Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Hoeg

Peter Hoeg

Titel: Peter Hoeg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Vom Netzwerk:
See. Sollte schon x-mal auf die Seefahrtsschule. Ist bloß immer was dazwischengekommen. Aber ich weiß alles über Schiffe.«
    »Aber die Kiste, die wir gestern ins Wasser geschmissen haben, die hast du nicht geschnallt.«
    Seine Augen werden schmal.
    »Es stimmt also, was Verlaine sagt.«
    Ich warte.
    Er macht eine Handbewegung.
    »Ich könnte ein nützlicher Mann für die Polizei sein. Sie könnten mich in die Drogenfahndung aufnehmen. Ich kenne diese ganze Szene, verstehste.«
    Über unseren Köpfen verläuft ein Wasserrohr. Alle zehn Meter hat es Ventile für die Sprinkleranlage. An jedem Ventil ist eine matte, rote Birne. Jakkelsen zieht ein Taschentuch aus der Tasche und windet es mit geübtem Griff um den Hahn. Danach zündet er sich eine Zigarette an.
    »In jedem sitzt ein Rauchmelder. Wenn man sich in einer Ecke gemütlich ein paar Züge genehmigen will, geht der Alarm los, wenn man sich nicht abgesichert hat.«
    Genießerisch füllt er die Lunge und kneift gegen den Zahnschmerz die Augen zusammen.
    »In Dänemark ist es höllisch schwer, eine illegale Ladung loszuwerden. Das ganze Land ist ja durchkontrolliert sobald man sich einem Hafen auch nur nähert, hat man die Polizei, die Hafenbehörden und den Zoll auf dem Hals. Die wollen wissen, wo du herkommst und wo du hinwillst und wer dein Schiffsmakler ist. Und in Dänemark ist niemand aufzutreiben, der sich bestechen läßt. Das sind alles Beamte, die nehmen nicht mal ein Glas Mineralwasser an. Dann hast du die Idee, daß ein Kumpel in einem kleineren Boot längsseits gehen, die Kiste übernehmen und sie irgendwo an einer dunklen Küste absetzen könnte. Aber das geht auch nicht. Denn alle wissen, daß in Dänemark Marine und Zollwesen zusammenarbeiten. Auf den beiden großen Wachen in Frederikshavn und auf Anholt sitzen die Soldaten, verpassen allen ein- und auslaufenden Schiffen in den dänischen Gewässern auf dem PDS eine Nummer und folgen ihnen. Die würden deinen Kumpel mit dem Boot sofort sehen. Deshalb kommst du auf den Gedanken, daß du deine Kiste einfach über Bord schmeißen könntest. Mit einer Boje oder ein paar Schwimmballons. Einem kleinen Batteriesender, der ein Signal gibt, das derjenige, der die Kiste aufsammeln kommt, anpeilen kann.«
    Ich versuche das, was ich jetzt höre, und das, was ich gesehen habe, in einen Zusammenhang zu bringen. Er drückt die Zigarette aus.
    »Trotzdem stimmt da irgendwas nicht ganz. Die Kronos ist von einer Hamburger Werft gekommen. Seit vierzehn Tagen in dänischen Gewässern. Hat in Kopenhagen angelegt. Irgendwie ist es zu spät dazu, die Ware fünfhundert Seemeilen weit draußen im Atlantik abzuwerfen, verstehste.«
    Ich bin mit ihm einig. Es macht keinen Sinn.
    »Das gestern, ich glaube nicht, daß das Schmuggelgut war. Die Branche kenne ich, ich bin mir ziemlich sicher, daß das keine Warenladung gewesen ist. Und weißt du, warum? Weil ich in den Container geguckt habe. Weißt du, was in dem Container war? Zement, Hunderte von Fünfzigkilosäcken mit Portlandzement. Ich habe in der Nacht nachgesehen. Er war mit einem Vorhängeschloß abgeschlossen. Aber die Schlüssel für die Laderäume hängen immer auf der Brücke. Falls sich die Tonnage verschieben sollte. Als ich Ankerwache hatte, habe ich ihn mir also ausgeliehen. Ich war gespannt, Mann. Ich mach den Deckel auf: nichts als Zement. Ich sage mir, das darf doch wohl nicht wahr sein. Da muß irgendwas hinterstecken. Ich gehe also den ganzen Weg zur Kombüse zurück und hole mir einen Grillspieß. Ich setze mir fast einen Haufen in die Hose bei dem Gedanken, daß Verlaine mich entdecken könnte. Ich bleibe zwei Stunden in dem Container. Schiebe die Säcke herum und stecke den Spieß rein, um etwas zu finden. Mir tat vielleicht der Rücken weh! Die Haut an den Händen kriegt Risse. Zementstaub gehört mit zum Schlimmsten. Aber ich finde nichts, verstehste. Das ist unmöglich, sage ich mir. Diese ganze Reise hier. Alles ist geheim. Erhöhte Heuer, weil wir nicht wissen, wo wir hinfahren. Nicht wissen, was wir laden. Und dann nehmen sie nur einen Abfallcontainer mit Zement an Bord. Das ist zuviel. In der Nacht kann ich fast nicht schlafen. Ich sage mir, das muß Dope sein.«
    »Du hast also aufgegeben.«
    »Ich glaube«, sagt er langsam, »daß das gestern ein Testlauf war. Es ist ja nicht so leicht, eine größere Ladung einfach so über Bord zu werfen. Du möchtest ja gern die genauen Koordinaten treffen, damit du die Ware wiederfinden kannst. Du

Weitere Kostenlose Bücher