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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Ausdruck von dem Infoabend aus seiner Tasche und die Farbkopie, die Musil im Filmstudio gezogen hatte. Er verglich die beiden Aufnahmen miteinander. Lomeg trug eine Baseballkappe der Boston Red Sox und Micha eine Stahlrahmenbrille. Sie waren nicht nur gleich alt, sie sahen sich auch ziemlich ähnlich. Der eine arbeitete vormittags am Fischmarkt, der andere nachmittags im Filmstudio.
    »Verdammte Scheiße!«, entfuhr es Hogart. Hastig verließ er die Abstellkammer und lief auf die Hausbesorgerin zu. »Humpelt Lomeg?«, fragte er sie auf Tschechisch.
    Die Frau starrte ihn verwirrt an.
    »Hat Antonin Lomeg einen Klumpfuß?«, herrschte er sie an. Ein Nicken.
    Hogart reichte ihr das Foto, auf dem Micha Zajic mit seinem Bruder vor dem Filmstudio stand. »Ist einer der beiden Antonin Lomeg?«
    Die Hausbesorgerin überlegte. Schließlich deutete sie auf Micha. »Das könnte er sein. Nur trägt Lomeg keine Brille.«
    Hogart ließ erleichtert die Schultern sinken. Endlich wusste er, woher er den Kerl kannte … aus Dr. Jaroslav Zajics Haus. Antonin Lomeg war niemand anders als Micha Zajic!

KAPITEL 17
     
    Als es dämmerte, saßen Hogart und Ivona in der Kombüse von Jiris Boot. Ondrej lehnte mit einer offenen Bierdose in der Hand am Kühlschrank.
    »Wenn die beiden Killer in Wahrheit ein und dieselbe Person sind, dann führt Micha seit Jahren ein Doppelleben.« Ivona verglich die beiden Fotos mittlerweile schon zum zehnten oder elften Mal miteinander. »Der Mann besitzt zwei Identitäten, er hat zwei Wohnungen und arbeitet in zwei unterschiedlichen Jobs. Aus welchem Grund? Das ist doch verrückt!« Sie runzelte die Stirn, als wollte sie kein einziges Wort davon glauben. »Weshalb ist Morak nicht auf Lomegs Scheinidentität gestoßen, als er alle Anwesenden der Infoabende überprüfen ließ?«
    »Svatek sagte uns, Lomeg sei sauber und die Kripo hätte nichts über ihn gefunden«, erinnerte Hogart sie. »Und einer der nicht existiert, hat auch kein Vorstrafenregister.«
    »Oh, Mann.« Ivona seufzte. »Micha muss sich diese zweite Existenz mit dem Geld seines Vaters aufgebaut haben.«
    Ondrej zerdrückte die leere Bierdose in der Faust. »Bestimmt hat er sich Meldezettel und Führerschein von einem von Grecos Unterhändlern organisiert. Diese Fälschungen halten einer oberflächlichen Überprüfung stand.«
    Ivonas Blick entfernte sich immer mehr, bis sie in tiefe Grübelei versank. »Micha hat den Golem-Film überarbeitet, und nun spielt er eine Schachpartie gegen sich selbst. Aber warum braucht er zwei Namen und zwei Wohnungen? Was ist der Sinn des Ganzen?«
    Ondrej zuckte die Achseln. »Wer sagt denn, dass er beides braucht? Er hat es ganz einfach. Na und?«
    Ivonas Blick hellte sich auf. »Vielleicht weiß er gar nicht, dass er ein Doppelleben führt.«
    Hogart horchte auf. »Was meinen Sie mit er weiß es nicht?«
    »Möglicherweise ist er krank … geisteskrank.« Ivona sprang von der Bank und lief durch die Kombüse. »Während er von seinem Vater vergewaltigt wurde, ist er in eine andere Identität geflüchtet, damit er den Missbrauch nicht selbst ertragen musste.«
    »Das glaubst du doch nicht wirklich!«, murrte Ondrej.
    »Und ob ich das glaube!«, fuhr Ivona ihn an. »Missbrauchte Kinder können solche Erlebnisse nicht verarbeiten. Und wenn ihnen niemand hilft, helfen sie sich in ihrer Verzweiflung selbst. Die Seele zersplittert, ein innerer Doppelgänger entsteht, der sich abspaltet.«
    Hogart wurde hellhörig. Für eine Privatdetektivin wusste sie erstaunlich viel über dieses Thema.
    Ivona atmete tief durch, ehe sie fortfuhr. »Während der Misshandlung ist Micha zu einem anderen geworden, der diese Gewalt an seiner Stelle erdulden musste und besser damit umgehen konnte. Diese zweite Identität baute einen Hass gegen ältere Männer auf. Denkt an die Opfer - ein Rentner, ein Landstreicher, ein obdachloser Trinker und erst zuletzt die Ursache des Übels: Dr. Jaroslav Zajic selbst! Antonin Lomeg hasst ihn, weil Zajic ihn missbraucht hat.«
    »Und Micha?«, fragte Hogart.
    »Bei ihm ist es umgekehrt. Seine Mutter ließ ihn als Kind im Stich. Sie hat während der Vergewaltigungen nicht nur weggesehen, sondern jedes Mal wenn Michas Bruder etwas gegen seinen Vater unternehmen wollte, ihrem Mann ein Alibi verschafft. Micha hasst Frauen - seine heuchlerische Mutter am allermeisten.«
    »Eine verrückte Idee«, brummte Ondrej.
    »Finde ich nicht«, widersprach Hogart. »Reden Sie weiter!«
    »Eine andere Sache spricht

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