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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Millionendiebes an alle Polizeistationen gegeben. Nachdem Dodd Polly im Hotel angerufen hatte, begann er die alten Register zu durchforschen, um festzustellen, zu welchen Leuten Peter Voss früher hier in Hamburg Beziehungen unterhalten hatte. Das war eine langwierige Arbeit. Aber er konnte den Zeitverlust verschmerzen, da er seine Wachen vorzüglich instruiert und auf die besten Plätze gestellt hatte.
    Inzwischen war Peter Voss in heller Verzweiflung bei Mutter Hansen in der Adolfstraße angekommen. Sie fiel aus allen Wolken, als sie den feinen alten Herrn herein- und gleich die Treppe hinauf stürzen sah.
    »Ein Rasiermesser!« schrie er schon auf der Treppe und lief in das erste beste Zimmer, wo er sich sofort auszukleiden begann.
    Mutter Hansen folgte ihm und schlug die Hände überm Kopf zusammen, als sie ihn wiedererkannte.
    »Peter«, schrie sie, »bist du all wieder da!«
    »Mutter Hansen«, stieß er hastig heraus, »hinter mir ist einer her, aber ich bin unschuldig.«
    »Das weiß ich«, sprach die alte Frau seelenruhig. »Du tust nichts Unrechtes. Da sollte ich dich wohl kennen.«
    »Also ein Rasiermesser«, drängte er sie. »Nur schnell, daß ich den blöden Bart los werde. Und dann läufst du zum Schneider und holst mir einen alten Anzug für einen ganz dicken Kapitän, es kann auch ein neuer sein. Und vergiß die Mütze nicht, Hapagwappen!«
    »Aber wozu denn in aller Welt?« rief sie erstaunt.
    »Frag nicht, nur fix, daß er mich nicht erwischt.«
    Mutter Hansen eilte so schnell die Treppe hinunter, als es ihre alten Beine nur vermochten. Ein Rasiermesser war bald gefunden. Peter Voss schabte sich die Bartkoteletten fort. Mutter Hansen stand neben ihm, die Hände in die breiten Hüften gestemmt, und schüttelte ein über das andere Mal den Kopf.
    »Jetzt zum Barbier«, fuhr er sie plötzlich an. »Und besorg mir einen dünnen, blonden Zwickelbart, der bis hierher geht.«
    Dabei zeigte er auf den zweiten Westenknopf.
    »Herrgott, Herrgott!« rief sie erschreckt, tat aber doch, was er verlangte.
    Denn Peter Voss mußte Gewissheit haben. Er mußte herauskriegen, wie seine Frau dazu kam, sich von diesem verdammten Detektiv in der Welt herumführen zu lassen. Hielt sie ihn wirklich für einen Millionendieb? Hatte Jim Stockes versäumt, sie aufzuklären? Oder war er nicht mehr dazu gekommen, weil Dodd sie entführt hatte?
    An Jim Stockes zu telegrafieren hätte für beide Teile höchst gefährlich werden können. Also mußte Peter Voss auf eigene Faust handeln, und zu dem Zweck blieb ihm nichts anderes übrig, als ins Esplanade-Hotel einzudringen und Polly zur Rede zu stellen.
    Mutter Hansen erschien sehr bald mit einem funkelnagelneuen Kapitänsanzug, den sie bei einem befreundeten Marineschneider aufgetrieben hatte. Auch die gewünschte Mütze brachte sie mit. Vor dem Spiegel machte Peter Voss Toilette. Die umfangreiche Weste wurde mit einem Kopfkissen ausgefüllt, und dann kam der Bart an die Reihe. Sogar den Leim zum Ankleben hatte Mutter Hansen nicht vergessen. Dafür war sie auch die vorsorglichste Matrosenwirtin von ganz Hamburg.
    »Ist es möglich!« rief sie. »Der Kapitän Siems, wie er leibt und lebt!«
    Peter Voss nickte befriedigt, er hatte das Gesicht des braven Kapitäns der Pennsylvania lange genug studiert, um es annähernd treffen zu können.
    »Nun noch einen kleinen Handkoffer«, sagte er und betrachtete sich würdevoll im Spiegel.
    Die Mütze stand ihm ausgezeichnet.
    Mutter Hansen besorgte auch ein kleines neues Köfferchen, das mit Zeitungen gefüllt wurde.
    Zehn Minuten später entstieg Peter Voss schnaufend einem Auto, das vor dem Esplanade-Hotel hielt.
    »Guten Tag, Herr Kapitän!« rief der Portier höflich, zog die Mütze und nahm das Handgepäck, das ihm der Chauffeur reichte.
    Genauso wiegend und gewichtig, wie Kapitän Siems von der Pennsylvania dahinzuschreiten pflegte, ging Peter Voss durch die Hotelhalle. Er verlangte ein Zimmer und verwarf mehrere Nummern, ehe er eine wählte. Es war Nummer 26. Hier wollte er sich auf die Lauer legen, um Polly abzufangen. Und er hatte Glück. Sie trat eben aus ihrem Zimmer, um in den Alsterpavillon zu gehen, und kam ihm entgegen. Sehr bleich und furchtbar aufgeregt war sie.
    Plötzlich sah sie ihren Weg durch einen sehr gewichtigen Schiffskapitän versperrt, der einfach die Arme um ihren Hals legte und sie küsste. Sie stieß ihn zurück, wobei ihr auffiel, daß er einen außergewöhnlich weichen Bauch hatte.
    »Schrei nicht, Polly, ich

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