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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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keine Touristen mehr zu sehen. Plötzlich kam sich Hogart mit Ivona mitten auf der Karlsbrücke mutterseelenallein vor, da der Nebel auf beiden Uferseiten so dicht war, dass er alles verschluckte bis auf die Turmspitzen der Stadt, die vereinzelt aus dem Dunst ragten. Über der Brücke brachen einzelne Sonnenstrahlen durch die Nebeldecke und legten einen goldgelben Glanz über die Steinfassade. Mittlerweile kam die nächste Menschengruppe auf sie zu. Aus der Menge trat ihnen ein pummeliger Mann entgegen. Es musste Svatek sein, da Ivona ihm zunickte. Er war etwa in Ivonas Alter und wirkte wie ein typischer verdeckter Ermittler, mit Dreitagebart, schmuddeligem Rollkragenpullover, fleckiger Lederjacke und Jeans.
    Er reichte Ivona die Hand und lehnte sich neben ihr an die Brüstung. Ein Ausflugdampfer tuckerte unter der Brücke hindurch. Gedämpft drangen die Stimmen einiger missmutiger Touristen zu ihnen herauf, die wegen des Wetters nicht viel zu sehen bekamen.
    »Danke, dass Sie sich Zeit nehmen«, sagte Hogart auf Tschechisch.
    »Ich habe nur zehn Minuten, also sollten wir zur Sache kommen«, antwortete Svatek in einem Dialekt, den Hogart nur schwer verstand. Der Beamte öffnete den Zipp seiner Jacke, um ein Kuvert herauszunehmen. Damit wandte er sich an Ivona. »Warum brauchst du die Daten über den Kerl, der in der Veranstaltungshalle hinter Zajic saß?«, fragte er, ohne den Umschlag aus der Hand zu geben.
    »Wir haben eine Spur.«
    Svatek grinste schief. »Ach, du meine Güte, Ivona hat eine Spur!«
    »Lass das!«, murrte sie. »Mit ziemlicher Sicherheit ist er der zweite Killer, den wir suchen.«
    »Wir? Ivona, du suchst niemanden! Du bist aus dem Fall draußen!«
    »Er ist der zweite Killer!«, beharrte sie.
    »Natürlich.« Svatek kratzte sich die Bartstoppeln auf dem Kinn. »Für wie blöd hältst du uns?« Seine Stimme wurde leiser. »Nach den Infoabenden haben wir die Wohnungen aller Teilnehmer gecheckt. Die Bude von dem Kerl war zwar ein Dreckloch, aber unverdächtig. Der Kerl ist sauber, keine Vorstrafen, keine Anzeigen, nicht einmal eine Radarstrafe. Außerdem haben wir gestern - dank deines tollen Tipps - alle Besucher der Infoabende auf Mitgliedschaften in Schachvereinen und Turnieraktivitäten überprüft. Ein ganzer Tag Arbeit, der nichts gebracht hat. Und dieser Kerl weiß nicht einmal, wie man Schach schreibt, geschweige denn, wie ein Schachbrett aussieht.«
    »Aber er ist es!«
    »Ja, wenn du dir das in den Kopf setzt«, seufzte Svatek. Er reichte Ivona das Kuvert. »Von mir hast du das nicht! Wenn Novacek davon erfährt, reißt er mir den Kopf ab. Außerdem bekomme ich Ärger mit der Dienstaufsicht, der Internen Revision und dem Staatsanwalt.«
    »Mach dir keine Sorgen, das geht schon in Ordnung.«
    »Und damit sind meine Schulden bei dir beglichen!«
    »Ja, ja.« Ivona riss das Kuvert auf. »Antonin Lomeg«, murmelte sie.
    »Mach mit ihm, was du willst, aber damit eins klar ist…« Svatek sah sie eindringlich an. »Halte dich aus den Ermittlungen raus, und belästige den Mann nicht! Im Moment ist die Situation ohnehin mehr als angespannt.«
    »Du weißt, dass ich mich nicht raushalten kann. Falls Hieronymus Vesely heute Abend stirbt, kann ich seiner Frau nie mehr gegenübertreten. Sie macht mich jetzt schon für alles verantwortlich.«
    »Womit sie nicht einmal so Unrecht hat. Halt dich also verdammt noch mal raus! Denk an deinen Sohn! Du zwingst Novacek und mich dazu, dich in Untersuchungshaft zu nehmen«, drohte Svatek. »Glaubst du, Matej würde es gefallen, seine Mutter in der Zelle zu besuchen?«
    Ivona blieb ruhig. »Wie läuft die Observierung von Micha?«, fragte sie. »Seid ihr einen Schritt vorangekommen?«
    Svatek schwieg.
    »Das bedeutet, ihr habt nichts gegen ihn.«
    »Der Typ ist unauffällig.«
    »Die Zeit läuft euch davon.«
    »Ich weiß.«
    Ivona nickte Hogart zu. »Wir arbeiten weiter.«
    »Wie du willst.« Svatek schloss den Zipp seiner Jacke. »Aber ich weiß nichts davon, und diese Adresse hast du nicht von mir. Ich muss weiter, wir haben unheimlich viel um die Ohren.« Er wandte sich um und ging.
    Hogart blieb mit Ivona an der Balustrade stehen, wo sie die Unterlagen studierten. Antonin Lomeg war - ebenso wie Micha - dreiunddreißig Jahre alt. Er wohnte in einem Altbau in Zizkov, dem ehemaligen Armenviertel von Prag. Sie kannten seine Adresse, das Autokennzeichen seines elf Jahre alten Peugeots und die Nummer seines Festnetzanschlusses, doch der Apparat war tot, entweder

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