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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Lampe. Auch daran erkannte Peter Voss, daß etwas Besonderes los war. Der Wärter leuchtete durch die Zelle, ließ die Brieftasche liegen, als sähe er sie nicht, und leuchtete Peter Voss ins Gesicht, der keine Miene verzog und schnarchte.
    Die Zellentür schloß sich wieder. Draußen auf dem Gange stand Dodd mit dem Direktor und dem Nervenarzt.
    »Er schläft«, meldete der Wärter. »Die Tasche liegt noch da, wo sie hingefallen ist.«
    »Wir müssen also bis morgen warten«, erklärte Dodd und trat zurück. »Am besten ist, Sie lassen den Mann gänzlich ungestört. Der Fall ist zu kompliziert.«
    Und der Nervenarzt nickte zustimmend.
    Also gingen sie wieder davon. Dodd hatte sein Ziel erreicht. Morgen wollte er feststellen, wie weit Peter Voss mit Hilfe der in der Brieftasche versteckten Feilen die Fenstergitter gelockert hatte, und danach den Dampfer mieten.
    Aber Peter Voss ging nicht gegen das Gitter, sondern gegen die Mauer vor. William half von der anderen Seite. Als die ersten beiden Steine gelockert waren, hatten sie gesiegt. Das Loch zu erweitern, war Spielerei. Nun erst steckte Peter Voss seine Brieftasche ein. Geschmeidig schlüpfte er in die Nebenzelle. Ihren vereinten Kräften konnte das gelockerte Fenstergitter nicht widerstehen. William Smith streckte vorsichtig den Kopf hinaus. Die Luft war rein. Mit einem Sprung verschwand er; Peter Voss folgte ihm hastig, ohne sich lange zu besinnen.
    Der Posten machte gerade an der anderen Ecke der Gefängnisfront kehrt. Ehe der junge Rekrut, der zudem nicht besonders mutig war, sein Gewehr gehoben oder auch nur den Mund aufgetan hatte, sah er sich durch einen heftigen, wohlgezielten Schlag gegen die Kinnlade unschädlich gemacht. Das Gewehr entfiel ihm. Unfähig, sich zu regen oder einen Ton von sich zu geben, saß er mit dem Oberkörper gegen die Mauer gelehnt und hielt sich den Schädel. Peter Voss klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, und William Smith erleichterte ihn um den Revolver.
    Nun eilten sie auf den Hafen zu, nachdem sie in einem dunklen Winkel die Gefängnisjacken ausgezogen hatten.
    Da lag schon die Marguerite, auf die sie es abgesehen hatten. Nach William Smiths Plan wollten sie sich unbemerkt an Bord schleichen und sich im Laderaum verstecken.
    »Einen Augenblick«, flüsterte Peter Voss und öffnete unter einer Laterne seine Brieftasche. »Ich glaube, ich hab etwas Kleingeld. Wenn es langt, chartern wir das ganze Schiff.«
    »Allright«, erwiderte der andere.
    Peter Voss fand die vier Tausenddollarnoten, fand sechs feine Stahlsägen und sechs Feilen und fand schließlich die Zeilen, die Polly geschrieben hatte.
    »Sehr fein«, schmunzelte er. »Die Schrift ist täuschend nachgeahmt. Dieser Dodd ist weit gefährlicher, als ich dachte.«
    Nun übernahm er die Führung.
    Es war gegen Mitternacht, als sie den Kapitän der Marguerite weckten. Peter Voss hielt ihm eine seiner vier Tausenddollarnoten unter die Nase. Und der Schiffer war nicht dumm und wußte sofort, daß hier ein Geschäft zu machen war, wie es alle zehn Jahre nur einmal vorkam.
    »Nach London«, befahl Peter Voss. »Und zwar auf der Stelle!«
    Der Schiffer griff nach dem Schein.
    »Damn!« rief William Smith und entriss ihm die Note. »So dumm sind wir nicht! Erst den Anker hoch und aus dem Hafen hinaus, dann wollen wir weiter sehen.«
    Der Schiffer gehorchte.
    Als die Sonne aufging, hatte die Marguerite längst Jersey hinter sich.
    Am Morgen fand Dodd in der Zelle Nr. 19 weder Peter Voss noch die Brieftasche. Das Loch in der Wand belehrte ihn, daß er auf eigene Faust die Freiheit gesucht und gefunden hatte.
    Nach allen Seiten gingen sofort alarmierende Funksprüche ab, Polizei mit Geländewagen, von Militär unterstützt, durchstreifte die Umgebung.
    Der Marguerite, die diese Nacht in See gegangen war, wurde ein Funkspruch nach Jersey nachgeschickt.
    Als das Schiff bis zum nächsten Morgen nicht in Jersey angekommen war, wußte Dodd, wo die rechte Fährte war, und benachrichtigte alle Hafenbehörden auf beiden Seiten des Kanals, nach diesem Schiff Ausschau zu halten. Dann kehrte er nach Brighton zurück, um Polly über die Ergebnislosigkeit seines Experiments zu unterrichten.
    Sie war ganz verzweifelt.
    Noch an demselben Abend erhielt er aus Dover die Nachricht, daß die Marguerite vor 24 Stunden die Straße in nördlicher Richtung passiert hätte.
    Zwölf Stunden später wurde sie von Gravesand gemeldet.
    »Nach London!« rief er Polly zu und bat sie, sofort ihre Koffer zu

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