Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
und sein Mund heftete sich an jeden Fleck ihres Körpers. Hatte er jemals zuvor so gefühlt? Hatte er je eine Frau so begehrt, wie er Rebekka begehrte?
Der Strudel riss sie mit, die Frau wie den Vampir, unwiderstehlich, wie eine unaufhaltsame Welle aus Glück und Verlangen. Er wollte sie und sie wollte ihn, gleich hier auf dem Teppich, auf dem George vor gar nicht langer Zeit gestorben war.
„Sei vorsichtig, Liebster“, hauchte Rebekka zwischen zwei langen, atemlosen Küssen. „ich bin noch Jungfrau …“
Der Drache erwachte. Melissa fühlte, wie er sich aus der abgrundtiefen Dunkelheit erhob, bereit, Unheil über die Erde zu bringen. Noch ahnte der dunkle Gott nicht, was Melissa vorhatte. Er kannte keinen Widerstand, keine Gegenwehr. Nie war ihm etwas gefährlich geworden, seit er in dieser Welt gestrandet war.
Melissa de Ville saß in dem alten, verwitterten Steinbecken und hielt die zweite Flasche mit beiden Händen vor sich. Sie musste genau im richtigen Moment trinken. Der Drache stieg auf. Sie fühlte seine Hitze in sich, aber es war nicht so, wie bei den vielen Malen zuvor. Etwas war anders. Früher, wenn der Drache sie übernommen hatte, hatte sich ihre Sicht verändert. Je höher der Drache kam, je mehr er die Herrschaft übernahm, desto mehr war ihr Blick ins rote Spektrum geglitten, bis sie alles in blutroten Tönen wahrgenommen hatte.
Diesmal war da nur ein rotes Flimmern, ein rosa Schleier vor ihren Augen, wie aus Seide oder federleichter Organza. Aber dafür spürte sie einen leichten Schmerz, als risse ein Blatt Papier in ihrem Magen. Schweiß stand ihr auf der Haut, überzog ihren ganzen Körper, obwohl der Raum kühl war, beinahe schon kalt. Ihr Körper strahlte diese Wärme aus, als brenne in ihr ein Feuer aus tausend Kohlen. Ihre Augen leuchteten in tiefem Rot und nur die schwarzen Löcher ihrer Pupillen zeugten von Leben in ihnen.
Melissa krampfte zusammen. Heiß schoss eine glühende Welle durch ihren Leib.
Sie würgte, schüttelte sich, dass sie fast die wertvolle Flasche fallengelassen hätte. Dann suchte ihr Körper Erleichterung und sie übergab sich in den Raum hinein. Wie ein Strahlt flüssigen Feuers ergoss sich der Inhalt ihres Magens auf den Boden und fraß zischend und dampfend tiefe Löcher in die Steinplatten.
Keuchend richtete sie sich auf und versuchte, die Flasche an den Mund zu setzen, da fuhr erneut eine Welle durch ihren Leib, die sie fast entzweiriss.
Der Drache stieg auf und er spürte, dass etwas nicht stimmte. Melissa würgte und verschüttete einen Teil des Inhalts der Flasche, als sie es endlich schaffte, den Trank in den Mund laufen zu lassen. Aber der Drache wollte sie nicht trinken lassen! Spürte er, dass die Flüssigkeit die Kraft hatte, ihn in die Dunkelheit zu verbannen? Wusste er, dass seine Wirtin ihn betrügen wollte?
Kaum hatte Melissa den letzten Schluck heruntergewürgt, da spie sie in hohem Bogen alles wieder aus. Der Boden brodelte und löste sich auf, wo das Erbrochene ihn berührte. Melissa krampfte sich zusammen, krümmte sich vor Schmerzen.
Dieser Schmerz war anders als alles, was sie bis dahin erlebt hatte. Abgetrennte Gliedmaßen, Feuer, glühende Eisen und brennende Scheiterhaufen hatten ihr nicht solche Pein bereitet wie dieser unendliche, monströse, finstere Schmerz, der sich in ihrem Inneren nach oben wühlte. Brutal und ohne sich anzukündigen brach ihr Brustkorb nach außen, stülpte sich um und wickelte sich in ihrem Nabel um die Wirbelsäule, so kam es Melissa de Ville vor. Als würde eine krallenbewehrte Echse in ihrem Leib mit messerscharfen Klauen ihre Organe zerfetzen. Blut lief ihr aus Mund und Ohren.
Eine erneute Welle warf sie von ihrem Thron, dem alten Taufbecken auf den Boden. Wo sie die erbrochene Flüssigkeit berührte, löste sich ihre Haut vom Fleisch, aber das spürte Melissa nicht.
Vor sich sah sie die Flasche mit dem letzten Drittel ihrer Tinktur. Sie streckte ihre zitternde Hand danach aus und zog die rettende Flasche zu sich heran. Sie sollte das letzte Drittel trinken, wenn der Drachen die Oberfläche erreichte, doch der Schmerz war unerträglich geworden, mächtig, gewaltig und überwältigend und Melissa wollte ihn nur noch loswerden. Vielleicht vermochte der Trank das zu bewirken, es war ihre einzige, letzte Gelegenheit, sich zu retten.
Etwas war schiefgelaufen! So war das nicht geplant gewesen. Das hatte nicht in den alten Schriften gestanden, aus denen sie die Rezeptur hatte. Es sollte anders
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