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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Handbewegung ab. »Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen ein anderes Mal erzähle. Haben Sie Lust auf ein Glas Chateau la Montanage?«
    »Immer!« Hogart griff nach dem Cognac.
    Plötzlich splitterte die Fensterscheibe. Ivona zuckte zusammen, während Hogart von der Couch hochfuhr. Vor seinen Füßen zersplitterte eine Flasche. Penetranter Benzingestank verbreitete sich. Noch in der gleichen Sekunde stand der Teppich in Flammen. Sie schlugen fast mannshoch empor und leckten über den Tisch und das Sofa. Im nächsten Augenblick brannten der Couchbezug, die Kissen und sämtliche Zeitungen.
    Ivona deutete zur Küche. »Unter dem Abwaschbecken steht ein Feuerlöscher!«, rief sie.
    Hogart rannte in die Küche. Hinter ihm splitterte das Glas des zweiten Fensters. Er wusste auch ohne sich umzudrehen, dass soeben weitere Flaschen mit brennenden Stofffetzen auf dem Wohnzimmerboden zersplitterten. Am liebsten hätte er sich Ivonas Waffe aus dem Regal geschnappt und wäre nach draußen gelaufen, aber daran war nicht zu denken. Hastig zerrte er den schweren Feuerlöscher aus dem Schrank und riss die Plombe ab. Als er wieder im Wohnzimmer war, schnürte ihm die Hitze die Kehle zu. Binnen weniger Sekunden bildete sich so viel Rauch, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Das Wohnzimmer war ein einziges Flammenmeer. Ivona riss hektisch die Schubladen auf und raffte Briefe und Dokumente an sich. Dieses Feuer war nicht mehr zu löschen. Die Vorhänge, der Teppich, die Holzmöbel und die Deckenbalken standen lichterloh in Flammen. Er musste Ivona so schnell wie möglich aus dem Haus schaffen, sonst klappte sie mit einer Rauchgasvergiftung zusammen. Er lief in den Vorraum, zerrte seinen Mantel vom Kleiderständer und eilte ins Wohnzimmer.
    »Kommen Sie!«
    »Ne!«
    Er überlegte nicht lange, warf Ivona den Mantel über die Schultern und zerrte sie von der Kommode weg. Die Ärmel seines Sakkos waren bereits angesengt, der Stoff rauchte, und es roch nach verbrannten Haaren.
    Ivona hielt krampfhaft einen Stapel Dokumente in den Händen. »Den Ordner!«, rief sie.
    »Habe ich.« Hogart klemmte sich den Büroordner von der Kommode unter den Arm, packte Ivona und schob sie durch die Flammen in den Vorraum, wo das Feuer noch nicht so schlimm wütete. Doch im nächsten Moment wollte sie wieder zurück. »Seien Sie vernünftig!«, schrie er sie an.
    Als sie die lodernde Hölle sah, aus der sie soeben entkommen waren, hielt sie inne. Hogart riss die Haustür auf. Eine Hitzewelle schlug ihm entgegen. Sogar der Steg brannte.
    »Raus! Sie zuerst«, brüllte er.
    Doch Ivona verharrte zögernd im Vorraum. Ihr Blick irrte herum. »Wo ist der Feuerlöscher?«
    »Vergessen Sie ihn!«, schrie Hogart gegen das Prasseln der Flammen an.
    Jetzt griff das Feuer auf den Vorraum über. Das trockene Holz nahm die Flammen gierig auf. Der Luftzug fachte das Feuer an und peitschte es wie einen Tornado durch den Raum. Wenn sie jetzt nicht verschwanden, hatten sie keine Chance mehr. Der Pfahlbau würde niederbrennen, einstürzen und sie beide begraben.
    »Raus!«, wiederholte Hogart.
    Den Mantel über den Kopf gezogen, setzte sich Ivona in Bewegung. Hogart hielt sich den Ordner schützend vors Gesicht und rannte hinterher. Mit geschlossenen Augen brach er durch die Flammenwand. Frische Nachtluft empfing ihn. Der feine Nieselregen kühlte seine Wangen. Rasch lief er über den Steg. Da hörte er den Schuss. Er sah sogar das Mündungsfeuer auf der gegenüberliegenden Bachseite. Gleichzeitig traf ihn die Wucht des Projektils wie ein Hammerstoß. Er wurde an die Bretterwand geworfen. Die Mappe glitt ihm aus der Hand, dann sank er zu Boden. Neben ihm fegte der Wind einzelne Blätter aus dem Ordner, ließ sie emporflattern und übers Wasser tanzen. Um Hogart herum verlangsamte sich alles. Das Feuer wich in weite Ferne zurück, ebenso der Wind und die vom Himmel segelnden Blätter. Er war schon einmal im Leben angeschossen worden, doch diesmal war es anders. Da er noch keinen Schmerz fühlte, wusste er nicht, wo ihn die Kugel getroffen hatte - er wusste nur, dass sie irgendwo in ihm steckte und möglicherweise Nerven zerfetzt oder eine Arterie getroffen hatte. Bei dem Gedanken daran wurde ihm schwarz vor Augen.
    Als Hogart die Lider aufschlug, hörte er eine Sirene und sah die Spiegelung des Blaulichts an der Fensterscheibe des Krankenwagens. Er starrte zur Decke. Über ihm schaukelte eine Infusionsflasche hin und her. Der Rettungswagen raste halsbrecherisch durch

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