Peter Voss der Millionendieb
fortwährenden Aufregungen so angegriffen, daß sie unbedingt Ruhe brauchte.
Dodd aber ließ nicht locker. Auf der Agentur in Plymouth hatte sich noch immer niemand gemeldet. Die Ansicht, daß er durch die Brieftasche auf eine falsche Fährte gelockt werden sollte, hatte er fallengelassen, denn die Entdeckung, daß diese Brieftasche Peter Voss gehörte, war schließlich nur dem Zufall zu verdanken.
Bald im Auto, bald mit dem Dampfer, raste Dodd an der englischen Küste hin und her und wurde nicht müde, die Leute auf das gründlichste auszufragen.
So kam er endlich auch nach Falmouth und hörte da von dem kleinen Fischdampfer Queen, der in der fraglichen Nacht, in der Peter Voss über Bord gesprungen war, in der Nähe von Plymouth gewesen war und dann vom französischen Zoll aufgegriffen wurde.
Schon über vier Wochen waren seitdem verstrichen. Dodd begann sich sofort für dieses kleine Küstenfahrzeug zu interessieren und stellte endlich fest, daß es in Plymouth mit Whisky, Streichhölzern und Kautabak für Cherbourg beladen worden war. Allein in Cherbourg war es nicht angekommen. Er kehrte nach Falmouth zurück und verhörte mit Hilfe der Polizei die Frau des Schiffers Penfold, die angstvoll auf die Wiederkehr ihres Mannes wartete. Sie gab vor, nichts von seinen Geschäften zu wissen, für Dodd ein neuer Beweis, daß sie nicht ganz astrein waren. Aber auch in den Hafenschänken, wo er als Matrose verkleidet herumlungerte und das Gespräch immer wieder auf die ausgebliebene Queen brachte, konnte er nichts über ihren Verbleib erfahren.
Nachdem er Polly in Brighton einen kurzen Besuch abgestattet und sie bedeutend wohler angetroffen hatte, ging er zu Schiff von Southampton nach St. Malo hinüber. Es galt jetzt festzustellen, wo das Schiff seine Ladung losgeworden war.
St. Malo, als sehr belebter Hafen, kam gar nicht in Frage. Dodd wandte sich sofort den normannischen Küstendörfern zu. Aber ihre dickköpfigen Fischer hüteten sich, ihm ihre heimlichen Geschäfte auf die Nase zu binden. Die Queen blieb ebenso spurlos verschwunden wie Peter Voss.
Unverrichtetersache kam Dodd nach Falmouth zurück. Und nun war ihm das Glück hold, denn der Schiffsjunge der Queen war inzwischen zurückgekehrt.
Dodd verhörte ihn mit Hilfe der Polizei. Der Junge behauptete, um nicht gestehen zu müssen, daß er im Gefängnis gesessen habe, das Schiff sei im Kanal irgendwo untergegangen und er hätte sich durch Schwimmen gerettet. Bald darauf war der Junge verschwunden. Er war mit einem Kohlendampfer nach Südamerika in See gegangen. Und Dodd hatte das Nachsehen.
Er blieb vorläufig in Falmouth und wartete, denn an den Untergang der Queen glaubte er nicht.
Hin und wieder fuhr er nach Brighton, um sich nach Pollys Befinden zu erkundigen. Ihr Zustand besserte sich. Das schöne Klima des Seebades und die gute Gesellschaft taten ihr wohl. Sie konnte jetzt sogar schon an Peter Voss denken, ohne daß ihr gleich die Tränen in die Augen traten.
Dodd erschien niemals, ohne ihr eine Aufmerksamkeit zu erweisen. Sie erkannte, daß er wirklich ein Gentleman war.
Als er zum fünften Male nach Falmouth kam, wurde seine Zähigkeit belohnt. Denn jetzt war der Matrose der Queen zurückgekehrt.
Diesmal verzichtete Dodd auf die Polizei, schlüpfte in seinen Schifferanzug, setzte sich mit dem Mann an den Tisch und bezahlte für ihn eine Flasche Whisky.
Da kam es denn heraus, wie Peter Voss aufgefischt und als Schmuggler mitverhaftet worden war.
Dodd wußte genug. Nun galt es, die Spur in St. Malo aufzufinden und weiter zu verfolgen. Denn daß Peter Voss, der an der Schmuggelei ganz unschuldig war, noch immer im Gefängnis saß, konnte Dodd unmöglich annehmen.
Ohne Polly zu benachrichtigen, fuhr er wieder nach St. Malo hinüber und ging schnurstracks zum Gefängnisdirektor.
»Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte der ihn überaus höflich.
»Sitzt hier ein Schiffer Penfold aus Falmouth?«
»Verurteilt zu sechs Monaten wegen Schmuggelei«, bestätigte der Direktor. »Wollen Sie ihn sprechen?«
»Nein«, versetzte Dodd. »Es handelt sich gar nicht um ihn, sondern um den Mann, den er vor Plymouth aufgefischt hat.«
»Aha«, rief der Direktor erfreut und brachte den grundlegenden Aufsatz seines medizinischen Freundes über den Mann, der sein Gedächtnis verloren hatte. »Sie haben gewiss diese Abhandlung gelesen?«
Dodd nahm mit der ihm eigenen Höflichkeit die Zeitschrift entgegen und überflog den Absatz.
»Ein sehr interessanter
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