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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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bevor angepfiffen wird, erscheinen die Abwehrspieler Dirk Greiser und Michael Jakobs humpelnd auf dem Trainingsgelände. Theo Gries hält seinen Arm merkwürdig, er hat, wie Neururer jetzt nebenbei erfährt, eine Schultereckgelenksprengung. Der Trainer wendet sich an den Manager:
    »Sag mal, Reinhard, was ist denn mit denen los? Das sind Leistungsträger, mit denen ich am kommenden Samstag gegen Lautern die Punkte einfahren will!«
    »Kein Problem«, gibt Roder Entwarnung, »die können alle spielen am Samstag.«
    Neururer schenkt den Worten des Managers Glauben, denn weshalb auch sollte Reinhard Roder ihm die Unwahrheit erzählen.
    Nach dem mannschaftsinternen Testspiel benennt Neururer dem Manager jene Spieler, auf die er ab sofort nicht mehr setzen wird. In mindestens einem Fall ist Roder vollkommen entgeistert: »Das geht nicht, den habe ich doch erst letzte Woche für 370.000 Mark von Hajduk Split geholt«, sagt Roder über seinen kroatischen Neuzugang Celic. In den Augen Neururers ist Celic ein netter Kerl, der allerdings einen recht entscheidenden Makel besitzt: Er kann nicht Fußball spielen.
    Nach diesem nachhaltigen Eindruck hat Neururer einen kurzen Moment der Einsicht. Er wird den ihm angebotenen Vertrag nichtlinterschreiben. Verletzte Leistungsträger, sinnlose Neuverpflichtungen, der Tabellenstand - das wird nichts. Er ruft seine Frau Antje an und sagt ihr, dass er wieder nach Hause kommt, weil das Unternehmen, den Hauptstadtclub zu retten, schlichtweg sinnlos sei. Auch Roder teilt er seine Einschätzung mit - da kommt Theo Gries ins Spiel.
    Gries und Neururer kennen sich ja noch aus gemeinsamen Zeiten in Aachen, wo Starspieler Gries verkauft werden musste, weil die Alemannia klamm war. Gries weiß also um die Qualitäten des Trainers, trommelt die Mannschaft am Abend noch zusammen und bittet Neururer zu bleiben: »Wenn einer das schaffen kann, dann Sie, Trainer.« Neururer lässt sich beschwatzen. Er schiebt die schreienden Zweifel zur Seite und denkt nur: Hertha, Traditionsverein, Hauptstadt. Erste Liga - vor Schalke. Und er unterschreibt.
    Im ersten Spiel, zu Hause gegen Lautern, trifft Demir Hotic in der 2. Minute zum 0:1, Stefan Kuntz in der 89. Minute zum 0:2 - es ist eine am Ende unglückliche Niederlage. Aber es ist wohl jene Niederlage, mit der der Abstieg besiegelt wird, auch wenn Hertha noch 14 Spiele zu absolvieren hat. Sieben Punkte Rückstand, eigentlich acht, denn das Torverhältnis ist das deutlich schlechteste aller Bewerber um einen Platz in der Zweiten Liga. Hinzu kommt der Zustand der Mannschaft, die keine ist. Und Trainingsbedingungen, die keine sind. Zumindest nicht für einen Profifußballverein.
    Vor dem Heimspiel gegen den Hamburger SV lädt Neururer seine Mannschaft zum Abschlusstraining auf dem Maifeld zwischen Olympiastadion und Waldbühne. Auf dem riesigen Areal hat Hertha einen Trainingsplatz zugewiesen bekommen, links davon liegt der von Zweitligist Blau-Weiß 90, rechts der der britischen Armee. Vor dem Training wollen ein paar Journalisten noch mitNeururer sprechen, der Trainer sagt zu seinem Spieler Uwe Rahn:
    »Geh du mit den anderen schon mal raus, schlagt ein paar lange Bälle und macht euch warm, bitte. Ich komme nach.«
    »Das geht nicht, Trainer«, entgegnet Rahn.
    »Komm, Uwe, mach ran«, sagt Neururer. Rahn geht los. Kurz daraufist er zurück.
    »Trainer, wir können nicht auf den Platz«, erklärt Rahn.
    »Wie, ihr könnt nicht auf den Platz?«, fragt Neururer.
    »Da steht ein Panzer auf dem Platz«, sagt Rahn.
    »Uwe, willst du mich verarschen?«, fragt Neururer.
    »Nein, da steht ein Panzer auf dem Platz.«
    »Ja, gut, wenn da ein Panzer auf dem Platz steht, dann lasst ihr den eben wegfahren«, sagt Neururer.
    »Aber es ist ja keiner da, der den wegfahren kann«, erklärt Rahn.
    »Dann geht eben auf den anderen Platz, den von Blau-Weiß 90.«
    »Nein, Trainer, da dürfen wir nicht drauf«, sagt Rahn.
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!« Neururer platzt der Kragen. »Wir haben hier Abschlusstraining! Wir sind ein Erstligist, und du willst mir erzählen, dass wir keinen Platz haben?!«
    Die Lösung ist der sogenannte Wurfplatz, ein Areal von der Größe eines halben Fußballfeldes, auf dem sich die 24 Kaderspieler von Hertha BSC auf ihre Aufgabe am kommenden Abend vorbereiten dürfen. Im Anschluss fahren die Spieler mit dem Mannschaftsbus ins Tagestrainingslager, ein Hotel im Westen der Hauptstadt. Dort angekommen legt man sich noch einmal kurz hin, isst

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