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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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vorbeikamen, ein »Hallo« zurief. Eifrig bemüht, seinen Wohltätern zu gefallen, beantwortete er ihnen jede ihrer Fragen über die Bußwüste.
    »Wie finden wir hier etwas zu essen?«, fragte Peter, nachdem sein Magen besonders laut geknurrt hatte.
    »Hungrig?« Alter Scabbs lachte leise. »Das Essen hier ist vielleicht nicht ganz, was Kleiner Junge gewöhnt ist.« Er ging in die Hocke und schob seinen Arm in den Sand. Nach kurzem Ringen zog er einen langen, dicken Tausendfüßler heraus. Er brach das zappelnde kleine Tier in zwei Hälften und warf sich beide in den Mund. »Mmh, lecker!«, sagte er und kaute vergnügt. »Mit etwas Glück findet Kleiner Junge eine schöne saftige Feuerameise! Letztes Jahr hat Alter Scabbs eine gefunden, die so groß war wie seine Faust, jawohl!«
    »Igitt.« Sir Tode schüttelte sich. »Ich will mir lieber gar nicht vorstellen, was du trinkst.«
    »T-T-Trinken, sagst du?« Der alte Mann zog ein langes Gesicht, wobei ihm ein paar sandige Tausendfüßlerstücke aus dem Mund fielen. »Oh, wenn Alter Scabbs doch nur könnte …« Er verlor sich in Gedanken, verpasste sich selbst eine Ohrfeige und murmelte unverständliches Zeug. »Ein schönes Tässchen Tee für Armer Alter Scabbs?«, fragte er ins Nichts. »Nein, nur Spuckeschlucken.«
    Die Frage, was er trank (wenn überhaupt), war nur eine von vielen, die ihr Führer ihnen nicht beantworten konnte. So bekamen sie beispielsweise nicht heraus, wie all die Boote vom Ufer hierhergekommen waren oder ob die Bußwüste überhaupt ein Ufer hatte. Ebenso wenig erfuhren sie, wasAlter Scabbs und die anderen getan hatten, bevor sie hierherverbannt worden waren. »Du hast doch gesagt, es gibt noch mehr Gefangene«, sagte Peter schließlich. »Aber wir sind jetzt schon seit Stunden unterwegs und haben keinen einzigen Menschen gesehen.«
    Verletzt fuhr der alte Mann herum. »Keinen einzigen Menschen, sagst du? Und was ist mit Armer Alter Scabbs? Ist der etwa kein Mensch?«
    »Er meint andere Menschen außer uns dreien, du alter Trottel.« Sir Tode hatte allmählich genug von ihrem Führer. Für gewöhnlich waren die Leute, die Sir Tode begegneten, so überrascht, ihn sprechen zu hören, dass sie ihn mit Respekt behandelten und manchmal sogar Angst vor ihm hatten. Alter Scabbs hingegen zeigte keinerlei Interesse an seinen Äußerungen, was die zunehmend mürrische Laune des Ritters wohl hinreichend erklärte.
    »Warum erlaubt Kleiner Junge seinem Haustier, so gemeine Sachen zu sagen?«, fragte er Peter. »Vielleicht sollte er Süßes Kätzchen zur Strafe essen! Und vielleicht gibt er Armer Alter Scabbs ja ein paar Bissen ab, hm?«
    »Wieso sollte ich sein ›Haustier‹ sein, wenn ich sprechen kann ?!«
    »Natürlich kann Süßes Kätzchen sprechen. Alter Scabbs hat noch nie ein Tier getroffen, das nicht sprechen kann.«
    Peter zog den Angelhaken aus seinem Sack, womit er sofort die volle Aufmerksamkeit des Mannes hatte. »Sir Tode ist nicht mein Haustier. Er ist ein tapferer Ritter und mein Freund. Du wirst ihn so behandeln, wie du mich behandelst: mit Respekt. Hast du verstanden?«
    Alter Scabbs antwortete mit einem hektischen »Ja! Ja!«, das weniger an Peter gerichtet war als an die Spitze seiner funkelnden Waffe.
    Von da an setzten die Reisenden ihren Weg schweigend fort, und die Stille wurde nur unterbrochen, wenn Alter Scabbs dafür sorgen musste, dass sie ungeschoren durch feindliche Lager kamen. Dann lief er jedes Mal voraus und rief in die Dunkelheit:
    Hört her, Gefährten, die ihr lauert darin,
    Hier kommt Alter Scabbs, nichts Böses im Sinn!
    Kurz darauf antwortete eine Stimme: »Weg ist frei, Dieb!« Erst dann ging Alter Scabbs weiter und führte Peter und Sir Tode durch eine Senke voll Wracks. Als sie das erste Mal durch solch eine Senke kamen, hörte Peter überall um sie herum das leise Pochen von Herzschlägen. Er fragte Alter Scabbs danach, doch der schüttelte nur den Kopf. »Manchen Dieben kann man nicht trauen! Schrecklich böse, sag ich.«
    Als die Nacht voranschritt, neigte sich der Mond immer mehr zum Horizont, und Peter konnte den Tau riechen, der vom Boden aufstieg. In den vergangenen Stunden hatte er Zeit gehabt, über all das nachzudenken, was sie über die Bußwüste erfahren hatten. Er wusste, dass es noch mehr Gefangene gab und dass der Wärter alle ihre Boote zerstört hatte. Doch kurz bevor Officer Trolley sein glühendes Eisen herausgeholt hatte, um ihnen ein Brandmal zu verpassen, hatte er etwas Merkwürdiges

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