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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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das Boot umso schneller voran. Der Fischer hatte geglaubt, der feine Herr mit dem blassen Teint würde eher eine Behinderung sein, denn eine Hilfe. Zu seiner Überraschung passte der Mann sich aber perfekt an seine Ruderbewegungen an, hielt Schlagzahl und Takt genau ein, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als Boote zu rudern. Nicht nur das, auch schien der feine Herr nicht so schnell zu erlahmen, im Gegenteil, er schien mehr Ausdauer an den Tag zu legen als der erfahrene, kräftige Fischer selbst, und dessen Respekt für den besser gestellten Herren stieg. Normalerweise hielt er nicht viel von Adeligen, aber dieser hier war aus anderem Holz als die feinen Herren in Antwerpen, mit denen er sonst zu tun hatte. Und auch der andere, dieser deutsche Freiherr, der ihn angeheuert hatte, schien kein übler Kerl zu sein, hatte ihn, den einfachen Mann, höflich und zuvorkommend behandelt und war bereit, einen fairen Preis zu zahlen. Er hatte ihn nicht weiter heruntergehandelt, als recht und billig war.
    Nur der Kerl, der nichts sagte und dessen Gesicht er nicht sehen konnte, der war ihm nicht geheuer.
    Warum zeigte er sein Gesicht nicht? Was konnte so schlimm sein, dass er sich derart verhüllte? Nach einer Weile hörte der Mann auf zu grübeln. Er war ein praktisch veranlagter Mensch und hier, auf dem offenen englischen Kanal, musste er sich auf die Strömung und den Wind konzentrieren, sonst landeten sie am Ende noch sonst wo, aber nicht in England.

Courtyard zitterten die Hände, als er sein Pferd bestieg, so sehr schmerzte ihn sein Leib. Es war, als risse innerlich etwas auseinander. Trotzdem stemmte er sich auf das schnaubende Tier, denn sie mussten schnell die Verfolgung aufnehmen, wenn sie den Vorsprung aufholen wollten, den die drei Männer hatten, die in der Kutsche des Holländers in Richtung Antwerpen unterwegs waren.
    Von dort dann weiter nach London! Courtyard atmete tief durch und verdrängte den Schmerz so gut es ging. Er zog sein Pferd herum und hob den Arm. Der kleine Tross setzte sich in Bewegung.
    Wimmer lenkte sein Reittier neben den Engländer. Der Regen ließ alle Männer ein mürrisches Gesicht ziehen, aber die Miene des Briten zeugte nicht von Missmut, sondern zeigte seine Schmerzen an für den, der die Zeichen kannte. Und Jeremias Wimmer kannte die Zeichen.
    „General, auf ein Wort“, sagte er leise, so dass ihn nur der Engländer verstehen konnte. „Wenn wir direkt zur Küste fahren würden, um uns einzuschiffen, würden wir viel Zeit sparen. Ich weiß um ein Fischerdorf, das wir in gut zwei Stunden erreicht haben müssten. Dort sollten wir ein Boot finden, das uns weiterbringen kann. Was denkt Ihr darüber?“
    Sie würden wirklich viel Zeit sparen, wenn sie nicht den Umweg über Antwerpen nehmen würden, das stand außer Frage. Das Fuhrwerk mit seiner Last kam nur langsam voran und sie würden nicht vor morgen Mittag dort ankommen. Auch das Verladen der Fracht würde nicht unproblematisch sein. Da war ein kleiner Hafen eine wesentlich bessere Alternative. Und wieder hatte sich Wimmer als hilfreich erwiesen.
    Courtyard nickte.
    „Dann auf zur Küste, Meister Wimmer, Ihr führt uns!“
    Wimmer neigte den Kopf und wendete sein Pferd, um den Männern auf dem Fuhrwerk die Nachricht zu übermitteln. Eine Verkürzung ihrer Strapazen würde die Laune der Männer sicher nicht verschlechtern. Gegen den Regen war kein Kraut gewachsen und eine Gelegenheit sich abzureagieren würden die Männer auch nicht so schnell bekommen.
    Der Tross brauchte wegen des aufgeweichten Bodens dann doch fast drei Stunden, bis eine kleine Ansammlung von armseligen Fischerhütten in Sicht kam. Der Wind hatte aufgefrischt und trieb den Regen von See landeinwärts, in die Gesichter der Reisenden.
    „Wartet hier,“ schlug Wimmer vor. „Ich werde sehen, was zu machen ist. Es sind arme Leute hier und ich glaube nicht, dass sie sich ein gutes Geschäft entgehen lassen werden. Wir wollen sie nur besser nicht gleich mit so vielen Männern auf einmal in Angst versetzen. Man ist hier nicht viel Besuch gewohnt, zumal zu nachtschlafender Zeit!“
    Courtyard nickte wortlos. Der Engländer hing bleich und stumm im Sattel. Die Schmerzen hatten zugenommen und im Augenblick war es ausgeschlossen, an seine bewährten Schmerzmittel zu kommen. Der Brite war froh, dass Wimmer ihm die Führungsaufgaben aus der Hand nahm und dabei sorgsam darauf achtete, das Gesicht des Generals zu wahren. Im ganzen Dorf schien nur hinter einem

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