Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
auf. »Ich weiß genauso gut wie Sie, dass Alexandra Schelling tot ist, aber …«
»Wo ist die Leiche?« Greco strich dem Mädchen übers Haar.
»Wissen Sie es?«
»Ich?« Greco richtete sich auf. Sein Blick verfinsterte sich. »Sie überschreiten Ihre Grenzen.«
»Derjenige, der meine Kollegin verschwinden ließ, hat sie längst überschritten.«
»Wollen Sie mir etwas unterstellen?«
»Ich unterstelle Ihnen nichts, aber hier geht es um Brandstiftung, Versicherungsbetrug und womöglich Mord … und Sie verhalten sich nicht gerade kooperativ.«
»Sie drohen mir - vor meiner Tochter? Diese Unterredung ist beendet. Bemühen Sie sich nicht, allein rauszufinden.« Greco wandte sich ab, um durch den Raum zu brüllen.
»Dimitri! Tomas!«
Dieselben Männer, die Hogart vom Tor zum Haus begleitet hatten, betraten das Zimmer. Der ältere drahtige Kerl mit dem blonden Seitenscheitel übernahm die Führung. Bestimmt würde der Dandy diesmal nicht so höflich zu ihm sein. Im nächsten Moment wurde Hogart unsanft unter den Armen gepackt und zur Tür geschoben.
»Ich kriege Schellings Mörder!«
»Dobry den«, rief Greco ihm nach.
»Dobry den.« Das Mädchen winkte artig mit der Hand.
Hinter Hogart fiel die Tür zu. Dimitri und Tomas schleppten ihn durch die offene Glastür der Eingangshalle auf die Terrasse. Ein Weg aus Terrakottasteinen führte am Haus entlang. Die Männer zerrten ihn zu einer Nische aus Heckenrosen, um ihn dort gegen eine Bretterwand zu werfen. Breitbeinig versperrte ihm der Dandy den Weg. Dahinter stand der Größere mit verschränkten Armen.
Hogart bemerkte, wie die schwarzhaarige Frau, die er eben noch in Grecos Arbeitszimmer gesehen hatte, das Haus durch die Terrassentür verließ. Sie stand nicht weiter als zehn Meter von ihm entfernt an der Balustrade, wo sie ein braunes Kuvert aufriss, das sie vorher noch nicht besessen hatte. Eilig überflog sie einige Bögen Papier, die sie anschließend wieder in den Umschlag steckte. Vermutlich stammten die Blätter von diesem Josef. Möglich, dass sie gar nicht Grecos Geliebte war, sondern nur Informationen für ihn überbrachte.
»Wer ist diese Frau?« Obwohl Hogart zu ihr hindeutete, wandten sich die beiden Leibwächter nicht um. »Arbeitet sie für Greco?«
»Tritt ihr nicht zu nahe!«, knurrte der Dandy mit heiserer Stimme auf Deutsch. »Greco mag das Mädchen. Außerdem hat sie einen Bruder, mit dem ist nicht gut Kirschen essen. Also halte dich fern. Verstanden?« Mit einer energischen Kopfbewegung warf sich der Blonde das Haar aus der Stirn.
Hogart nickte, ohne die Frau aus den Augen zu verlieren, die noch immer an der Balustrade stand und in die Sonne blinzelte. Als sie sich im Garten umsah, entdeckte sie ihn, wie er zwischen den Männern und der Bretterwand stand. Er versuchte, ihr zuzulächeln, doch im gleichen Moment traf ihn die Faust im Magen. Er hatte den Schlag nicht kommen sehen. Luft zischte aus seinen Lungen. Während er von dem Riesen herumgerissen und von hinten an den Armen gepackt wurde, kassierte er zwei weitere Schläge von den Fäusten des Dandys. Sie trafen ihn wie Granaten. Tomas oder Dimitri, welchen der beiden Namen der schwule blonde Bastard auch immer trug, hatte sichtlich Spaß daran, und er war ein Profi. Für einen Moment erging sich Hogart in der Vorstellung, den Arm freizubekommen und die beiden Kerle mit zwei gezielten Hieben niederzustrecken, doch er hatte es verbockt. Stattdessen stieg Magensäure mit bitterem Kaffeegeschmack seine Kehle hoch.
Der Dandy knickte eine Rose ab und steckte sie Hogart ins Knopfloch des Mantels.
»Dobry den.« Die Männer ließen von ihm ab.
Reizend, dachte Hogart. Wie ein nasser Sack lehnte er an der Bretterwand. Mit tränenverschleiertem Blick sah er, wie Dimitri und Tomas im Haus verschwanden. Wahrscheinlich hatte er von allen Übeln noch das geringere erwischt. Die Rottweiler hätten ihm bestimmt keine Rose angesteckt.
Langsam richtete sich Hogart auf. Seine Bauchdecke spannte. Er schluckte den galligen Geschmack hinunter, stopfte sich das Hemd in die Hose und ging über die Wiese zum Kiesweg. Versteckt hinter dem Vorhang am Fenster, beobachtete ihn der Blonde. Hogart schenkte ihm ein knappes Lächeln.
Zur gleichen Zeit verließ die Frau die Terrasse und nahm den Kiesweg zum Seitenausgang des Grundstücks. Halt dich fern von ihr, mahnte sich Hogart. Als sie sich vor einer Marmorstatue trafen, sagte er etwas Belangloses über das Wetter, eine tschechische Floskel, die er am
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