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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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Schwert aus dem Bauch eines gewaltigen dreiköpfigen Sumpfdrachens befreien müssen. (Ich sage »Version«, weil die Lebensgeschichte des Ritters immer beeindruckender wurde, je öfter er sie erzählte, und er erzählte sie oft.)
    Tatsächlich hatte Sir Tode sich mit dieser Geschichte sogar eine Zeit lang seinen Lebensunterhalt verdient. In den Monaten nach seinem Ritterschlag war er zu Pferd durch das Land gezogen und hatte in den verschiedenen Gasthöfen und Wirtshäusern, in denen er einkehrte, eine gewisse Berühmtheit genossen. Er erzählte den Einheimischen von seinen gefährlichen Abenteuern, und oft genug bekam er im Gegenzug freie Kost und ein Bett zum Schlafen. So hatte er fröhlich sein Leben genossen – bis zu jener unglücklichen Begegnung mit der schlafenden Hexe. »Ich wünschte wirklich, ich hätte mein Ritterdasein ein wenig ernster genommen«, gestand er eines Abends, nachdem er Peter eine besonders schaurige Version seiner Geschichte erzählt hatte. »Ich hatte nie die Gelegenheit, eine holde Maid zu retten, und dachte immer, dass die anderen Ritter mich deshalb nicht ernst nahmen.«
    »Vielleicht gibt es da, wo wir hinfahren, ja eine holde Maid?«, versuchte Peter ihn aufzumuntern. »Oder, noch besser, einen Zauberer, der Sie von dem Fluch erlösen kann?«
    »Ich fürchte, dass ist höchst unwahrscheinlich. Früher, als ich jung war, konnte man kaum gegen einen Baumstumpftreten, ohne dass Magiefunken sprühten, aber die Zeiten sind lange vorbei. Die Hexen sind längst verschwunden … und mit ihnen alles andere, was sich zu erzählen lohnt.« Der alte Ritter hob den Kopf zum Himmel, froh, dass Peter die Tränen in seinen Katzenaugen nicht sehen konnte.
    Auch Peter erzählte aus seinem weniger ruhmreichen Leben: wie er als Säugling aus dem Wasser gefischt worden war, von seinen ersten Monaten mit der Katzenmutter und seiner elenden Zeit als »Geschäftspartner« von Mr Seamus.
    »Dem Himmel sei Dank, dass du mit diesem üblen Kerl nie wieder etwas zu tun haben musst«, sagte Sir Tode. »Ach, mein lieber Junge, ich wünschte, ich wäre da gewesen. Dann hätte ich dich zu mir genommen, und du hättest mein Page sein können oder mein Stallbursche. Was hätten wir für einen Spaß zusammen gehabt!«
    Die Bemerkung rührte Peter, aber er wusste, dass es nur Schmeichelei war. »Ich glaube kaum, dass ein blinder Page Ihnen viel genützt hätte.«
    »Unsinn!« Sir Tode sprang von seinem Ausguck herunter. »Du hast die Tugenden eines großen Kriegers in dir!« Und mit diesen Worten schnappte sich der Ritter ein vertrocknetes Baguette und ließ es durch die Luft sausen. » En garde , junger Mann! Es ist an der Zeit, dass du lernst, wie man kämpft!«
    »Aber ich weiß doch schon, wie man kämpft«, sagte Peter. »Ich kann einem Mann aus dreißig Schritt Entfernung Fußfesseln anlegen oder ihm die Zunge mit Nadel und Faden annähen.«
    »Ach was, das sind hinterhältige, schmutzige Tricks! Was du lernen musst, ist richtiges, heldenhaftes Kämpfen. Los, nimm dein Schwert.« Er warf Peter sein Baguette vor die Füße und zog sich ein neues heraus. Peter nahm dasBrot und stieß damit ein paarmal in die Luft über Sir Todes Kopf.
    »Herrje, du bist wirklich hoffnungslos!«, stöhnte der Ritter. »Das ist ein Schwert , kein Viehstock. Glaubst du, ich hätte ein ganzes Drachennest vernichten können, indem ich sie zu Tode pikse ?! Du musst es schwingen! Mit all deiner Kraft!«
    Und so begann Sir Tode, Peter in der Kunst des Duells zu unterweisen. Allerdings war es kein sehr erfolgreiches Unterfangen. Der Ritter war so klein, dass er nicht oberhalb des Knies angreifen konnte. Und die Tatsache, dass sie sich an Deck eines kleinen Bootes befanden, das von den Wellen hin und her geworfen wurde, machte es auch nicht gerade einfacher. Wie ihr ja bereits wisst, waren weder der Junge noch der Ritter gute Schwimmer, deshalb mussten sie ganz besonders achtgeben, dass sie mit ihrer wilden Schwertschwingerei nicht über Bord gingen. Vor allem aber hatte Peter wegen seiner Blindheit Schwierigkeiten, sich bei dem lauten Geschnaufe und Gestampfe zu orientieren. Immer wieder stolperte er über seine eigene Waffe und krachte gegen den Mast.
    »Wenn das Baguette eine Klinge hätte, wärst du jetzt Geschnetzeltes!«, spottete Sir Tode. »Ellbogen hoch! Knie locker! Und denk daran, die Füße deines Gegners zu beobachten!«
    »Aber ich kann Ihre Füße doch nicht sehen !«, maulte Peter. »Und ich höre auch nichts, weil ich die

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