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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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schwarzem Garn umschlossen.
    Da Peter in einer Hafenstadt aufgewachsen war, wusste er, wie wichtig Vitamin C war. Deshalb hatte er vor dem Beginn der Reise ein paar Zitronen eingepackt, und er war nicht sonderlich erpicht darauf, sie herzugeben, wie sehr der armselige Mann auch betteln mochte.
    »Hab Erbarmen!«, bettelte der armselige Mann. »Armer Alter Scabbs tut alles, was Kleiner Junge will!«
    Peter überlegte einen Moment. Dieser alte Dieb war der einzige Mensch, dem sie seit der Flucht vor Officer Trolley begegnet waren, und zweifellos konnten sie in dieser tückischen Sandwüste einen Verbündeten gebrauchen. Vielleicht würde ihm diese Begegnung ja sogar von Nutzen sein? »Also gut«, sagte er. »Wir geben dir ein bisschen von unserer Zitrone ab. Aber dafür musst du uns auch etwas geben.«
    »Was kann Alter Scabbs euch denn geben? Er hat doch gar nichts mehr.«
    »Wir wollen nur deine Hilfe. Wie lange lebst du schon hier?«, fragte Peter.
    »Leben? Ist nicht ganz das richtige Wort. Armer Alter Scabbs ist vor zehn Jahren in die Bußwüste geschickt worden. Zur Strafe für die schlimmen Dinge, die er den Kleinen angetan hat.« Voll Scham senkte er den Kopf. »Armer Alter Scabbs ist böse, böse, böse …«
    »Was in Gottes Namen haben Sie denn getan?«, hakte Sir Tode nach.
    Doch Alter Scabbs war nicht bereit, mehr darüber zu sagen. Er murmelte nur immer wieder: »Schlimme Dinge … schlimme, schlimme Dinge …«
    Peter wollte, dass der alte Mann bei der Sache blieb. »Und all die Jahre bist du hier umhergewandert? Dann musst du die Wüste ja gut kennen.«
    »Alter Scabbs kennt sie wie die Warzen auf seinem Kopf!«, sagte er eilfertig. »Es gibt kein Sandkörnchen hier, das nicht sein Freund ist.« Wie zur Bestätigung bückte er sich, nahm eine Handvoll Sand und begann ihn zu streicheln.
    »Gut«, sagte Peter und steckte seinen Angelhaken weg. »Dann wirst du unser Führer sein. Und wenn du uns hilfst, gebe ich dir die ganze Zitrone.«
    Bei diesen Worten stiegen dem alten Mann die Tränen in die Augen. »Oh ja! Kleiner Junge wird es nicht bereuen! Alter Scabbs wird ein guter und treuer Führer sein – er kümmert sich um Kleiner Junge und sein Süßes Kätzchen!«
    »Ich bin nicht süß!«, knurrte Sir Tode, doch Alter Scabbs war zu sehr damit beschäftigt, Peter die Füße zu küssen, um ihn zu hören.
    »Dann haben wir eine Abmachung«, sagte Peter und gab ihm die Zitrone. »Wenn du deinen Teil nicht einhältst, jage ich dir die Pest an den Hals. Hast du verstanden?« Alter Scabbs nickte eifrig und riss die Frucht mit beiden Händen an sich.
    Da sie nun schon mal wach waren, beschloss Peter, dass sie genauso gut aufbrechen konnten. »In welche Richtung müssen wir, um aus der Wüste herauszukommen?«
    »›Aus der Wüste herauskommen‹, sagst du?« Ihr kauziger Gefährte kicherte, als hätte Peter einen besonders guten Witz gemacht. »Und die Diebe sagen, Alter Scabbs ist verrückt! Für Leute wie uns gibt es keinen Weg hier raus – es sei denn, Kleiner Junge meint das Grab!« Er lachte keckernd. »Dahin kann Alter Scabbs ihn jederzeit bringen, ist kinderleicht!« Er fuhr sich bedeutungsvoll mit dem Finger über die Kehle.
    Sir Tode musterte den alten Kauz mit wachsender Sorge. »Peter, ich bin mir nicht so sicher, ob wir mit unserem Führer eine gute Wahl getroffen haben.«
    »Das war doch nur ein Scherz«, versicherte Peter ihm. »Für einen alten Mann wie ihn ist die Flucht vielleicht zu schwer, aber mir ist noch nie eine Tür oder Pforte untergekommen, die ich nicht öffnen konnte. Und wenn es gar nicht anders geht, können wir immer noch über die Mauer klettern.« Er wandte sich wieder zu Alter Scabbs. »Kannst du uns wenigstens bis zur Grenze bringen?«
    Der Mann wischte sich schniefend die Lachtränen aus den Augen. »Zur Grenze, sagst du? Ein sehr gefährlicher Ort, sag ich. Aber Alter Scabbs hat Abmachung gemacht, also geht er zur Grenze!« Er schüttelte Peter die Hand und zog ihn zu sich heran. Seine nächsten Worte waren von erschreckender Klarheit. »Aber sei gewarnt, Kleiner Junge. Den Traum von Flucht schlägst du dir besser aus dem Kopf.« Er warf einen verängstigten Blick zum Himmel. »Niemand verlässt die Bußwüste … noch nicht einmal Sie !«
    Dann ließ er Peters Hand los und führte sie hinaus in die Nacht.Wie sich zeigte, war Alter Scabbs ein guter Führer. Er kannte die Wüste tatsächlich wie seine eigenen Warzen und bewies das, indem er jedem Bootswrack, an dem sie

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