Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Ruck die Gurgel auf. Das Blut spritzte aus der Wunde und der Vampir trank! Und dann ging ein Soldat auf ihn los, hieb mit dem leergeschossenen Gewehr nach dem Unhold, verfehlte ihn aber und traf im Rückschwung meine Schläfe, was mir wohl das Leben rettete. Das letzte Bild, das ich vor Augen hatte, bevor es dunkel um mich wurde, war das des Vampirs, blutverschmiert, in jeder Faust einen Krummsäbel, mit dem er hervorragend umzugehen wusste, und glühenden Augen, wie er dem Korporal mit einer blitzschnellen Parade die Arme abschlug …“
Der Militär bleckte die Zähne. Auch nach all den Jahren saß die Schmach tief.
„Ihr seht also, Jeremias Wimmer, ich muss nicht davon überzeugt werden, dass es Vampire gibt. Ich weiß es! Ich habe sie gesehen und gegen sie gekämpft. Seit jenem Tag, jener dunklen Stunde, bin ich hinter dieser Ausgeburt der Hölle her und ich werde nicht ruhen, bis ich ihn endgültig unter die Erde gebracht habe!“
Wie er dies anstellen wollte, verschwieg der General und Wimmer fragte nicht, obwohl ihm diese Frage durch den Kopf ging. Er hatte ja zugehört, wenn die gelehrten Herren sich miteinander unterhielten. Der Vampir war Jahrhunderte alt, so viel war mal sicher, denn da waren sich alle einig gewesen. In den Jahrhunderten hatten immer wieder Leute versucht, den Untoten endgültig kalt zu machen, und er lief immer noch durch die Gegend und brachte Menschen um. Hatte alles nichts genutzt, was die auch immer getan haben mochten. Warum also glaubte der Engländer, es könnte ihm gelingen? Na, vielleicht hatte er ja eine Geheimwaffe oder weiß was, das die anderen nicht wussten, dachte Wimmer. Der Mann hatte Kampferfahrung, das war mal sicher. Könnte doch gut sein, dass er ein probates Mittelchen gegen Vampire gefunden hatte, wer konnte das schon wissen!
Der General schlug gegen eine kleine Bronzeglocke, die auf seinem Tisch stand, und sofort erschien ein Uniformierter.
„Schneider, lasst für morgen früh um Schlag sieben die Kutsche anspannen. Nicht den Landauer, die geschlossene Kutsche. Ich werde ein oder zwei Wochen unterwegs sein, kümmert Euch um die Geschäfte hier, Ihr wisst ja …“
Der Engländer unterbrach sich kurz, zog ein Blatt Papier heran und griff zu seinem Schreibzeug. Eilig begann er, etwas auf das Blatt zu schreiben.
„Ich gebe Euch hier eine Liste, lasst das bitte erledigen. Ich erwarte, dass die Sachen bis morgen früh erledigt beziehungsweise beschafft worden sind. Erstattet mir beim Wecken um fünf Uhr morgens Bericht.“
Er legte den Stift beiseite, faltete den Bogen und reichte ihn dem Uniformierten, der die Hacken zusammenschlug, salutierte und genauso wortlos verschwand, wie er erschienen war.
Der stämmige Engländer erhob sich mit einer Geschmeidigkeit aus seinem Sessel, die Wimmer ihm nicht zugetraut hätte. Da erkannte man den Krieger, den geübten Kämpfer. Courtyard war bekannt dafür, mit seinen Soldaten an vorderster Front zu kämpfen, statt aus der Etappe Befehle zu geben. Er kannte den Gestank von Pulver und geronnenem Blut, den süßlichen Hauch des verwesenden Fleisches auf dem Schlachtfeld.
„Kommt, Herr Wimmer, ich will Euch etwas zeigen.“
Es klang eher wie ein Befehl denn eine Einladung, doch Wimmer leistete ihr Folge. Der Engländer führte ihn durch die verwirrende Vielzahl der Räume und Gänge seines Domizils. Es musste ein älterer Teil des Baus sein, denn nun waren die Wände aus Fachwerk und schließlich folgte er dem General eine gewundene Treppe hinunter und die Luft wurde kalt. Felsen bildeten nun die Wände. Am Ende der Treppe befand sich Wimmer in einem gewaltigen Gewölbe, das von ein paar Dutzend Fackeln erhellt wurde. Hier gab es alles, was einen Mann vor die Inquisition hätte bringen können, das sah Jeremias Wimmer sofort.
Der Engländer führte ihn zu einem Schrank, einer Art Kabinett, halb in die Wand eingelassen und mit schweren Schlössern gesichert. Umständlich öffnete der General die Mechanismen und zog die Türen auf, die dumpf in ihren Angeln knarzten.
Die Flügel hatten ein Gitter verhüllt, aus schweren Eisenstangen geschmiedet und wieder auch mit Schlössern gesichert. Auch diese öffnete der Engländer. Dann trat er einen Schritt zurück, zog ein kleines Fläschchen aus der Tasche, entkorkte es und trank davon. Es schien nur ein winziger Tropfen gewesen zu sein, den er aus dem Flakon auf seine Lippe tropfen ließ, doch die Wirkung war schauerlich.
„Ich hoffe doch, Ihr seid nicht schreckhaft, Herr
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