht. Die gute Nachricht: Man kann sich trotzdem sinnvoll auf ein Assessment-Center vorbereiten. Wie bei einem Jobinterview ist derjenige klar im Vorteil, der sich im Vorfeld mit den Anforderungen der Stelle und dem Unternehmen beschäftigt hat. Was wollen die Beobachter eigentlich sehen? Man sollte versuchen, auf Basis der Stellenbeschreibung, des Jobinterviews oder der Informationen im Vorfeld des ACs eine konkrete Liste mit den Anforderungen an die Stelle zu erstellen. Dann gilt es, diese für sich persönlich zu operationalisieren, d. h. in Verhalten umsetzbar zu machen. Denn nur sichtbares Verhalten kann beobachtet und bewertet werden. Es gilt also, die Chance zu nutzen und in der verfügbaren Zeit sein Bestmögliches zu geben.
Auf der anderen Seite zeigt die Erfahrung, dass Bewerber nur ein authentisches Verhalten über den ganzen Auswahltag hinweg durchhalten können; bei „schauspielernden“ Kandidaten fällt in der Regel spätestens im Laufe des Nachmittags die Fassade. Natürlich ist der Wunsch verständlich und berechtigt, sich gut darzustellen und das Richtige zu sagen. Man sollte sich aber vor zu großer Angespanntheit und Ernsthaftigkeit hüten. Auch wenn das die typische Antwort fast aller Unternehmen auf die Frage ist, wie man sich im AC verhalten sollte, ist sie dennoch nicht falsch: authentisch, locker und aktiv!
Es ist außerdem gut, sich vor dem allerersten AC etwas mit den Methoden dieses Verfahrens zu beschäftigten, sodass man nicht von den Übungen überrascht wird. Manche Firmen schicken den Bewerbern im Vorfeld auch Informationen über den Ablauf zu, was die Vorbereitung erleichtern kann. In der nachfolgenden Übersicht sind den gängigen AC-Übungen Vorbereitungsmöglichkeiten bzw. Tipps bei der Durchführung zugeordnet.
1. Selbstpräsentation: Der Teilnehmer wird aufgefordert, sich selbst vorzustellen; in fast allen AC enthalten, allerdings in unterschiedlichen Formen und mit unterschiedlichen Leitfragen.
Zumindest auf die einfachste Form dieser Übung kann man sich recht gut vorbereiten. Normalerweise lautet die Aufgabe, sich den Assessoren in 10–15 Minuten selbst vorzustellen. Meist steht auch ein Flip-Chart oder sogar ein Moderationskoffer mit Karten zur Verfügung. Jetzt gilt es, sich zu überlegen, worauf man die Schwerpunkte legen würde – was ist besonders wichtig mitzuteilen?
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