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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Türsteher mit einem Funkgerät bewacht. Irgendwo auf dem Anwesen hinter dem Zaun und der zwei Meter hohen Hecke musste sich Grecos Villa befinden. So leicht würde Hogart nicht hineingelangen, das wusste er auch ohne Kohlschmieds Ratschläge. Doch um einen Audienztermin beim König von Prag zu vereinbaren war die Zeit zu knapp. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf unkonventionelle Weise bei Greco einzuführen.
    Als er vor dem Seiteneingang auf den Wachposten zuhielt, einen Mann mit einer Boxerstatur in Jeans und Rollkragenpullover, griff dieser bereits zum Funkgerät. Ohne den Druck der Glock an der Innenseite des Sakkos fühlte sich Hogart plötzlich nackt. Bei heiklen Aufträgen trug er seine Waffe für gewöhnlich im Schulterholster, doch es war unmöglich gewesen, sie im Flugzeug mit nach Tschechien zu nehmen. In Wien ging er regelmäßig auf den Schießstand, um nicht aus der Übung zu kommen. Auf einen Menschen hatte er erst ein einziges Mal gezielt, aber nicht abgedrückt. Es war nicht notwendig gewesen und auch dieser Job in Prag würde ohne Waffe erledigt werden müssen.
    »Co budes delat?«, fragte der Türsteher.
    Was willst du? Doch statt eine Antwort zu geben, zog Hogart den dreiteiligen Folder der Prager Nationalgalerie aus der Manteltasche. Er klappte ihn auf und hielt ihn dem Mann unter die Nase.
    »Fragen Sie Ihren Boss, ob er an diesen Gemälden interessiert ist.«
    Eine Weile war es still, dann knackte das Funkgerät und eine verzerrte Stimme klang durch das Walkie-Talkie.
    »Yporadku«, knurrte der Mann. Er trat zur Seite, um Hogart durch das Tor zu lassen.
    Ein geschwungener Kiesweg führte durch ein Dickicht aus Hecken, Bäumen und Marmorskulpturen. Am Ende des Weges lag die Villa auf einer Steinterrasse, ein zweistöckiges Gebäude aus grauem Marmor mit Balkonen und hohen Fenstern, das Hogart an ein Museum erinnerte.
    Zwei Männer kamen ihm entgegen. Der kleinere der beiden, ein Dandy um die fünfzig, sah gefährlich aus. Hogart kannte diese Art Schläger aus der Wiener Zuhälterszene. Sie fuhren für gewöhnlich ein Cabriolet und trieben Geld bei den Nutten ein. Mit dem langen, blonden Seitenscheitel und dem Halstuch im Hemdausschnitt wirkte er zwar wie eine Schwuchtel, aber das vernarbte Gesicht und die mehrfach gebrochene Nase gehörten zu jemandem, der früher im Boxring gestanden hatte. Hogart musterte ihn nur kurz. Besser, er fand nicht heraus, wie hart der Kerl zuschlagen konnte.
    Das Empfangskomitee filzte ihn erfolglos nach Waffen. Als die beiden ihn anschließend zum Haus eskortierten, hörte er in einiger Entfernung das tiefe, kehlige Husten zweier Hunde. Es waren bestimmt keine Pudel.
     
    Grecos Arbeitszimmer sah nicht im Geringsten wie das Büro eines Mannes aus, der Pässe und Aufenthaltsgenehmigungen fälschen ließ oder Menschen über die Grenze ins Land schmuggelte. Dunkle Ölgemälde in gewaltigen Rahmen bedeckten die Wände. Ein wuchtiger Mahagonischreibtisch sowie Kommoden mit gusseisernen Kerzenständern und ein fingerdicker Teppich, der Hogart sogleich einsinken ließ, gaben dem Raum eine antike und zugleich düstere Atmosphäre. So hatte sich Hogart immer den Empfangsraum eines Botschafters vorgestellt. Die Samtvorhänge waren halb vor die Fenster gezogen, aber die Kronleuchter brannten nicht, sodass ein merkwürdiges Zwielicht herrschte.
    Hogart roch den Zigarrenqualm im selben Moment, als er Vladimir Greco lautlos auf sich zukommen sah. Der Mann mit dem kurz gestutzten Schnauzbart trug einen eleganten weißen Anzug, die obersten Knöpfe des Hemdes standen offen, und seine Lackschuhe hatten wahrscheinlich mehr Geld gekostet, als Hogart an Spesen für diesen Fall zur Verfügung stand. Erstaunlicherweise war der König von Prag aber nicht jener Riese, den Hogart erwartet hätte. Greco war einen Kopf kleiner als er, brachte aber bestimmt hundert Kilo auf die Waage. Allerdings hatte er einen voluminösen Brustkorb, kräftige Arme mit gut trainierten Muskeln und den Nacken eines Stieres. Für sein Alter von fünfzig Jahren, das Hogart recherchiert hatte, sah der Mann verdammt gut aus. Mit der Statur brauchte Greco keinen Leibwächter, denn mit diesen überproportional großen Händen konnte er wie ein Dampfhammer zuschlagen. Vermutlich tat er es auch ab und zu.
    »Dobry den.« Greco steckte die Zigarre in den Mundwinkel und reichte Hogart die Hand.
    Allein der Händedruck zeigte Hogart, dass Greco Spaß daran fand, Leuten das Genick zu brechen. Einen Mann wie

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