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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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bestimmten Datei durchsuchte, beugte sich Ivona zu Hogart.
    »Nach achtundvierzig Stunden werden sämtliche digitalen Aufzeichnungen automatisch ins Archiv überspielt, auf das Miroslav keinen Zugriff mehr hat«, sagte sie. »Wir haben also gute Karten, dass er die Aufnahme für uns findet.«
    »Womit haben Sie ihm gedroht? Dass Greco ihm die Beine bricht, falls er nicht kooperiert?«
    Ivona verzog das Gesicht. »Seine Schwester sucht Arbeit. Greco kann ihr einen Job als Kellnerin in einem seiner Lokale vermitteln. Das dürfte kein Problem sein. Ein kleiner Gefallen dafür, dass wir Greco nicht nur Michas Namen, sondern auch den seines Komplizen liefern.«
    »Nicht schlecht!«, murrte Hogart. Man musste eben nur die richtigen Leute kennen, um ihre Interessen miteinander zu verknüpfen. Aber damit hatten sie ihre Seele bereits zum zweiten Mal verkauft. Andererseits war es die einzige Möglichkeit, an Informationen ranzukommen, die Vesely möglicherweise das Leben retten könnten.
    Während die Männer in dem Büro nach und nach ihre Mittagspause antraten, suchte Miroslav nach einer bestimmten Datei. Schließlich öffnete sich in einem kleinen Fenster auf dem Monitor eine unscharfe Schwarz-Weiß-Aufnahme von der Straße. Im Hintergrund sahen sie die Häuserecke mit dem Kanalgitter, in dem sie nach dem Handy gesucht hatten. Dahinter befand sich die Ladezone der Lastwagen. Auf Ivonas Bitte zoomte Miroslav den Hintergrund heran und stellte ihn schärfer. Danach startete er die Videoüberwachung des Vortags ab 14.15 Uhr. Im unteren Bereich des Bildschirms liefen die Ziffern der digitalen Zeitanzeige mit, als der Film im schnellen Vorlauf abgespielt wurde.
    »Stopp!«, rief Ivona, als Vesely mit raschen eckigen Bewegungen ins Bild kam. Miroslav drosselte die Geschwindigkeit. Deutlich sahen sie, wie Vesely auf der gegenüberliegenden Straßenseite an der Häuserfront entlanglief.
    »Kann Miroslav das Bild noch näher heranzoomen?«, fragte Hogart.
    »Habe ich bereits gefragt, es wird unscharf«, antwortete Ivona.
    Plötzlich trat ein älterer Mann mit Hut ins Bild, der am Automaten Geld entnahm und ihnen für etwa eine Minute die Sicht verdeckte.
    »Hau endlich ab!« Ivona rutschte an die Stuhlkante.
    Als der Mann wieder verschwand, stand Vesely immer noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, diesmal jedoch in eine Toreinfahrt gedrängt. Er hielt das Handy ans Ohr. Sein Kopf bewegte sich. Im Hintergrund war eine zweite Gestalt im zerschlissenen Mantel zu erkennen. Als der Mann für einen Augenblick ins Licht trat, sahen sie seine tief ins Gesicht gezogene Baseballkappe.
    »Ich kenne den Kerl von irgendwoher«, flüsterte Hogart.
    »Und woher?«
    »Keine Ahnung.«
    Einige Leute liefen vor dem Geldautomaten vorüber und verdeckten ihnen abermals die Sicht. In der nächsten Aufnahme waren Vesely und der Fremde verschwunden. Allerdings fehlte keines der parkenden Autos, weshalb sie nicht einmal einen Hinweis auf ein Nummernschild erhielten.
    »Mist!«, fluchte Ivona. »Dabei waren wir so nahe dran!«
    Sie bat Miroslav, den Film zurückzufahren und an jener Stelle zu stoppen, wo der Fremde aus dem Torbogen ins Licht trat. Miroslav vergrößerte die Aufnahme und erhöhte die Pixelauflösung, wodurch das Bild geringfügig schärfer wurde. Dann erstellte er einen Ausdruck von dem Standbild.
    »Mehr als diese Hardcopy werden wir nicht bekommen«, sagte Ivona resigniert. »Ein Mann mit einer Kappe der Boston Red Sox.«
    »Das ist zumindest mehr, als ich heute Morgen gehofft hatte«, gab Hogart zu.
     
    Als sie vor dem Bürogebäude der Komercni Bank auf der Straße standen, knurrte Hogarts Magen, doch im Moment war nicht an Essen zu denken. Ihnen lief die Zeit davon, und bisher hatten sie nicht mehr als ein unscharfes Foto von dem zweiten Killer. Hogart faltete Miroslavs Ausdruck auseinander. Regentropfen fielen auf das Papier.
    Ivona studierte das Bild. »Ich habe den Mann noch nie gesehen - obwohl er mich an Micha erinnert.«
    »Das ist er nicht, aber etwas an dem Burschen kommt mir bekannt vor.« Hogart spürte, wie seine Kopfschmerzen von Sekunde zu Sekunde stärker wurden. Er kniff die Augen zusammen. Woher kannte er den Kerl mit der Baseballkappe?
    »Dort wo ich ihn schon einmal gesehen habe, war er nicht so schmuddelig gekleidet«, murmelte Hogart. »Der Anlass war feiner, vornehmer … Anzug, Hornbrille, Krawatte … nein, nicht vornehmer, aber es hatte etwas mit einer … ja, mit einer Paisleykrawatte und reichlich

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