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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Hogart im Wintergarten des Ventana Hotels. Während er mit der Gabel in seinem Essen stocherte, drehte er gedankenverloren Kohlschmieds Visitenkarte zwischen den Fingern. Er war angewiesen worden, den Außendienstleiter von Medeen & Lloyd über jeden seiner Schritte zu informieren. Zwar war er keiner von Kohlschmieds Lakaien, aber in sein nächstes Vorhaben sollte er auf jeden Fall jemanden einweihen, und wenn es die Putzfrau des Hotels war. Außerdem wurde es höchste Zeit, Kontakt zu seinem Auftraggeber herzustellen. Hogart sah auf die Uhr - kurz nach eins - und wählte die Nummer. Nie hätte er gedacht, dass er sonntags um diese Zeit jemanden erreichen würde, doch nach dem dritten Klingelton hob Kohlschmied ab. »Hier spricht Hogart, ich …«
    »Herrgott, warum melden Sie sich erst jetzt? Gestern habe ich fünfmal im Hotel angerufen. Sie waren dauernd unterwegs.«
    »Schließlich bezahlen Sie mich nicht dafür, dass ich im Hotel herumsitze.« Hogart betrachtete die Liste, auf der Tereza fünf Uhrzeiten notiert hatte.
    »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Für Spekulationen ist es noch zu früh«, wich Hogart aus. »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich einem Mann namens Vladimir Greco einen Besuch abstatte. Er …«
    »Greco?«, entfuhr es Kohlschmied. »Es ist Sonntag! Haben Sie einen Termin?«
    Hogart schwieg. Er hätte mit jeder Antwort gerechnet, nur nicht mit dieser. »Woher kennen Sie Greco?«
    »Letztes Jahr hat er mehrmals versucht, dem Kunsthistorischen Museum die beiden Oktavian-Gemälde abzukaufen - vergeblich.«
    Hogart fuhr vom Stuhl hoch. »Und weshalb weiß ich nichts davon?«
    »Hören Sie, falls Sie jedem potentiellen Käufer eines Oktavian-Gemäldes einen Besuch abstatten wollen, sind Sie monatelang beschäftigt.«
    »Aber nicht hier in Prag!«, konterte Hogart. Er merkte, wie ihm die Halsschlagadern anschwollen. Wenn Kohlschmied so schlau war, sollte er doch den Fall selbst übernehmen. Doch dieser Schreibtischdackel mit der Pomade im Haar hatte keine Ahnung, wie Versicherungsbetrügereien gelöst wurden.
    »Haben Sie mir sonst noch etwas verheimlicht, das in unmittelbarer Verbindung zu Oktavian oder Prag steht?«
    »Ich habe Ihnen nichts verheimlicht!«, brauste Kohlschmied auf.
    Hogart atmete tief durch. Es hatte keinen Sinn, länger mit Kohlschmied darüber zu streiten. Der Lackaffe war genauso wie der Hai von Anfang an dagegen gewesen, dass er den Fall übernehmen sollte, also würde jedes weitere Wort zu diesem Thema in eine unprofessionelle Flegelei ausarten. »Jedenfalls wissen Sie Bescheid, ich werde Greco ein wenig auf den Zahn fühlen.«
    Es klang, als marschierte Kohlschmied erregt in sein Arbeitszimmer. Mit einem wuchtigen Knall schmiss er die Tür zu. »Haben Sie sich wenigstens bei ihm angekündigt?«
    »Wozu? Wenn er gute Informanten hat, weiß er bereits, dass ich in der Stadt bin und erwartet mich. Ich muss jetzt los.«
    Hogart brach die Verbindung ab. Er dachte an Alexandra Schellings letztes Telefonat und daran, dass sie die Prager Kripo nicht in ihre Ermittlungen hatte einbeziehen können. Vielleicht fand er den Grund innerhalb der nächsten Stunden heraus. Es wurde Zeit, die Prager Villengegend zu besuchen.
     
    Auf dem Plateau der vom Regen grau gewaschenen zerklüfteten Felswand thronte die Prager Burg über der Stadt. Darunter befanden sich die Burggärten. Vor zwanzig Jahren waren sie noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen, doch jetzt dienten sie den Touristen für einen Spaziergang. Die Podeste und Pavillons, zum Teil schon mit Planen zugedeckt, erinnerten Hogart an den Herbst. Die Zeit der Konzerte und Gartenfeste war vorüber, doch selbst mit ihrem Laubüberzug übten die Aussichtsterrassen eine gewisse Faszination aus.
    Vor einem der Springbrunnen, den die Nachmittagssonne zum Glitzern brachte, stand eine Pantomimengruppe. Die weiß geschminkten und als Statuen verkleideten Künstler bewegten sich wie Figuren auf einer Drehorgel. Auf der Decke daneben saß ein beinloser Marionettenspieler, der seine Puppe zum Tanzen brachte, eine schwarz gekleidete weibliche Gestalt mit bleicher düsterer Miene. Er war auch ein Bauchredner, da er die Marionette sprechen ließ, ohne dabei die Lippen zu bewegen. Hogart sah dem Mann eine Minute lang zu und legte ihm einen Geldschein in den Hut, ehe er weiterging.
    Grecos Grundstück lag in der Villengegend am Ende des Palffygartens. Hogart fand ein Haupttor und einen Seiteneingang, jeweils von Kameras und einem

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