Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
Vom Netzwerk:
ausgesteckt oder abgemeldet. Laut Polizeiakte arbeitete Lomeg auf dem Fischmarkt. Mit etwas Glück würden sie ihn dort erwischen.
     
    Während Hogart zum Markt fuhr, saß Ivona mit dem Handy telefonierend auf dem Beifahrersitz. Da Novaceks Observierung bisher nichts gebracht hatte und sie ab jetzt nicht einmal von Svatek etwas erfahren würden, rief sie ihren Bruder an. Vielleicht konnte Ondrej seine Männer ebenfalls auf Micha ansetzen. Jetzt war es wichtig, den Knaben nicht aus den Augen zu verlieren.
    Hogart parkte den Wagen südlich des Karlsplatzes vor einem unscheinbaren dreistöckigen Gebäude mit einer beigefarbenen Fassade. Er konnte sich noch an das sogenannte Fausthaus erinnern, das er vor etlichen Jahren besucht hatte. Jetzt beherbergte es ein Labor für Blutuntersuchungen, doch im sechzehnten Jahrhundert hatten sich hier angeblich Alchimisten an der Goldherstellung versucht. Diese Vergangenheit hatte dem Haus wohl den Ruf eingetragen, einst Sitz des Doktor Faustus gewesen zu sein, der dem Teufel seine Seele verschrieben hatte. Sie selbst jagten einen Mann, der ebenfalls eine Grenze überschritten hatte, vor der die meisten Menschen zurückschreckten, und der den Abgrund seiner Seele mit jedem zusätzlichen Mord weiter auslotete.
    Sie stiegen aus dem Wagen.
    »Dort oben an der Häuserecke ist übrigens Ondrejs Dojo, darunter liegt seine Buchhandlung«, sagte Ivona.
    Hogart sah kurz rüber. Der Laden bestand nur aus einer Tür mit heruntergelassenem Rollo und einem Schaufenster, hinter dem sich einige Buchständer drängten. Hizagashira stand oberhalb der Eingangstür.
    »Hizagashira ist ein Karatestoß mit dem Knie«, erklärte Ivona. »Kommen Sie!«
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite öffnete sich das weite Gelände des Karlsplatzes. Der Ort, von Bäumen gesäumt, wirkte wie ein Park, doch der erste Blick täuschte. Hinter den Hecken, wo früher einmal ein Viehmarkt gewesen war, befand sich heute ein Fisch-, Gemüse- und Getreidemarkt. Obwohl wieder Regen einsetzte, drängten sich zahlreiche Menschen mit Einkaufstüten unter den Schirmen der Läden hindurch. Über den Platz tönte das Geschrei der Verkäufer, die noch ihre letzten Waren losschlagen wollten. Klaustrophobie durfte man bei diesem Gewühl nicht haben. Hogart und Ivona zwängten sich zwischen den Buden mit den Plastikplanen hindurch. Über den aufgebauten Stiegen hing ein penetranter Fischgeruch, der Hogart den Magen umdrehte. Er hatte nichts gegen Lachs oder Forellen - solange er sie nicht essen musste -, doch hier starrten ihm auf Eis gepackte Hummer, Aale und Tintenfische entgegen.
    Ivona fragte einige Verkäufer nach Pelepkovs Fischstand, den sie eine Viertelstunde später am anderen Ende des Marktes fanden. Pelepkov, ein Mann um die fünfzig im Rollkragenpullover, reichte Hogart nur bis zur Schulter, brachte aber bestimmt hundertzehn Kilo auf die Waage. Breite Hosenträger spannten sich über seinen Bauch und zogen den Hosenbund fast bis zur Brust hoch. Seine fleischigen Hände wickelten gerade einen Lachs in Packpapier. Nachdem die Kundin mit ihrem Einkaufskorb verschwunden war, trat Ivona an den Verkaufsstand.
    »Sprechen Sie Deutsch?«, fragte sie.
    Pelepkov zuckte die Achseln. »Nix viel.«
    »Ist Antonin Lomeg hier?«
    »Von Polizei?« Pelepkov bedachte sie und Hogart mit einem Nicken.
    »Nein, wir sind nicht von der Polizei. Ist Lomeg hier?«
    »Hat wieder was ausgefressen, hä?«
    »Nein, hat er nicht«, mischte sich Hogart in das Gespräch. Er legte einen Tausendkronenschein auf den schmierigen Verkaufstisch. »Wir würden nur gern ein paar Worte mit Antonin wechseln.«
    Pelepkov wischte seine Hände an der Schürze ab und strich den Geldschein ein. »Kleiner Mistkerl arbeitet nur am Vormittag hier. Ist heute nicht gekommen. Markt ist noch zwei Wochen offen, dann zu.« Er streckte die Nase in die Luft. »Riechen das? Heute Nacht kommt Schnee. Leute kaufen ein wie verrückt. Ich allein, Lomeg nix da!«
    Während sich Pelepkov abwandte, um neue Kunden zu bedienen, wechselte Ivona ins Tschechische und unterhielt sich länger mit ihm. Das Gespräch dauerte gut zehn Minuten. Während Pelepkov redete, nahm er Kundenwünsche entgegen, packte Fische ein und gab Wechselgeld heraus. Zwischendurch pries er immer wieder lautstark seine Ware an. Als sich Ivona von ihm verabschiedete, bat er sie noch eine Minute zu warten. Er belegte zwei Brote mit gegrilltem Lachs, die er jeweils in eine Papiertüte steckte und Hogart in die Hand

Weitere Kostenlose Bücher