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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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einleuchtend und faszinie-rend war, dass er es selbst kaum glauben konnte.
    Er hob den Arm und winkte. Die Schwarzalben reagierten nicht.
    Es war, als sähen sie ihn überhaupt nicht…
    Das ist der Ring!, jubelte Siggi innerlich. Der Ring macht mich unsichtbar.
    Neue Zuversicht durchströmte ihn. Jetzt hatte er eine echte Chance, zu Gunhild durchzukommen.
    Fast hätte er vor Triumph laut aufgejuchzt, aber im letzten Moment beherrschte er sich. Ganz vorsichtig, möglichst ohne ein Ge-räusch zu machen, wandte er sich der Seite zu, wo der Gang war, in dem sich Gunhild und der Graue befanden.
    Siggi wagte kaum zu atmen. So leise er konnte, schlich er in die Richtung, wo er seine Schwester und den Alten vermutete. Er beschloss, den Ring im letzten Moment wieder abzunehmen und das Geheimnis erst mal vor allen, auch vor Gunhild, aber eben besonders vor dem Grauen zu verbergen.
    Vorsichtig pirschte er sich an den Gang heran. Er blickte über seine Schulter zurück. Da, wo er sich vor einigen Augenblicken noch aufgehalten hatte, standen jetzt drei von den dunklen, gedrungenen Gestalten. Drei weitere traten aus dem beiden Gängen, die hinter ihm gewesen waren in den Felsendom. Ihre ganze Haltung zeigte völlige Ratlosigkeit.
    Siggi grinste …
    In diesem Moment war er neben einem Gang, und ein Swart-alf trat daraus hervor. Siggi erstarrte. Die düstere, zwergenhafte Gestalt tappte keine Armeslänge von ihm entfernt in den Dom hinein, auf die sechs Ratlosen zu. Sie schienen ihn zu suchen.
    Siggi wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, aber schließlich war er nur noch wenige Meter von dem Gang entfernt, wo der Stab des Grauen immer wieder die Angriffe zweier Schwarzalben abwehr-te. Die Schläge kamen immer blitzartig, wie zustoßende Schlangen, aber in längeren Abständen. Klar, lange würde der Alte das nicht mehr durchhalten.
    Siggi beschloss, bis zum letzten Moment zu warten, dann würde er den Ring abnehmen und in den Gang stürzen.
    Vorsichtig schlich er näher, sah dabei auf den Boden, um sich nicht durch einen lockeren Stein zu verraten, den er wegkickte.
    Jetzt war es Zeit für ein Dribbling anderer Art.

    Drei Meter vor der Öffnung des Ganges hielt er an. Er holte noch einmal tief Luft.
    Dann riss er sich den Ring von der Hand und schrie: »Gunhild, ich komme!«
    Zwei, drei Schritte, und er stürzte sich in den Gang. Die Nachtgeschöpfe waren völlig überrumpelt und konnten nicht mehr ein-greifen, und der Graue war geistesgegenwärtig genug, ihm auszuweichen.
    Siggi und Gunhild fielen sich in die Arme …
    »Wie hast du es geschafft?«, keuchte der Alte. »Wie bist du an den Swart-alfar vorbeigekommen?«
    Siggi überlegte keine Sekunde.
    »Ich hab’ sie ausgetrickst«, sagte er ganz in der Manier des Grauen, der nicht nachfragen konnte, weil die Dunklen wieder angriffen.
    Der Graue wehrte sie mit seinem Stock ab, aber Siggi, der kurz zu ihm aufgesehen hatte, war klar, dass dies nicht mehr lange so weitergehen konnte.
    Sollte schließlich doch alles umsonst gewesen sein? Er hatte sich für so klug gehalten, aber jetzt…
    In diesen Moment der Verzweiflung klang hinter ihnen ein unerwarteter Laut auf, ein klarer, heller, durchdringender Ton. Der Hall eines einzelnen Hornsignals brach sich vielfach an den Felswänden und brauste wie ein Sturmwind durch die Gänge.
    »Die Lios-alfar kommen!«, entfuhr es dem Alten. »Wir sind gerettet.«
    Siggi und Gunhild fielen sich in die Arme.
    Stumm, wie sie gekommen waren, zogen sich die Nachtgeschöpfe in die Dämmerung zurück.

    4
    Licht und Schatten
    Die Raben kamen wie Schatten von Erinnerungen lautlos in den Gang geschwebt, ließen sich, als wäre nichts gewesen, auf der Schulter des Grauen nieder und begannen sich zu putzen.
    Siggi blickte sich um. Der Stollen, in den sie sich geflüchtet hatten, erreichte nach der schmalen Öffnung, in der sie standen, schnell eine Breite von zwei oder gar drei Metern. Siggi stützte sich gegen die Wand, spürte den kühlen rauen Fels durch sein dünnes T-Shirt. Einen halben Schritt hinter ihm stand Gunhild, und auf der anderen Seite der Graue.
    In der Stille waren aus der Tiefe des Ganges leise, aber deutliche Schritte zu vernehmen. Doch in dem fahlen Licht, das hier weniger stark war als in dem kristallerfüllten Höhlendom, konnte er noch niemanden erkennen.
    Siggi spürte Gunhilds Blick und wandte sich um. Seine Schwester sah ihn an. In ihren Augen las Siggi das, was auch er fühlte: Unsicherheit. Er konnte seine Schwester so

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