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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Eaton zog sich in den Schatten des Zimmers zurück. Lord Stonehouse saß im Licht des Kronleuchters und sah zum ersten Mal aus wie der, der er war, einer der mächtigsten Männer Englands – oder zumindest des Teils von England, der gegen den König opponierte. All mein Wagemut verließ mich. Ich begann zu zittern und konnte nicht wieder aufhören. Sein Schweigen war das Schlimmste, viel schlimmer als sein unbeherrschter, unvorhersehbarer Zorn, denn dieser war zumindest menschlich. Dazu kam diese bedächtige Art, mit der er einen Schlüssel aus dem Bund an seinem Gürtel auswählte und sodann eine Schublade aufschloss und öffnete. Ich war überzeugt, er würde eine schwarze Richterkappe hervorholen, um mein Todesurteil zu unterzeichnen.
    Stattdessen nahm er einen Stapel Papiere heraus. Während er sie durchging, verstärkte sich mein Zittern, wenn auch aus einem anderen Grund. Auf der Stelle hatte ich Mr Blacks fließende schräge Handschrift erkannt, auf die er so stolz gewesen war. Als Drucker konnte ich genauso gut auf dem Kopf wie spiegelbildlich lesen. Als Lord Stonehouse die Seiten umblätterte, las ich hier und da »den Teufel aus ihm herausprügeln« … »Latein gut, aber moralisch« … »ausgezeichnet« … »wenn er nicht zuerst in der Hölle landet«. Es waren die sorgfältig ausformulierten Versionen der Entwürfe, die ich in Mr Blacks Kontor gelesen und die er in den zurückliegenden acht Jahren meines Lebens vierteljährlich verfasst hatte. In diesem Studierzimmer, auf diesem Schreibtisch, waren sie also gelandet. Lord Stonehouse hatte sich am Rand Notizen gemacht, ein verkrampftes, eilig hingeschmiertes Gekritzel. Was mich rührte, war nicht der Inhalt der Bemerkungen – die konnte ich nicht lesen –, sondern dass er sie überhaupt gemacht hatte. Wer immer auch mein Vater sein mochte, ich begriff, dass ich ihm etwas bedeutete, und in diesem Moment sah ich in ihm zum ersten Mal meinen Wohltäter.
    Die Liebe und Warmherzigkeit, mit der Susannah mich aufgezogen hatte, im Gegensatz zur Schroffheit, mit der die meisten Kinder aufwuchsen, brachte mich dazu, diese nüchternen Briefe über meinen moralischen Fortschritt, oder den Mangel desselben, mit Dankbarkeit zu betrachten. Sie hatten mir eine Ausbildung ermöglicht. Ohne sie hätte ich Anne niemals kennengelernt. Ich konnte nicht aufhören, sie zu überfliegen. Er blickte auf, und ich fuhr mir hastig mit der Hand über die Augen. Lord Stonehouse starrte mich streng und schmallippig an, als erwarte er Reue, vielleicht das Eingeständnis meiner Teilhabe an der Verschwörung, die er zu erkennen glaubte – alles, aber nicht das eine Wort, das ungelenk über meine Lippen kam.
    »Danke«, sagte ich.
    Verständnislos starrte er mich einen Moment an, dann bedachte er mich mit einem finsteren Blick voller Misstrauen. »Dafür, dass Ihr mich habt erziehen lassen«, stammelte ich. »Dass Ihr mir ermöglicht habt, Worte zu benutzen, um …«
    »Genug!«, sagte er barsch. Zum ersten Mal sah er aus, als fühlte er sich unbehaglich und seiner selbst nicht ganz sicher. Dann wandte er sich wieder den vor ihm liegenden Blättern zu, überprüfte Daten, stellte mir eine Reihe von Fragen über die Zeit, in der der erste angebliche Angriff – wie er es nannte – auf mich stattgefunden hatte. Genau wie Eaton und Turville mich gewarnt hatten, verlangte er Beweise. »Warum glaubst du, dass es mein Sohn war, der diese Männer angeheuert hat?«
    »Zuerst dachte ich es auch nicht. Ich glaubte, Ihr wäret es gewesen.«
    »Ich?« Er lachte. »Nachdem ich so viel Geld für dich ausgegeben hatte?«
    Schließlich strömte es aus mir heraus, in einer sonderbaren Mischung aus Dankbarkeit und Bitterkeit. Ich erzählte ihm von dem Brief, den Eaton an Mr Black geschickt hatte, in dem er diesen vor der Gefahr warnte, die Richard für mich darstellte. Und ich schilderte ihm, dass ich fälschlicherweise geglaubt hatte, er, Lord Stonehouse, sei meiner überdrüssig geworden; dass das Experiment, oder was immer es war, fehlgeschlagen sei und er mich aussortieren wollte wie ein Töpfer ein Stück fortwarf, das beim Brennen gesprungen war. Als ich bei der königlichen Parade angelangt war und sagte, ich glaubte, er habe seinem Sohn befohlen, mich niederzustechen, schlug er mit der Faust auf den Tisch, um mich zum Schweigen zu bringen. »Du glaubtest, ich hätte ihm befohlen, dich zu töten?«
    »Ja, Mylord.«
    Sein scharfer Blick sprang von mir zu Eaton. »Ich rief Richard zu,

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