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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Fenster Licht, der Rest lag in tiefem Dunkel. Das Haus lag dicht am Strand, eng an den Deich geschmiegt und von niedrigen, windgebeugten Apfelbäumchen umstanden. Wimmer band sein Pferd an den Gartenzaun und trat vor die Eingangstür, hinter der er die Stimmen von Menschen ausmachen konnte. Er hob die behandschuhte Faust und pochte an die Tür. Sofort erstarb das Gespräch drinnen und er konnte eifriges Geraschel und die Geräusche von Möbeln hören, die herumgeschoben wurden. Dann antwortete eine raue Männerstimme: „Wer ist da?“
    Wimmer räusperte sich. Jetzt kam es drauf an. Er hatte sich auf dem Weg hierher schon überlegt, wie er auftreten sollte, und das eben Gehörte machte es ihm einfach, denn offenbar gab es dort drinnen etwas zu verbergen und Wimmer konnte sich gut denken, was das sein mochte.
    „Guten Abend wünsche ich! Mein Name ist Jeremias Wimmer aus Hannover und ich bin ein Reisender und im Moment allein und sicher keine Gefahr für ehrliche Strandläufer.“
    Wie die meisten Bewohner der Nordseeküsten nahmen die Einwohner gern, was das Meer ihnen gab, und es kam vor, dass dabei auch nachgeholfen wurde, um Schiffe auf Grund laufen zu lassen, deren Fracht dann an den Strand gespült das Einkommen der Fischer aufbesserte. Die Seeleute nannten sie Strandräuber, sie selbst hatten sich den Namen Strandläufer gegeben, und wenn jemand sie als solche bezeichnete, dann zeigte er ihnen, dass er zum einen wusste, was vor sich ging, und zum andern, dass er nicht ihr Feind war. Denn diese nannten sie nur entweder Fischer oder Strandräuber, wenn nicht Schlimmeres.
    Ein Riegel wurde beiseite geschoben und die Tür öffnete sich einen Spalt. Eindringlich wurde Wimmer gemustert, dann wurde der Spalt breiter und ein vernarbter alter Mann trat heraus.
    Der Fischer blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen misstrauisch an.
    „Was treibt Euch zu solcher Stunde in unsere abgelegene Gemeinde?“
    Wimmer zog den Hut vom Kopf und beugte sich zu dem kleineren Mann hinunter.
    „Ich benötige einen Transport nach England, einen, der von der Obrigkeit unbemerkt bleiben wird. Für sieben Männer und Pferde, zwei Ochsen und unsere Fracht.“
    „Und wie kommt Ihr auf den Gedanken, hier könnte Euch bei Eurem Vorhaben Hilfe zuteil werden? Wir sind alle nur einfache Fischer und gesetzestreue Untertanen seiner Majestät!“, fauchte der Alte.
    Wimmer warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.
    „Herr, wollt Ihr uns beleidigen!“, rief der alte Fischer und trat einen Schritt vor.
    „Nein, Meister Strandläufer, beleidigen will ich Euch sicher nicht!“, antwortete Wimmer und wischte sich die Augen trocken. „Ich musste nur an eine Szene aus meiner Jugend denken, als wir das Plündern eines gestrandeten Seglers in Haarle unterbrechen mussten, weil eine Patrouille der königlichen Reiterei dazwischen kam. Die die Plünderung dann selbst fortsetzte, darf ich hinzufügen. Aber das muss ich Euch nicht erklären, nehme ich an.“
    „Nein, mein Herr, das müsst ihr nicht!“ Der alte Fischer trat beiseite und ließ Wimmer in die warme Stube eintreten. „Das müsst ihr wahrlich nicht.“
    In der Stube saßen drei Männer und zwei Weiber an einem einfachen Tisch aus rauen Brettern vor Bechern mit dampfenden Getränken. Ein Geruch von Rum lag in der Luft und Wimmer fragte sich, von welchem Ostindienfahrer der wohl stammen mochte.
    Man bot ihm einen Sitz und er ließ sich zwischen den Fischerleuten nieder. Das waren die Menschen, unter denen er aufgewachsen war, auch wenn seine derzeitige Kleidung das kaum vermuten ließ. Ungefragt stellte der alte Fischer, der ihn eingelassen hatte, einen Becher mit Grog vor ihn hin, eine Mischung von Rum, Zucker und heißem Wasser. Zucker , dachte Wimmer, die haben es anscheinend gut getroffen in den letzten Monaten .
    Der alte Mann zog einen weiteren Stuhl heran und setzte sich zu den anderen.
    Eine der Frauen kratzte sich ununterbrochen am Kinn, die andere starrte ihn mit sichtbarem Misstrauen an. Die wettergegerbten Gesichter der Männer sahen ihn eher gleichgültig an.
    „Nun, es ist so“, begann Wimmer seinen Wunsch vorzutragen. „Ein britischer General möchte unbemerkt zurück. Es geht mit ihm zu Ende und er will sein Leben auf heimatlichem Boden beenden, das ist ja nur zu verständlich. Nun wollte sein Dienstherr ihn nicht freigeben und so ist er, wenn man so möchte, unerlaubt zu seiner letzten Reise aufgebrochen.“
    „Desertiert, wenn man anders will …“, knurrte der

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