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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Fall«, sagte er schließlich. »Nur schade, daß der Mann nicht mehr hier ist.«
    »Er ist hier«, erwiderte der Direktor triumphierend. »Wollen Sie ihn sehen?«
    Dodd verzog keine Miene, obwohl er überzeugt war, daß sich hinter dem ›Mann ohne Gedächtnis‹ Peter Voss verbarg. Aber er hatte kein Mittel, es dem Direktor zu beweisen. Auf Polly konnte er nicht rechnen. Sie hätte ganz sicher die Identität geleugnet.
    »Gewiss«, entgegnete er zögernd. »Aber ich möchte nicht gern von ihm gesehen werden, damit er sich nicht beunruhigt. Er ist offenbar krank und gehört wohl richtiger in die Irrenanstalt.«
    »Kommen Sie«, winkte ihm der Direktor. »Es ist ein Guckloch in seiner Tür. Übrigens gefällt es ihm hier ausgezeichnet. Ich bin stolz darauf, diesen interessanten Fall in meinen Mauern zu haben.«
    »Sie halten ihn also aus wissenschaftlichen Gründen fest?« forschte Dodd, als sie über den Hof des Gefängnisses schritten. »Er kann doch unmöglich härter bestraft werden als der Matrose.«
    »Er ist überhaupt noch nicht verurteilt«, belehrte ihn der Direktor. »Das Gericht nimmt an, daß er ein schwerer Verbrecher ist und aus diesem Grunde das verlorene Gedächtnis simuliert. Doch das ist eine juristische Torheit. Er wäre sicher schon entlassen worden, wenn ein entsprechender Antrag vorläge. Da er aber seinen Namen nicht weiß, kann er einen solchen Antrag nicht ausfertigen. Ich selbst habe keinen Grund, seine Entlassung zu fordern, da ich der Wissenschaft nicht dieses vortreffliche Versuchsobjekt entziehen möchte. Außerdem hindert mich meine Menschenliebe daran, einen Entlassungsantrag zu stellen. Was soll dieser Mann ohne Gedächtnis draußen im Leben? Er kommt sofort unter die Räder.«
    Sie standen jetzt vor der Zellentür Nummer 19. Der Direktor machte nach dem Guckloch eine einladende Handbewegung. Dodd schaute längere Zeit angespannt hindurch. Da lag ein Mensch auf dem Bett im friedlichen Schlummer. Das mußte Peter Voss sein, trotz des kurzen Vollbartes, der ihm inzwischen gewachsen war.
    Nun galt es, ihn aus diesem Gefängnis herauszubringen. Das war viel schwieriger, als es auf den ersten Blick aussah.
    Dodd trat zurück.
    »Es hat also keinen Zweck«, flüsterte er dem Direktor zu, »diesen Menschen nach seinem Namen zu fragen?«
    »Vollkommen aussichtslos«, bestätigte der Direktor.
    »Und wenn ich nun seine Entlassung beantrage?« fragte Dodd.
    »Wie wollen Sie diesen Antrag begründen?« rief der Direktor schulterzuckend. »Oder wissen Sie etwa den Namen des Mannes?«
    »Ich vermute ihn zu wissen«, wich Dodd vorsichtig aus, »und ich hoffe, durch ein kleines Experiment den Mann wieder zu seinem Gedächtnis verhelfen zu können. Vorausgesetzt natürlich, daß Sie mich dabei unterstützen.«
    »Mit allen Mitteln, die mir zu Gebote stehen«, rief der Direktor förmlich elektrisiert. »Ich warte ja nur auf den Augenblick, daß dieser Ärmste sein Gedächtnis wiederfindet. Welches Experiment haben Sie vor?«
    »Es ist an demselben Tage, an dem dieser Mann im Kanal aufgefischt worden ist, in Plymouth bei einer Schiffsagentur eine Brieftasche abgegeben worden, von der ich annehme, daß sie das Eigentum dieses Mannes ist. Ich möchte ihm nun diese Brieftasche durch das Fenster zuwerfen lassen und ihn heimlich beobachten.«
    »Ausgezeichnet«, rief der Direktor mit echt französischer Lebhaftigkeit. »Das ist ein großartiger Kniff. Steckt er die Tasche ein, dann hat er sein Gedächtnis wiedergefunden. Läßt er sie liegen, dann ist das Experiment missglückt. Haben Sie die Tasche bei sich?«
    »Leider nicht«, antwortete Dodd und griff zum Hut. »Ich werde aber sofort hinüberfahren, um sie zu holen.«
    Er dampfte nach Southampton zurück und war am nächsten Morgen in Brighton. Polly saß in einem bequemen Stuhl vor der Kurkapelle, die eben den Brautmarsch aus ›Lohengrin‹ intonierte.
    »Ich habe ihn«, flüsterte er ihr zu.
    »Wo ist er? Wo ist er?« rief sie außer sich und zog ihn zum Strand hinunter.
    Und er erzählte ihr alles wahrheitsgetreu.
    »Im Gefängnis?« stöhnte sie auf. »Als Schmuggler? Wie schrecklich! Sie müssen ihn befreien.«
    »Das ist meine Absicht«, sprach er ernst. »Ich brauche zu diesem Zweck die Brieftasche, ich werde die nötigen Instrumente drinnen verstecken. Die Brieftasche werde ich ihm mit Hilfe des Direktors in die Hände spielen. Wir legen uns dann im Hafen von St. Malo mit einem kleinen Dampfer auf die Lauer. Er wird ausbrechen, das Gefängnis

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