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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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schliefen. Ich sah, wie sie vor ihm zurückzuckte, und als ich eine Bemerkung darüber machte, brach sie zusammen und erzählte mir ihre Geschichte.
    Sie war Dienstmädchen in Highpoint gewesen, Lord Stonehouse’ Landsitz, bis ein Edelmann – sie weigerte sich, seinen Namen zu nennen – sie verdarb. Ihre Mutter, Mrs Morland, die Haushälterin von Highpoint, wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Jane verlor ihre Stellung und Eaton, dessen Aufgabe es war, sich um solche Dinge zu kümmern, brachte sie in Turvilles Haushalt unter.
    Ein seltsames Band wuchs zwischen uns. Sie hatte ein Kind geboren, das gestorben war. Von dem, was sie belauscht hatte, wusste sie, dass ich einer ähnlichen früheren Verbindung entstammte, aber sie konnte mir keine Einzelheiten nennen. Ich glaube, sonderbarerweise hielt sie mich für das Kind, das sie verloren hatte. Sie erzählte mir, dass der süße Milchpunsch, der mir so schmeckte, Opium und andere Kräuter enthielt, damit ich benommen blieb, bis sie ihre Pläne mit mir geschmiedet hatten. Ich hörte auf, von dem Punsch zu trinken, und goss die heiße Milch mit Bier in den Nachttopf. Jane hörte, wie Turville Eaton erzählte, ich sei liebeskrank, doch dass ich am Ende der Woche davon kuriert sei.
    »Kuriert? Was meinte er damit?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Mr Turville sagte es, als Mr Eaton zusätzliches Geld für Mr Black verlangte.«
    »Zusätzliches Geld? Wofür?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Hand zitterte, als sie in ihrer Schürzentasche herumwühlte, den Schlüssel zu meiner Kammer hervorzog und ihn mir in die Hand drückte.
    »Seine Schlafkammer ist das erste Zimmer, an dem Ihr im nächsten Stock vorbeikommt. Eure Kleider liegen in einer Kommode neben dem Ankleidetisch. Lasst den Schlüssel im Schloss stecken. Sie werden denken, ich sei unachtsam gewesen.«
    »Das werden sie niemals glauben!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Turville trifft sich morgen um neun Uhr mit Mr Eaton. Sein Studierzimmer liegt im ersten Stock. Sobald Ihr hört, wie sie hineingehen, schleicht Euch hinaus. Von der Halle aus führt ein Korridor zur Hintertreppe. Die Tür wird offen sein.«
    Ich flehte sie an, mit mir zu kommen, doch sie weigerte sich und sagte, sie würde nie eine andere Stellung finden. Aber ich könne einen Brief für sie an ihre Mutter schicken, die sehr krank sei. Sie wollte, dass ihre Mutter ihr das, was sie getan hatte, vergab.
    Das, was sie getan hatte! Aber ich schrieb den Brief und versprach, ihn an Mrs Morland zu schicken. Oder vielleicht, dachte ich, als ich in jener Nacht in den Schlaf sank, könnte ich ihn selbst überbringen. Mrs Morland war einmal in die Liaison eines Edelmanns verstrickt gewesen. Ich fragte mich, ob es vielleicht noch ein zweites Mal vorgekommen war.

    Am nächsten Morgen wartete ich an der Tür, bis ich Eatons barsche Stimme hörte, Turvilles Begrüßung und das Schließen einer Tür, bei der es sich vermutlich um die zum Studierzimmer handelte. Erst dann öffnete ich meine Tür. Durch das Treppenhaus erblickte ich einen kleinen Teil der schwarz-weißen Bodenfliesen der Halle. Ich nahm ein paar Stufen und hielt den Atem an. Im Treppenaufgang hing ein riesiges Bild. Es zeigte ein prachtvolles Haus, mit einer Reihe von Türmchen und holländischen Giebeln sowie einer dreistöckigen Turmuhr samt Glockenturm über den Säulen eines steinernen Vordachs. Winzige Gestalten waren auf den Rasenflächen und auf den Feldern zu sehen, die sich bis zum Fluss erstreckten, Knechte bei der Arbeit, eine Dame, die an der frischen Luft spazierenging. In einer Ecke des Bildes entdeckte ich die Signatur P. Lely , in der anderen Hightpoint, Oxon, 1635 .
    Ich schlich den nächsten Absatz hinunter. Aus dem Stockwerk unter mir hörte ich Stimmengemurmel, das aus dem Raum kommen musste, der Turville als Studierzimmer diente. Ein starker Moschusgeruch führte mich zu Turvilles Schlafkammer. Die Tür stand offen. Sein Himmelbett nahm den größten Teil des Raumes ein. Er fand offensichtlich großen Gefallen an Rot; purpurrote Seidenvorhänge hingen am Baldachin, und scharlachrote Kissen lagen aufgehäuft auf weißen Teppichen. Ich umrundete das Bett, um zu einer Kommode zu gelangen, und zog die erste Schublade auf. Wäsche. In der nächsten fand ich meine Jacke und musterte sie bestürzt. Sie war mit dunklem eingetrocknetem Blut verkrustet, und jemand hatte die Ärmel abgerissen, vermutlich der Doktor, um die Kugel aus meinem Arm zu schneiden. Ich suchte hektisch

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