Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
Vom Netzwerk:
gesagt. »Wie oft kommen hier eigentlich neue Gefangene an?«, fragte Peter ihren Führer.
    »Neue Gefangene? Alter Scabbs hat noch nie neue Gefangene in der Bußwüste gesehen, nur Kleiner Junge und Süßes Kätzchen.« Er schwieg einen Moment und zog die Stirn kraus. »Hm … mächtig seltsam!«
    Eilig sprach Peter weiter, denn er wollte nicht, dass der alte Mann allzu gründlich über ihre geheimnisvolle Ankunft nachdachte. »Wenn also nie neue Gefangene kommen, bedeutet das dann, dass ihr alle zur gleichen Zeit hierherverbannt worden seid?«
    »Verbannt, sagst du? Wir Diebe sind mit einem dreckigen Trick hierhergelockt worden, sag ich!«
    »Moment mal«, meldete sich Sir Tode zu Wort. »Willst du damit sagen, alle Gefangenen hier sind Diebe?«
    »Jeder einzelne von ihnen.« Alter Scabbs lief ein paar Schritte vor, um einen Käfer zu fangen.
    Der Ritter erschauerte. »Ein ganzes Gefängnis voller Diebe? Nichts gegen dich, Peter, aber ich kann mir kaum etwas Schrecklicheres vorstellen.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da ertönte irgendwo vor ihnen ein Ruf: »Diebe in Deckung!«
    Alter Scabbs blieb sofort stehen und lauschte. Eine zweite Stimme – diesmal näher – wiederholte den Ruf: »Diebe in Deckung!«
    Peter konnte beinahe hören, wie dem alten Mann das Blut aus dem Gesicht wich. »Nicht gut! Nicht gut, sag ich!« Alter Scabbs fiel auf die Knie und fing an, ein Loch in den Sand zu schaufeln, so schnell seine Hände gehorchten. »Beeilen! Beeilen! Sie kommen!«
    Immer wieder ertönte der Ruf, und er kam immer näher. »Diebe in Deckung! … Diebe in Deckung!«
    »Was soll das jetzt wieder?«, grummelte Sir Tode. »Wovor sollen wir in Deckung gehen?«
    »Beeil dich, Süßes Kätzchen!« Der alte Mann zitterte jetzt am ganzen Körper. Er schaufelte wie besessen Sand auf sich, als wollte er sich lebendig begraben. »Tag ist schon fast da! Alter Scabbs muss sich verstecken, sonst erwischen sie ihn womöglich!« Die ganze Nacht hindurch hatte er immer wieder Andeutungen über diese geheimnisvollen »sie« fallen lassen, aber auf sämtliche Fragen, was es damit auf sich hatte, war er nur in Panik ausgebrochen.
    »Wer, sie ?!«, fragte Peter zum hundertsten Mal.
    »Alter Scabbs warnt Kleiner Junge und Süßes Kätzchen, sich zu verstecken, und zwar schnell!« Er brüllte: »DIEBE IN DECKUNG!« und drückte das Gesicht in den Sand, sodass nur noch sein Hinterkopf zu sehen war.
    »Äh, Peter?« Sir Tode wurde allmählich nervös. »Vielleicht sollten wir ausnahmsweise mal auf ihn hören?«
    Alter Scabbs streckte den Arm aus dem Sand und zog sie beide zu Boden. Er hob den Kopf, und sein Gesicht war bleich vor Angst. » Sie sind hier!«, flüsterte er und hielt ihnen mit seinen Schmuddelfingern den Mund zu. Die beiden lagen reglos im Sand und warteten.
    Und dann kamen sie .
    Zuerst hörte Peter ein leises Rascheln, wie eine Flagge, die im Wind hin und her schlägt. Dann wurde das Geräusch lauter und schwoll an zu einem Chor aus Hunderten, Tausenden, der die Nachtluft zum Beben brachte. Panik überkam den Jungen, als er den Tumult im Himmel spürte. Der Lärm donnerte über sie hinweg, verdunkelte den Mond und hüllte die Wüste in eisigen Schatten.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit zog der Sturm vorüber, und Peter spürte wieder die Sicherheit des Mondscheins. Dennoch rührte er sich nicht, sondern wartete, bis das Geräusch verklungen war und wieder völlige Stille herrschte. »Was war das?«, fragte er, und er fürchtete sich vor der Antwort.
    Alter Scabbs beugte sich zu ihm, nacktes Entsetzen in der Stimme. »Das, Kleiner Junge, waren die Raben !«

10. Kapitel
    ♦
    EINE BRISE ÜBER DEM HÜGEL

    P eter konnte nicht schlafen. Dafür gab es mehrere gute Gründe. Erstens war es fast Mittag, und die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Zweitens lag er bis zum Hals in juckendem, vor Insekten wimmelndem Sand. Und drittens war nur ein paar Stunden zuvor ein monströser Rabenschwarm direkt über ihn hinweggeflogen. Wie oft Peter sich auch sagte, dass sein momentanes Versteck so sicher war, wie es unter den Umständen nur ging, sein Überlebensinstinkt ermahnte ihn immer wieder, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Er lauschte auf das leise Schnarchen von Sir Tode und Alter Scabbs, die rechts und links neben ihm im Sand lagen.
    »Sir Tode«, flüsterte er.
    Der Schnurrbart des Ritters zuckte. »Land voraus«, murmelte er im Traum, dann schrak er hoch, weil er sich an die Ereignisse der vergangenen

Weitere Kostenlose Bücher