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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Igor Dobrowolski gehört, der 1996 von Atletico Madrid gekommen ist, und der Albaner Igli Tare, heute Sportdirektor bei Lazio Rom in der Serie A. Schnell findet Neururer heraus, was das Problem der Spieler ist: Alle haben in ihren Verträgen Klauseln, die es ihnen gestatten, den Club im Fall des Abstiegs ablösefrei zu verlassen.
    Die Verträge reflektieren die Blauäugigkeit, mit der man bei der Fortuna in die Saison gegangen ist. Das Ziel unter dem damaligen Trainer, dem Fortuna-Helden und Ex-Nationalspieler Klaus Allofs, lautet: Aufstieg! An den zumindest immer möglichen Fall des Abstiegs verschwendet kein Clubverantwortlicher auch nur einen Gedanken. Als die Mannschaft sich dann doch recht schnell in Richtung unterer Tabellenhälfte orientiert und jedem klar ist, dass man mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun haben wird, wendet sich das Blatt. Etliche Spieler hängen sich nicht mehr rein, sie wissen, dass ihnen in dieser
    Lage finanziell nichts Besseres widerfahren kann, als ablösefrei zu gehen. Beim Wechsel zu einem anderen Club wird jeder ein ordentliches Handgeld einstecken können, denn der neue Arbeitgeber spart sich ja die Zahlung einer Ablösesumme an die Fortuna. Quasi folgerichtig und hausgemacht steigt die Fortuna am Saisonende ab - als Tabellenletzter.
    Da es mit den Gang in die Regionalliga bei der Fortuna keine Möglichkeit gibt, den direkten Wiederaufstieg anzugehen -weil schlichtweg kein Geld vorhanden ist, um eine gute Mannschaft zusammenzustellen -, kommt für Peter Neururer der Punkt, an dem er Düsseldorf Lebewohl sagen muss. Die Situation dort ist perspektivlos.
    Im Oktober desselben Jahres, knapp vier Monate nach seinem Vertragsende in Düsseldorf, hat Neururer einen neuen Job. Wieder ist es ein Traditionsverein: die Kickers aus Offenbach. Die finanziellen Rahmenbedingungen beim Club vom Bieberer Berg sind schlecht, die Trainingsmöglichkeiten eine Katastrophe. Was gut ist? Die Fans. Sensationell ist die Stimmung bei den Heimspielen in dem engen alten und maroden Stadion, das Neururer an das Stadion der Tot-tenham Hotspurs erinnert, jenes Londoner Vereins, zu dem es Neururer während seiner Studienzeit oft hingezogen hat. Von Köln aus fährt er damals mit einem Freund im Auto regelmäßig zu den Mittwochsspielen an die White Hart Lane: Mit der Fähre von Ostende nach Dover, abends gucken sie das Spiel, nachts geht es zurück nach Deutschland. Das Stadion auf dem Bieberer Berg, diese vier einzelnen Tribünen mit den offenen Ecken und dazu diese fantastischen Fans auf den Rängen, ruftNeururer seine »Spurs«-Abende ins Gedächtnis. Wie in Nordlondon, wo sie die »Spurs« leben, so lebt man in Offenbach die Kickers, der Club ist eine Lebenseinstellung, unabhängig vom aktuellen Tabellenstand.
    Im Oktober 1999 hat der Zweitligaaufsteiger aus den ersten neun Spielen magere drei Punkte geholt, Trainer Hans-Jürgen Boysen wird beim Ligaletzten entlassen - es besteht Bedarf nach einem Nachfolger. Als Neururer das erste Gespräch mit den Verantwortlichen des OFC führt-Manager Klaus Gerster, Ehrenpräsident Waldemar Klein und Geschäftsführer Jörg Hambückers -, sind die drei Männer überrascht, was der Mann aus Westfalen ihnen so alles aus der Geschichte ihres Clubs zu berichten weiß - des Clubs von Hermann Nuber, »Sigi« Held, Erwin Kostedde, Dieter Müller, Jimmy Hartwig, Rudi Völler, Uwe Bein und Oliver Reck. Der Fußballfan Neururer kennt die Kickers noch aus ihren besseren Tagen, schnell einigt man sich mit dem OFC-Kenner auf die Parameter eines Vertrags, der am kommenden Morgen auf der Geschäftsstelle zur Unterschrift vorliegen soll.
    Als nun der Mann, der fast alles über den OFC weiß, am Morgen danach auf die Geschäftsstelle am Bieberer Berg zugeht, sieht er die Steinbüste, die man dort zu Ehren von OFC-Legende Hermann Nuber aufgestellt hat. Bei deren Anblick fällt »Lexikon« Neururer ein, dass der in der Öffentlichkeit weniger bekannte Spitzname von Rudi Völler ja »Hermann« - nach eben Nuber - ist, weil Nuber Völler seinerzeit von Hanau 93 zum OFC geholt hat und dem jungen Rudi stets ein väterlicher Freund geblieben ist. Nach der Vertragsunterschrift fragt Neururer in die auf der Geschäftsstelle versammelte Runde: »Eins müsst ihr mir noch mal erklären, bitte. Weshalb stehthier draußen vor der Tür eigentlich dieses Denkmal? Ich hab gar nicht mitbekommen, dass der Hermann Nuber verstorben ist.«
    Die Offenbacher starren Neururer so an, als würden sie ihren vor

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