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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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außerdem ist er selbst ein Opfer. Ich fürchte, wir verrennen uns in eine Sackgasse.«
    »Micha hat am 31. Jänner Geburtstag. Das erste Opfer, Hana Zajicova, seine Mutter, wurde am 1. Februar tot aufgefunden. Sie wurde also exakt an Michas dreiunddreißigstem Geburtstag ermordet. Er ist Linkshänder, demnach wäre er der Originalkiller und hätte nicht nur seine eigene Mutter, sondern auch all die anderen Frauen getötet.«
    »Das hört sich nicht plausibel an«, widersprach Ivona. »Warum hat er nicht seinen Vater ermordet?«
    »Den Grund dafür kenne ich noch nicht. Vermutlich, weil er seine Wut noch nicht auf das Objekt seiner Furcht richten kann. Manchmal braucht ein Täter drei oder vier Anläufe, bis er den Mut aufbringt, das zu tun, was er eigentlich will. Die Morde davor sind nichts weiter als ein langes Üben.«
    »Sie glauben, unser Killer läuft erst noch zur Höchstform auf?«
    Hogart schloss den Wagen auf. »In zwei Tagen wissen wir es.«

KAPITEL 12
     
    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Prag hatte Hogart tief und fest geschlafen, und ausgerechnet dann weckte ihn das verdammte Handy schon um acht Uhr morgens. Durch die dünne Bordwand hörte er Ivonas Stimme. Nach ihrem Tonfall zu urteilen, schien auch sie nicht begeistert. Soviel er mitbekam, war Vesely am Apparat.
    Schlagartig war Hogart hellwach. Während Ivona in ihrer Kajüte telefonierte, setzte er frischen Kaffee auf. Endlich kam sie im Pyjama mit strubbeligen Haaren in die Kombüse. Ächzend bog sie den Rücken durch. »Es war Vesely«, murrte sie. »In etwa eineinhalb Stunden verlässt seine Frau das Haus, um einkaufen zu gehen. In der Zeit können wir uns mit ihm bei der Manesuvbrücke treffen.« Sie setzte sich zu Hogart an den Tisch.
    »Sonst hat er nichts erzählt?«
    »Er wollte nicht am Telefon über den Fall sprechen. Sobald Eugenie weg ist, macht er sich auf den Weg.« Sie zuckte die Achseln. »Er hält es für besser, wenn sie nicht weiß, dass er sich wegen der Mordfälle mit uns trifft.«
    »Das klingt, als mache sie sich fürchterliche Sorgen um ihn.«
    »Das klingt, als hätte sie zu Hause die Hosen an«, korrigierte Ivona ihn.
    »Diesen Eindruck hatte ich nicht, als wir uns auf dem Friedhof trafen.«
    »Das täuscht. In Wahrheit hat sie ihren Mann ganz schön unter der Kandare, dabei könnte sie sich keinen Besseren als Hieronymus wünschen.«
    Hogart tischte Kaffee, Gebäck und Spiegeleier auf.
    »Wer ist Jasmine Salzmann?«, fragte Ivona unvermittelt.
    Augenblicklich hörte Hogart auf, in seiner Tasse zu rühren. Es schien, als habe sich von einer Sekunde auf die andere eine Wand zwischen sie geschoben.
    »Was hat Ihnen Greco gestern Abend über sie erzählt?«, fragte er zurück.
    »Das ist unwichtig. Ich möchte es von Ihnen hören.« Diesmal klang es weniger scharf. »Bitte …«, fügte sie hinzu.
    Er legte den Löffel weg und lehnte sich zurück. »Jasmine Salzmann war vierzehn Jahre alt, die Tochter eines Musikprofessors, überdurchschnittlich intelligent, musikalisch begabt. Sie besuchte den vierten Jahrgang des Theresianum-Gymnasiums, ein Wiener Elite-Internat, und die Johannes-Brahms-Musikschule, wo sie Klavier und Cello lernte. Gelegentlich trat sie bei Schulkonzerten auf. Am Wochenende fuhr sie stets mit der Schnellbahn nach Hause. Als sie eines Abends im Winter, mit ihrem Cello und einem Notenständer unter dem Arm, von der Haltestelle nach Hause ging, geriet ein Auto ins Schleudern und erfasste sie frontal. Der Kerl beging Fahrerflucht. Jasmine lag etwa eine Viertelstunde mit gebrochenem Halswirbel und schweren Hirnblutungen im Schnee, bis Passanten sie zufällig fanden. Im Krankenhaus versetzte man sie in einen künstlichen Tiefschlaf, als Folgen blieben aber eine Querschnittslähmung und irreparable Gehirnschäden zurück. Die Ärzte erklärten, Jasmine würde den Rest ihres Lebens geistig behindert im Rollstuhl verbringen.«
    Hogart griff nach einer Zigarette. »Tage später gelang es der Kripo, den fahrerflüchtigen Autolenker auszuforschen: Rainer Schodl, ein neunzehnjähriger Bursche. Da kam ich ins Spiel. Schodls Versicherung engagierte mich, den Fall zu untersuchen und dem Jungen auf den Zahn zu fühlen. Ich machte ihm klar, dass er nicht nur mit einer Anklage des Staatsanwalts wegen Fahrerflucht und unterlassener Hilfeleistung zu rechnen hatte, sondern auch mit einem Zivilprozess um Schmerzensgeld. Da er mit einer alten Karre ohne TUV-Plakette unterwegs gewesen war, mit Sommerreifen und noch dazu ohne

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