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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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der blasse Mann gekommen, hatte sich als Navigator vorgestellt und gefragt, ob er den Turm nicht von der Gemeinde kaufen könne. Der Dorfvorsteher hatte den Ältestenrat einberufen und man hatte beschlossen, das gute Geld zu nehmen und den Fremden in die Gemeinschaft aufzunehmen. Der blasse Mann hatte den Turm restaurieren lassen und die eine oder andere Neuerung einbauen lassen, und dies hatte noch mehr Geld in die Gegend gebracht. Der Navigator zahlte gut und pünktlich und wusste sich zu benehmen. Wenn er im Ort war, ging er jeden Sonntag in die Kirche, er spendete für die Bedürftigen, und als Bauer Fredersen das Reetdach abbrannte, lieh er dem zinslos Geld für die Reparatur. Es gab im ganzen Dorf nicht einen, der etwas Schlechtes über den Blassen sagen konnte, wenn man sich auch wunderte, dass er keine Frau hatte und auch keine Anstalten zu machen schien, sich um eine zu bemühen. Der Navigator hatte durchaus die eine oder andere Verehrerin im Dorf, die im rechten Alter gewesen wäre und mit Freude einem Antrag zugestimmt hätte! Darauf im Krug angesprochen, hatte er nur auf seinen gefährlichen Beruf verwiesen. Wer konnte wissen, ob er nach der nächsten Fahrt wieder zurückkommen würde? Dieser Gefahr und diesem Leid wolle er keine Frau aussetzen, hatte der Navigator gesagt. Es sein ja noch genug Zeit, an so etwas zu denken, wenn er die Seefahrt einmal an den Nagel hängen und sesshaft werden würde. Im Dorf wurde das als edle Geisteshaltung gesehen. Der Mann hatte Verantwortungsgefühl, hieß es.
    Als der blasse Mann durch das Dorf ritt, lächelten ihn die Leute an, die ihn sahen und erkannten, und manch ein fröhliches Hallo wurde ihm mitgegeben. Der Navigator war mal wieder da!
    Er lächelte immer höflich zurück, erwiderte die Grüße und versprach, am Abend in den Krug zu kommen und von den neuesten Neuigkeiten zu berichten. Er war sich nicht sicher, ob er sein Versprechen würde halte können …
    Die schweren Schlösser an der eichenen Tür zu seinem Domizil schnappten problemlos auf. Knarrend öffnete sich die Tür. Die Luft roch ein wenig muffig, aber durch die geöffneten Läden würde schnell frische Luft hereinkommen und wenn erst einmal ein Feuer im Kamin brannte, würde es schnell erträglicher sein.
    Nachdem er alle Fenster geöffnet hatte, das Feuer brannte und er seine Reisesachen ausgepackt und das Pferd versorgt hatte, begab der blasse Mann sich in den Keller des Turmes. Das Wissen um die Geheimnisse dieses alten Gemäuers war verloren gegangen und beim Umbau hatte der Navigator penibel darauf geachtet, dass die Arbeiter nicht durch Zufall auf eines dieser Geheimnisse stießen.
    Der Turm hatte fünf Kellergewölbe, die alle übereinander lagen. Er mochte wohl um die siebzig Fuß tief unter die Erde reichen, genau konnte auch der Navigator das nicht sagen, der den Turm erforscht hatte, denn die unteren Gewölbe lagen unter Wasser und nur oberflächlich hatte der blasse Mann sie betaucht. Er brauchte zwar nicht zu atmen unter Wasser und starb doch nicht, aber dort unten war es stockfinster und er hatte sich den Weg ertasten müssen. Das unterste Stockwerk lag völlig unter Wasser und im darüberliegenden stand es noch kinnhoch. Doch die Fundamente des Turmes waren stabil, trotz des eingedrungenen Wassers. Es mochte auch sein, dass dies geplant war und der Turm so gebaut worden war, dass er im Wasser gründete, wer weiß?
    In den beiden folgenden Stockwerken hatte der blasse Mann, den sie hier den Navigator nannten, sich seine Bibliothek und sein Labor eingerichtet. Das oberste der unteren Stockwerke wirkte auf den flüchtigen Betrachter wie ein normaler Keller mit allem, was so dazu gehört. Das standen Körbe mit Lagerobst, Regale mit staubigen Flaschen, Dinge, die hier gelagert wurden, Truhen mit Gerümpel, alte Möbel und ein Sammelsurium von Werkzeugen, Schaufeln, Hacken und Tauwerk. Nur wer suchte, konnte den Eingang zu den Untergeschossen finden. Oder wer das Geheimnis kannte.
    Der Navigator schob die Taue beiseite, trat dahinter, drückte mit einem Knie einen Stein hinein und zugleich zog er mit einer Hand an einem Seil, das etwas dicker war als die anderen. Es knirschte, und eine Klappe schwang nach oben und gab einen Treppengang frei, der nach unten führte.
    Der Navigator entzündete eine Lampe und stieg die Treppe hinunter. Unten angekommen zündete er auch dort eine Reihe von Kerzen und Lampen an, bis ein helles Licht den Raum erfüllte. Gobelins an den Wänden und dicke

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