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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Hornbrille und einen riesigen Mund. Irgendwie wirkte er wie eine Karikatur von Arthur Miller, was ihn aber sympathisch machte. Kein Wunder, dass Ondrej ihn nicht leiden konnte. Vermutlich mochte er nur sich selbst. Auf einem weiteren Foto stand Ivona Arm in Arm mit ihrem Bruder auf einem Bootssteg mit Segelmasten im Hintergrund. Daneben hockte ein kleinwüchsiger Kerl mit einer Baskenmütze und einer riesengroßen runden Brille auf einem Motorroller, offenbar Ondrejs Freund, da sie das gleiche T-Shirt trugen. We kick your ass! Natürlich! Von einem Kerl wie Ondrej hatte er nichts anderes erwartet. Einige weitere Fotos zeigten einen attraktiven Mann mit schwarzem Bürstenhaarschnitt, einen jungen Burschen um die zwanzig Jahre und eine hübsche ältere Frau, die Ivona wie aus dem Gesicht geschnitten war - vermutlich ihre Mutter. Ein Foto von jemandem, der Ivonas Vater hätte sein können, schien in dieser Galerie zu fehlen. Unter dem letzten Bild lag der braune Umschlag, den Ivona von Greco erhalten hatte.
    Hogart räusperte sich. »Ist es taktlos, wenn ich Sie frage, ob Sie und Erich …?«
    »Was?« Sie lachte laut auf und hielt sich die Hand vor den Mund. »Ob wir ein Paar waren? Ich bitte Sie! Als Chef konnte ich mir niemand besseren wünschen als ihn, doch als Partner - nein. Fürchterlich! Er war ein absoluter Phlegmatiker, außerdem hatte er nur seine Maschinen im Kopf. Haben Sie Frau und Kinder?«
    »Bei diesem Job ist das nicht möglich«, wich Hogart aus. »Aber mein Bruder hat Familie.« Er sprach von Kurt und dessen Tochter Tatjana, erwähnte die gemeinsamen Fernsehabende und sein Faible für alte Schwarz-Weiß-Filme. Seit er sich erinnern konnte, faszinierten ihn die Arbeiten von Billy Wilder, Frank Capra oder Sidney Lumet. Er erzählte Ivona, dass er vorgehabt hatte, an der Filmhochschule zu studieren, doch wegen der Beziehung von Kommerzialrat Rast zur Versicherungsbranche sei alles anders gekommen. Der Junge muss einen ordentlichen Beruf erlernen - hatte sein Vater beschlossen. Während sein Bruder Medizin studierte, um später Chiropraktiker zu werden, verdiente er sein erstes Geld als Sachbearbeiter mit einfachen Policen. Später arbeitete er als Vertreter, danach als Versicherungsdetektiv im Einsatz gegen getürkte Schadensmeldungen und schließlich als selbstständiger Ermittler, der sich auf Einbruch und Diebstahl spezialisierte. Das meiste Geld investierte er in seine Schallplattensammlung mit Originalunterschriften von Duke Ellington, Tommy Dorsey, Buddy Johnson oder Pee Wee Hunt. Vermutlich bekam er wieder das typische Leuchten in den Augen, wie immer, wenn er an den knisternden Klang einer Langspielplatte dachte, sobald der Saphir die Tonrille berührte. Auch aus diesem Grund trieb er sich an Wochenenden oft stundenlang auf Flohmärkten, Autogrammbörsen, in Antiquariaten oder auf Nostalgiefestivals herum, um mit Gleichgesinnten zu plaudern oder signierte Kinoplakate zu ergattern. Auf die entsprechenden Internetforen konnte er gern verzichten.
    Ivona sah ihn interessiert an. »Signiert von wem?«
    »Gloria Swanson, Bette Davis oder Orson Wehes. Ich weiß, es ist idiotisch, Unsummen für diesen Trödel auszugeben, der ohnehin nur in den Wohnzimmerregalen steht oder in Kisten lagert, aber ich muss diese Dinge sammeln. Sie repräsentierten ein Stück Vergangenheit…«
    »… in der Sie gern gelebt hätten?«
    »Möglich. Meine freien Sonntage verbringe ich meistens hinter meinem eigenen Stand auf dem Flohmarkt, um …«
    »Sie tun was?«
    »Ich verkaufe altes Zeug von Freunden und Bekannten.«
    »Was für Zeug?«
    »Zeug eben - Schallplatten, Fotos, Bildbände, Heftromane, Postkarten, Magazine oder alte Videokassetten.«
    »Und das gefällt Ihnen?«
    »Auf dem Flohmarkt trifft man alle möglichen verrückten Typen. Es ist, als würde man das Hier und Jetzt verlassen, um in eine fremde Welt einzutauchen.«
    Ivona schmunzelte. »Sie sind ein Romantiker und Schwärmer. Das passt gar nicht zu einem Detektiv, der logisch und analytisch arbeiten sollte.«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht ist es eine Art Ausgleich zu meinem Job.«
    »Die Leute, die ich kenne, gehen boxen oder stemmen Gewichte … na ja, Sie sind zwar etwas anders als die anderen Männer, die ich kenne, aber Sie scheinen trotzdem in Ordnung zu sein.«
    »Oh, vielen Dank!«
    »Nein, im Ernst!« Sie schmunzelte. »Ich fand Sie bereits in Grecos Villa interessant. Es ist Ihr Blick, mit dem Sie die Leute mustern.« Plötzlich wurde sie

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