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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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gerade meine Suppe, als ein kleiner, fetter Mann die Kammer betrat, oder besser gesagt, hereinrollte. Von den wohlgenährten Waden bis zu den dicklichen Wangen war alles an ihm warm und leutselig, bis auf seine Augen, von denen ein gerissener, wachsamer Blick ausging.
    »Ertappt!«, sagte er und rieb sich voll Schadenfreude die Hände. »Ich sagte meinen gelehrten Freunden, dass du eine kleine Maus bist, die nur zum Essen herauskommt, wenn die Falle ausgelegt ist.«
    Etwas an der Art, wie er das Wort »Falle« aussprach, gefiel mir nicht und raubte mir den Appetit. Ich ließ den Löffel auf den Teller fallen. »Bin ich in Newgate?«
    »Newgate?« Er lachte sich kaputt. »Viel schlimmer als das. Du befindest dich in meinem Haus in der Nähe des Lincoln’s Inn. Ich bin Advokat. Die Menschen können dem Gefängnis entkommen, aber niemals dem Gesetz. Stimmt’s, Mr Eaton?«
    Als der Mann mit der Narbe eintrat, drehte ich mich zur Wand. »Ist er wach, Mr Turville? Ich hatte gehofft, er würde nie wieder zu sich kommen, damit wäre unser Problem erledigt gewesen.«
    Ein nadelspitzer Schmerz schoss durch meine Schulter, als er mich packte und hochzog. Ich schrie auf und brach am ganzen Körper in Schweiß aus. Die Narbe war eine violett flackernde Wunde, die nahe davor zu sein schien, mein Gesicht zu verschlingen. Angewidert drehte ich mich weg.
    »Das reicht!«
    In der Stimme des anderen Mannes lag ein neuer Tonfall. Er setzte sich auf das Bett, das unter seinem Gewicht nachgab, und roch stark nach Moschus. »Nun denn. Du bist nicht im Gefängnis und wirst auch nicht dorthin kommen.«
    »Leider«, sagt der Mann, den er Eaton genannt hatte.
    Turville ignorierte ihn und sagte freundlich und tröstend: »Komm, Mr Tom, setz dich auf. Wir müssen uns einmal ausführlich unterhalten. Setz dich hin. Sei ein braver Junge.«
    Er berührte meine Schulter. Es war nichts gegen den Schmerz, den Eaton mir bereitet hatte, doch ich fürchtete mich mehr vor seinem freundlichen Gebaren als vor Eatons Gewalttätigkeit. Ich war erschöpft, ausgelaugt davon, nicht Bescheid zu wissen, während die um mich herum so vielsagende Bemerkungen machten wie »mein lieber Tom« oder »Mr Tom«. Ich sprang auf, stieß ihn beinahe vom Bett und schrie ihn an, wobei ich auf Eaton deutete.
    »Er hat versucht, mich zu töten! Er will es jetzt auch! Seht ihn Euch an! Ich kann ihn nicht in meiner Nähe ertragen! Ich halte es nicht aus, ihn zu sehen!«
    Der Ausbruch raubte mir das bisschen Kraft, das ich hatte, und ich fiel zurück ins Bett. Der Moschusgeruch überwältigte mich beinahe, als Turville das Laken wieder über mich legte. »Das ist Unsinn, Tom! Mr Eaton hat dich hierher gebracht. Er hat dir das Leben gerettet! Sein Mann hat Crow erschossen, als dieser dich erschießen wollte.«
    Wenn mein Körper bereits erschöpft war, so raubte mir das den Verstand. Ich beschimpfte sie. Mein Leben gerettet? Der Mann mit der Narbe? Wer hatte Matthew fortgetrieben, und wessen Männer hatten, wie ich glaubte, Susannah getötet? Der fette Mann stand auf und führte eine geflüsterte Unterhaltung mit Eaton.
    »Tragt ein Halstuch, Mann! Er hat Albträume wegen Eurer Narbe! So werden wir niemals weiterkommen.«
    Mein Fieber wurde schlimmer. Das nächste Mal, als ich Eaton sah, hatte er ein Tuch um den Hals geknotet, das den schlimmsten Teil seiner Narbe verbarg, doch ich sah sie trotzdem: in den Kohlen, die den Raum heizten, in den Zweigen eines Baumes draußen vor dem Fenster. Ich bildete mir sogar ein, ein Mann mit einer Narbe nähme für den Galgen Maß an mir.
    Als Eaton nicht mehr kam, erholte ich mich allmählich. Turville erklärte mir nicht, warum er mich in seinem Haus behielt. Er bestand darauf, dass ich kein Gefangener sei, obwohl ich eingesperrt war. Das geschähe zu meiner eigenen Sicherheit, protestierte er, weil ich so verwirrt sei! Als ich um meine Kleider bat, sagte er, sie seien ruiniert. Er habe neue in Auftrag gegeben; aber diese tauchten niemals auf. Von Jane erfuhr ich, dass Turville Lord Stonehouse’ Anwalt war und Eaton dessen Verwalter.
    Nun war ich vollkommen verwirrt. Stand ich plötzlich erneut in Lord Stonehouse’ Gunst? Oder steckten eher finstere Absichten dahinter? Höflich und geschickt wich Turville all meinen Fragen aus.
    Jane pflegte mich langsam wieder gesund, obwohl ich so schwach und teilnahmslos war, dass ich kaum aus dem Bett kam. Aus der vertraulichen Art, mit der Turville sie berührte, schloss ich, dass sie miteinander

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