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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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maß aber nur noch knappe zwei Finger in der Länge, und nach den wuchtigen Abmessungen des Griffes zu schließen, musste es sich wohl um ein Bastardschwert gehandelt haben, das ein normal gewachsener Mann kaum mit einer Hand führen konnte. Ohne auf Abu Duns verwirrte Blicke zu achten, drückte er ihm den Schwertgriff in die künstliche Hand und schloss auch die anderen Finger darum, wieder begleitet von leisem Klicken und Rasseln.
    »Probier es aus!«, forderte er Abu Dun auf.
    Gehorsam erhob sich der Nubier und schwang den Schwertgriff behutsam nach rechts und links, zuerst zögerlich, dann mutiger etwas schneller und schließlich mit einem breiten Grinsen und solcher Kraft, dass der kurze Rest der Klinge mit einem hörbaren Zischen durch die Luft schnitt.
    »Nicht so wild!«, warnte ihn Kasim. »Ich muss noch …«
    Der Handschuh löste sich von Abu Duns Armstumpf, flog kaum einen Fingerbreit an Kasims Gesicht vorbei, und der Schwertstumpf grub sich mit einem dumpfen Schlag bis zum Heft in die Wand. Putz rieselte.
    »… die Riemen anlegen«, führte Kasim seinen Satz leiser zu Ende, mit der linken Hand sein Gesicht betastend, wie um sich davon zu überzeugen, dass es noch da und einigermaßen unversehrt war.
    Abu Dun grinste breit, ging hin und zerrte Handschuh und Schwertgriff ohne sichtbare Mühe aus der Wand. Die Klinge hatte sie glatt durchschlagen. Licht schimmerte am Grunde des Spaltes.
    Kasim entriss ihm den Handschuh, stülpte ihn grob über Abu Duns Armstumpf und fischte dann ein kompliziert aussehendes Geschirr aus ledernen Riemen und Schnallen aus seiner Kiste, mittels dessen er den Handschuh an Abu Duns Unterarm und Ellbogen befestigte.
    »Jetzt versuch es noch einmal!«
    Vorsichtshalber trat er dicht hinter Andrej, als Abu Dun gehorchte und den Schwertgriff diesmal noch viel wuchtiger hin und her wirbelte. Der Handschuh blieb, wo er war, und Abu Duns Gesicht hellte sich zusehends auf.
    »Das ist fantastisch!«, lobte er. »Du bist vielleicht ein miserabler Medicus, aber ein ganz passabler Handwerker.«
    »Ich bin kein Medicus«, versetzte Kasim, fast ein bisschen beleidigt. »Ich war Hufschmied, bevor Hasan mich in seine Dienste genommen hat.« Auffordernd hielt er ihm die Handfläche hin, und Abu Dun streckte ihm den Arm entgegen.
    »Wenn du deinen Griff wieder lösen willst, drückst du auf diese Stelle hier, siehst du?« Kasim demonstrierte dem Nubier, was er meinte, indem er kräftig auf eine der schwarzen Eisenschuppen drückte. Es klickte laut, und die Finger schnappten wie die Beine einer eisernen Spinne auseinander, sodass der Schwertgriff zu Boden polterte. Kasim beachtete ihn nicht, sondern begann die Finger jetzt einzeln und mit metallischem Klacken nach innen zu biegen.
    »Du kannst jeden Finger einzeln bewegen und fast wie deine eigenen«, sagte er. »Am Anfang wird es dir vielleicht ein wenig ungelenk vorkommen, und du wirst einige Zeit mit Üben verbringen müssen. Aber nach einer Weile wirst du damit fast alles tun können, was du auch mit deiner alten Hand konntest.«
    »Es sind nur vier«, sagte Abu Dun.
    »Und ich werde in den nächsten Tagen noch ein paar Anpassungen vornehmen müssen, damit auch alles wirklich passt«, fuhr Kasim fort, als hätte er gar nichts gesagt. »Aber ich wollte den Großteil der Arbeit beenden, bevor wir an Bord gehen. Im Sattel eines Kamels arbeiten zu müssen, ist schlimm genug, aber auf einem schwankenden Schiff ist es noch viel schwieriger.«
    »Du hast das während der Reise gebaut?«, fragte Andrej. »Beeindruckend!«
    »Das sind nur vier«, sagte Abu Dun noch einmal und jetzt leicht drohend.
    Andrej sah es jetzt auch. Er fragte trotzdem: »Vier was?«
    »Vier Finger«, grollte Abu Dun. »Besser gesagt drei Finger und ein Daumen.«
    »Den wegzulassen wäre höchst dumm gewesen«, erwiderte Kasim todernst. »Ein Finger weniger hingegen macht fast keinen Unterschied. Allah in seiner Weisheit hat zwar beschlossen, uns mit vier Fingern auszustatten, und ich maße mir auch gewiss nicht an, das zu kritisieren, aber so ganz verstanden habe ich den Grund …«
    »Ich werde nicht mit einer Hand herumlaufen, die nur drei Finger hat, wie eine Missgeburt!«, unterbrach ihn Abu Dun zornig. »Was hast du dir dabei gedacht? Willst du mich zum Gespött der Leute machen?«
    Andrej konnte dem ehemaligen Hufschmied ansehen, dass er Abu Duns Empörung nicht verstand. »Ich hatte wenig Zeit, und das sind immer noch vier Finger mehr, als du bisher gehabt hast«,

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