Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Alte.
„Nun, noch kann man davon nicht reden, und es wird wohl noch einige Tage dauern, bis man die Abwesenheit des Generals überhaupt bemerkt. Versteht, es ist die reine Gehässigkeit, diesen todkranken Menschen nicht gehen zu lassen, denn dienen kann er als Soldat sowieso nicht mehr, so krank, wie er ist.“
Er hat doch wohl nicht die Pest?“, fauchte die Frau mit dem juckenden Kinn.
„ Mefrouw, ich bin nicht von Todessehnsucht geplagt und hoffe, noch ein langes Leben vor mir zu haben. Nein, der Mann hat eine Lungenkrankheit. Hustet sich die Seele aus dem Leib und spuckt Blut. Schwindsucht. Und davon einmal abgesehen, will ich nicht, dass jemand uns begleitet und ein Risiko eingehen muss, wie dies auch immer geartet sein könnte. Am Liebsten wäre mir, ich könnte ein Boot oder kleines Schiff erwerben, die Mannschaft dafür habe ich schon.“
„Ein Boot, hm?“, meinte Alte und einer der Männer schob seine Lippen vor.
„Das wird Euch ein paar Gulden ärmer machen“, stellte er nüchtern fest.
Wimmer griff in sein Wams und zog seine Geldkatze heraus. Zwölf goldene Münzen stapelte er auf dem Tisch auf, eine nach der anderen und bei jeder einzelnen nahm das Leuchten in den Augen der Leute zu.
„Meint Ihr, dafür könnte ich ein Boot bekommen, das stabil genug ist, uns auf die Inseln zu bringen?“
Der alte Fischer erhob sich und sah jedem seiner Kompagnons kurz ins Gesicht.
„Dafür bekommt Ihr ein Boot, ach, was sage ich, ein Schiff, das Euch nach Indien bringen könnte!“ Der Alte strich mit den Fingern über den Münzstapel, nahm die Oberste in seine Hand und betrachtete ihren Glanz.
„Und das ganze schäbige Dorf obendrein als Zugabe!“, fügte er hinzu.
London hatte sich verändert, seit Georgios das letzte Mal hier gewesen war. Vor zwölf Jahren, bei seiner letzten Visite in Britanniens Hauptstadt, war der Hafen schon geschäftig gewesen, aber nun glich das Ganze einem Hexenkessel. Nur der Nebel war so unvergleichlich wie eh und je. Dick und schwer lag er auf der stinkenden Metropole, die ein Mischung aus Baustellen und Schlamm zu sein schien.
Die ganze Überfahrt hatte es geregnet und auch die Weiterfahrt bis London war von Nässe gezeichnet gewesen. Georgios hatte die Führung der kleinen Gruppe übernommen, war er doch der Einzige, der sich in London schon aufgehalten hatte. Ihr erster Weg hatte sie zu einem Bankhaus geführt, das sich etwas abseits der Malls in einer Nebenstraße befand, die immerhin gepflastert war. Sie alle sprachen zum Glück englisch, doch nur bei Georgios klang es britisch, wie bei einem Einheimischen. Mühelos konnte er sogar zwischen dem gestelzten Englisch der Oberschicht und dem Kauderwelsch der Bürger hin und her springen.
In dem Bankhaus hatte der Vampir bei seinem letzten Besuch Gelder und Schlüssel hinterlegt. Er pflegte dies an allen möglichen Orten zu tun, wusste er doch nie, ob er nicht einmal wieder einen Unterschlupf benötigen würde. Hier in England besaß er ein großes Haus, dessen wesentlicher Teil vermietet war. Die Mietgelder hatten sich zu einem kleinen Vermögen angehäuft, und die Bankiers behandelten sie mit ausgesuchtem Respekt. Es wurde Tee gereicht und Gebäck, um den Kunden die Wartezeit zu verkürzen. Von Steinborn hatte noch Tage später Grund zur Belustigung, denn Georgios hatte sich in Britannien auch eine britische Identität zugelegt und handelte hier unter dem Namen George Drake. Der Freiherr fand dies äußerst belustigend.
Das Haus, welches dem Vampir gehörte, brachte nicht nur Mieteinnahmen, sondern hielt auch eine kleine Wohnung in den hinteren Räumen bereit, die dem Vampir jederzeit zur Verfügung stand, denn sie war ausdrücklich von der Vermietung oder anderweitigen Nutzungen ausgeschlossen.
Nach zwölf Jahren hatte sich zwar auf den Möbeln reichlich Staub angesammelt, doch störte sich niemand daran. Nur Rebekka konnte sich nicht zurückhalten und reinigte zumindest die Sitzmöbel und Tische. Sie breiteten ihre durchnässten Sachen zum Trocknen aus und entzündeten die Öfen und den Kamin im großen Zimmer. In all den Jahren hatte das Holz alle Feuchtigkeit verloren und brannte schnell und heiß, sodass ihnen schnell wohlig warm wurde.
Besonders Rebekka genoss es, nicht in ihrer Männerverkleidung herumlaufen zu müssen und das Haar offen tragen zu können, solange sie sich in diesen Wänden befanden.
„Wie gedenkt Ihr weiter vorzugehen, George?“, fragte der Freiherr, nachdem sie etwas Heißes getrunken
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