Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
seinen, Wimmers, Körper zu Boden legen. Dann setzte Wimmer den Koloss auf den Boden und trennte seinen Geist wieder von dem Ungetüm.
Er schlug die Augen auf und spürte die Kälte. Er fror erbärmlich. Genau wie der Golem war er über und über mit Schnee bedeckt und völlig unterkühlt. Natürlich, er hatte keine Bewegung gehabt und dass er das letzte Mal etwas gegessen hatte, war nahezu einen ganzen Tag her.
Wimmer betastete seinen Fuß. Der Schmerz war erträglich. An der nächsten Straßenecke lag eine Taverne, in der es eine recht gute Küche gab. Den Weg müsste er eigentlich ohne große Probleme mit dem lädierten Gelenk schaffen. Jeremias Wimmer zitterte wie Espenlaub. Seine Zähne schlugen so schnell aufeinander, dass er ein durchgängiges Geräusch machte. Er hatte keine Wahl. Wenn er nicht ins Warme kam, würde er sich wenigstens eine schwere Erkältung zuziehen, wenn nicht sogar Schlimmeres. Er hatte Männer im Winter an Lungenentzündung sterben sehen, die auch so gezittert hatten wie er.
Wimmer stemmte sich hoch. Den Golem würde schon niemand stehlen. Wahrscheinlich würde er nicht einmal bemerkt werden. Solange der Schneesturm tobte, waren so wenige Leute unterwegs, dass er vor dem Morgen sicher nicht bemerkt werden konnte.
Etwas zu essen und ein paar Becher heißen Gewürzwein, dann würde es ihm schon besser gehen. Wimmer seufzte, stützte sich an der Wand des Gebäudes ab und tastete sich daran entlang in die Richtung, in der die Taverne lag.
George Drake schlug die Augen auf und sah in das Gesicht Rebekkas. Ein leichter Kopfschmerz war alles, sonst fühlte er sich durchaus bei Kräften. Was war geschehen? Er erinnerte sich daran, Melissa de Ville durch den Raum geworfen zu haben und dann hatte er sie angesprungen, um ihr diese Axt in ihren verfluchten Schädel zu treiben, die er von der Wand gerissen hatte. Irgendetwas war geschehen, das ihn außer Gefecht gesetzt hatte, aber er erinnerte sich nicht, was es gewesen war.
„Ihr hattet da einen … Splitter im Auge.“
Rebekka hielt einen sehr langen, vierkantigen Nagel hoch, in der Art, wie Zimmerleute ihn verwenden. Das Ding hatte ihn getötet! Sein Blut klebte noch an dem geschwärzten Eisen.
„Danke, Mons… Rebekka!“, sagte George leise und ihr Anblick ließ ihn erschauern. Er musste an den Kuss denken, von dem die junge Frau sicher nicht wusste, dass er ihn hatte spüren können, und konnte sich nicht zurückhalten. Er legte seine Hand in ihren Nacken, diesen süßen, wohlgeformten Nacken, und zog ihren Kopf zu sich heran, um sie zu küssen. Er konnte nicht anders.
Und Rebekka schloss ihre Augen und erwiderte die Berührung seiner Lippen, die Wärme und Zärtlichkeit seiner Haut, die sie so sehr begehrte und vor der sie sich so sehr fürchtete. Eine Träne rann ihr über die Wange.
„Es ist nicht richtig …“, flüsterte sie leise. „Es ist nicht richtig, wenn …wir …“ Sie schluchzte und sah ihn aus tränenerfüllten Augen an.
„Es ist vielleicht nicht richtig, aber es ist sicher nicht falsch! Gott ist Liebe und Vergebung, und Liebe vergibt er immer!“, hauchte ihr der Vampir in ihr Ohr und rieb seine Wange an der ihren. „Da ist nichts, das Ihr Euch vorwerfen müsstet, glaubt mir!“
Rebekka lehnte sich an den Vampir und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er Recht hätte. Sie liebte George Drake, Georgios, den Vampir. Er hatte ihre Schwester getötet, aber er hatte sie nicht ermordet. Alles geschah zu einem höheren Zweck und er hatte keine Wahl gehabt. Elisabeth hätte sie verstanden! Wie hatte sie die Märchen geliebt, die Feengeschichten und besonders die tragischen Liebesgeschichten. Konnte es eine tragischere Liebe geben, als die der Schwester eines Opfers zu dem, der diese getötet hatte?
Rebekka drehte sich, legte ihren Arm um den Nacken des Vampirs und küsste ihn, wie eine Frau einen Mann küsst, voller Leidenschaft und Verlangen, heiß und innig. Ihre Zunge suchte ihren Weg zwischen seine Lippen, ihre Hand schob sich unter seine Jacke, unter sein Hemd auf seine warme Haut. Und der Vampir nahm sie, drückte sie an sich, liebkoste sie, wie er seit Jahren keine Frau mehr liebkost hatte. Ihre Haut, ihr Haar, ihr Geruch, alles an ihr lockte ihn, hielt ihn gefangen, voll von Versprechungen und begehrenswerter als alles, was sich ihm je angeboten hatte. George ließ sich fallen, liebte und wurde geliebt. Ihre Brüste, ihre Hüften, der sanft geschwungene Rücken, seine Hände streichelten ihre Haut
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