Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Nutzen. Er lebt nicht wirklich, hat kein Blut, ist unzerstörbar! Wir haben es versucht! Sogar in die Luft gesprengt haben wir ihn, mit mehr Pulver als bei mancher Schlacht verschossen wurde! Er hat sich aus den Trümmern wieder zusammengefügt … Jetzt stellt Euch vor, was ein Vampir gegen ihn ausrichten könnte.“
Wimmer ging ein Licht auf.
„Nichts, nehme ich an …?“, antwortete er halb fragend.
Der Engländer nickte, wobei er die Zähne fletschte.
„Exakt! Nichts könnte er tun. Rein gar nichts!“, knurrte er.
Van Strout saß vor den beiden Drachenkästchen und der Gemme, den Kopf auf die Hand gestützt und den Ellenbogen auf den Tisch. So hockte er dort schon eine geschlagene Stunde und starrte die vor ihm liegenden Gegenstände an, während ich mich in die Lektüre des Büchleins vertiefte. Wir waren übereingekommen, dass es doch besser sein würde, wenn ich mich einmal selbst durch den Text arbeitete.
Das Büchlein war recht interessant. Es bestätigte in weiten Teilen, was ich schon wusste, aber Neues stand kaum darin. So war mir bekannt, dass Drachen schon vor Beginn der geschichtlichen Erinnerung bekannt gewesen sein mussten, denn es gab Zeichnungen von drachenähnlichen Wesen, die man im Altaigebirge gefunden hatte und die uralt sein mussten, doch wusste ich bis dato nicht, dass in Südfrankreich angeblich Höhlen existierten, in denen noch viel ältere Malereien gefunden worden sein sollten. Der Autor des Büchleins notierte hierzu, er sei von der Farbenpracht überrascht gewesen. Ich nahm also an, dass er selbst sie mit eigenen Augen gesehen hatte. Demnach schrieb er wohl die Wahrheit oder es handelte sich um eine geniale Fälschung. Zu welchem Zweck hätte der Vampir sich diese Mühe machen sollen? Wo doch der Rest des Werkes der Wahrheit entsprach, soweit ich das beurteilen konnte. Nirgends in dem Büchlein aber fand ich einen Hinweis auf den absoluten Ursprung der Drachen und woher sie einst kamen.
Ich klappte das Buch zu, denn wie Van Strout schon bemerkt hatte, war der letzte Abschnitt in einer Sprache verfasst, die mir nicht im Ansatz bekannt vorkam. Die Schrift selbst ähnelte nichts, das mir schon untergekommen wäre. Sie erinnerte noch am ehesten an eine Mischung aus hebräischer Flammenschrift und Sanskrit, aber auch das ist nicht annähernd Beschreibung genug, um die Andersartigkeit dieser Schrift zu verbildlichen. Gerade hier mochte sich die Information verbergen, doch wenn dem so war, entzog sie sich mir. Noch! Ich war sicher, es musste möglich sein, auch den Code dieser Sprache zu enträtseln, so wie es noch bei jeder Sprache oder Schrift gewesen ist, die Menschen gesprochen haben.
Van Strout unterbrach meine Grübeleien mit einem erstaunten Ausruf, der mich herumfahren ließ.
„Es hat geklickt!“, rief er aufgeregt. Er hatte zwei Kästchen in einem schrägen Winkel gegeneinander gehalten und wiederholte dies nun ein paar Mal. Jedes Mal, wenn er die Kästchen sich berühren ließ, ertönte ein leises aber deutlich vernehmbares Klicken. Trennte Van Strout die Kästchen wieder, ertönte ein etwas leiseres Klack. Berührung: Klick! Trennen: Klack.
Schließlich legte er die Kästchen auf den Tisch.
„Was ziehen wir daraus für einen Schluss?“, fragte er. „Nutzt uns diese Erkenntnis in der Praxis? Ich weiß nicht, Herr von Steinborn, was meint Ihr?“ Er schob seinen Sessel zurück und sah mich an.
„Lasst uns sehen, Mijnheer, welche Schlüsse wir hieraus ableiten können … Es scheint, als spüre eines der Kästchen, dass das andere da ist. So sie sich berühren, betätigt sich ein Mechanismus wie von selbst. Ich kenne nur eine Kraft, die unsichtbar ist und doch allgemein bekannt und durchaus real.“
„Ihr sprecht natürlich von der magnetischen Anziehungskraft“, fügte Van Strout hinzu und kürzte meine wohlformulierte Rede damit um zwei Absätze.
„Ganz recht, lieber Freund. Ist es nicht offensichtlich? Jedes der Kästchen hat, so deucht mir, an seinen beiden Enden je einen, nun, nennen wir es einen magnetischen Riegel. Berühren sich nun die Kästchen, so sperrt der Mechanismus, wie er auch immer aussehen mag, diese Seite des Kästchens auf. Das ist das Klicken, welches immer dann zu vernehmen ist, wenn die Kästchen sich berühren.“
Ich nahm die beiden Walnusskästchen in die Hände und hielt sie aneinander. Klick!
„Und da am anderen Ende eines jeden Kästchens ein Mechanismus zu sitzen scheint, benötigt man drei Kästchen, um alle zu öffnen.
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