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Peter Pan

Peter Pan

Titel: Peter Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James M. Barrie
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ab.
    Jetzt stand Nibs vom Boden auf, und die anderen dachten, daß seine weit aufgerissenen Augen immer noch Wölfe sähen. Aber Nibs sah keine Wölfe.
    »Ich hab was viel Schöneres gesehen«, rief er, als sie sich aufgeregt um ihn scharten. »Einen großen weißen Vogel. Er muß gleich hier sein.«
    »Was ist das für ein Vogel?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Nibs ehrfurchtsvoll, »aber er sah müde aus und seufzte immer ›Arme Wendy‹.«
    »Kenn ich«, sagte Slightly prompt, »es gibt Vögel, die heißen Wendyvögel.«
    »Da, er kommt«, rief Curly und zeigte auf den Wendyvogel am Himmel.

    Wendy war ziemlich genau über ihnen, und sie konnten ihr Klagen hören. Aber noch deutlicher hörten sie die schrille Stimme von Tinker Bell. Die eifersüchtige Fee mochte nicht länger Freundschaft heucheln. Von
    allen Seiten griff sie ihr Opfer an und kniff und knuffte es wie wild.
    »Hallo, Tink«, riefen die Jungen verwundert, und Tink antwortete:
    »Peter will, daß ihr die Wendy abschießt.«
    Es war nicht ihre Art, lange zu fragen, wenn Peter etwas befohlen hatte. »Wir tun, was Peter will«, riefen die einfältigen Jungen. »Schnell, Pfeil und Bogen.«
    Alle außer Tootles verschwanden in ihren Bäumen.
    Er hatte Pfeil und Bogen bei sich. Tink sah das und rieb sich die kleinen Hände.
    »Schnell, Tootles, schnell«, schrie sie. »Peter wird das sehr gefallen.«
    Tootles spannte aufgeregt den Bogen. »Aus dem Weg, Tink«, rief er. Er schoß, und Wendy flatterte mit einem Pfeil in der Brust zu Boden.

Das kleine Haus
    DER dumme Tootles stand wie ein Eroberer bei Wendy, als die anderen Jungen bewaffnet aus ihren Bäumen sprangen.
    »Ihr kommt zu spät«, rief er, »ich habe den Wendyvogel abgeschossen. Peter wird das sehr gefallen.«
    Über ihm rief Tinker Bel »Du Blödmann« und suchte schnell das Weite. Die anderen hörten sie nicht. Sie hatten sich um Wendy gedrängt, und wie sie so schauten, entstand eine schreckliche Stille im Wald. Hätte Wendys Herz geschlagen, sie hätten es gehört.
    Slightly sprach als erster. »Das ist kein Vogel«, sagte er mit ängstlicher Stimme. »Ich glaube, das ist eine Dame.«
    »Eine Dame?« sagte Tootles. Er fing an zu zittern.
    »Und wir haben sie getötet«, sagte Nibs heiser.
    Sie rissen sich die Mützen vom Kopf.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Curly, »Peter hat sie uns mitgebracht.« Er warf sich betrübt zu Boden.
    »Eine Dame, die sich endlich um uns kümmern sol te«, sagte einer der Zwillinge, »und du hast sie getötet.«
    Er tat ihnen leid, aber mehr noch taten sie sich selber leid.

    Tootles war sehr blaß geworden, aber er zeigte Würde,

    und auf eine Art, die sie an ihm nicht kannten, sagte er: »Ich habe es getan. Wenn eine Dame mir im Traum erscheint, dann sage ich zu ihr: ›Liebe Mutter, schöne Mutter.‹ Und wenn sie endlich kommt, dann schieße ich sie tot.«

    Langsam ging er fort.
    »Bleib doch«, riefen die anderen.
    »Ich muß weg«, sagte er. »Ich habe solche Angst vor Peter.«
    Genau in diesem tragischen Augenblick hörten sie etwas, das ihnen das Herz bis zum Hals schlagen ließ.
    Sie hörten das Krähen von Peter.
    »Peter!« riefen sie. So kündigte er immer seine Rückkehr an.
    »Wir müssen sie verstecken«, flüsterten sie und stel ten sich hastig um Wendy. Nur Tootles stand abseits.
    Wieder ein lautes Krähen, und Peter landete direkt vor ihnen. »Grüßen, Jungs!« rief er, und sie grüßten mechanisch, dann war wieder Stille.
    Er runzelte die Stirn.
    »Ich bin wieder da«, sagte er scharf, »und ihr freut euch nicht?«
    Sie öffneten den Mund, aber die Freudenschreie wollten nicht kommen. Er übersah das großzügig, denn er hatte es eilig, die großartigen Neuigkeiten zu verkünden.
    »Wißt ihr was, Jungs«, rief er, »ich habe endlich eine Mutter für euch mitgebracht.«
    Immer noch Stille.
    »Habt ihr sie nicht gesehen?« fragte Peter. Er machte sich Sorgen. »Sie ist hierher geflogen.«
    »Oje«, sagte eine Stimme, und eine andere sagte: »O trauriger Tag.«
    »Peter«, sagte Tootles ruhig, »ich zeige sie dir.« Und als die anderen sie immer noch verstecken wol ten, sagte er: »Zurück, Zwillinge. Peter soll sie sehen.«
    Da traten sie zurück und gaben den Blick frei. Peter schaute eine Weile auf Wendy herunter, und er wußte nicht, was er jetzt tun sollte.
    »Sie ist tot«, sagte er. Ihm war unbehaglich. »Viel eicht hat sie Angst, daß sie tot ist.«
    Er überlegte, ob er sich aus dem Staub machen sollte, immer weiter weg, bis er aus

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