Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
ich sehen, ob sich dein Geist zu weit entfernt hat, und wie kann ich dich zurückholen?“
„Sei ohne Sorge, du wirst das schon sehen und dann auch wissen, was zu tun ist. Egal wie, bring mich dazu, dass ich aufwache.“ Mehr konnte Walsh ihr nicht sagen. Wenn er die Gabe für gewöhnlich einsetzte, dann nicht, um einen anderen mit der Gabe zu finden, schon gar nicht ein Kind, welches nicht mal wusste, dass es über die Gabe verfügte. Normalerweise suchte er nach Spuren, um seine Missionen zu erfüllen. Und in den meisten Fällen wurde die Gabensuche nur bei der Behörde durchgeführt. Er war dann an Geräten angeschlossen, unter ärztlicher Beobachtung, und sie wussten, wann sie ihn zurückholen mussten. Er war kein Gabenkundiger wie sein Großvater oder Meister, die nach Belieben ihren Geist auf Reisen schicken und zurückholen konnten. Das benötigte jahrzehntelanges Training und er hatte gelernt, die Gabe nur dann einzusetzen, wenn eine Mission sie erforderlich machte. Sein Großvater hingegen konnte ihn mittels der Gabe überall auf der Erde zu jeder Zeit aufsuchen, und dann konnte auch Walsh über die Gabe mit seinem Großvater kommunizieren, ohne fürchten zu müssen, dass er die Kontrolle verlor, da sein Großvater ihn kontrollierte und seinen Geist jederzeit in seinen Körper zurückschicken konnte.
Walsh war auch Profi genug gewesen, nie ein zu großes Risiko einzugehen. Jetzt war die Situation allerdings eine andere. Hier ging es um seine Tochter und wie risikofreudig er war, hatte er im Kloster bewiesen. Dort hatte er Glück gehabt, dass sein Meister ihn zurückholte. Aber Melanie?
Walsh beschloss, nicht auf volles Risiko zu gehen. Tot würde er Nina schließlich nicht mehr retten können. Ob er dieses Risiko aber auch wirklich meiden würde, wenn die Suche nach Nina seinen Geist immer weiter von seinem Körper entfernte, konnte er jetzt noch nicht beantworten. Sie war seine Tochter, und wenn das hieß, dass er sterben müsste, damit sie lebt: er war bereit!
Walsh legte sich aufs Bett und hielt den Teddy in den Armen.
„Ich werde jetzt meditieren und mich dann mit Hilfe der Gabe auf die Suche begeben. Du brauchst nichts machen. Nur wenn du siehst, dass mein Körper verrückt spielt, wecke mich. Egal wie. OK?“
„Ja, ich versuchs“, antwortete Melanie, aber wirklich selbstbewusst klang das nicht.
Walsh schloss die Augen, konzentrierte sich und startete die Meditation. Wenige Augenblicke später war seine Gabe aktiv. Sein Geist löste sich vom Körper und dann sah er es. Er hatte richtig vermutet. Der Teddy war durch ein Band mit Nina verbunden. Jedenfalls sah er einen dünnen Schleier, ein rotes Band, welches vom Teddy wegführte. Am Ende des Bandes konnte nur Nina sein.
Walsh wusste nicht wie, aber Nina musste es tatsächlich gelungen sein, den Teddy vermenschlicht zu haben. In der Welt der Gabe war der Teddy kein Stofftier, sondern ein lebendiges Wesen. Ein Phänomen, das selbst er so noch nie gesehen hatte.
Wie sehr wünschte er sich jetzt seinen Großvater oder seinen Meister bei sich. Sie hätten ihm dieses Phänomen sicher erklären können. So blieb Walsh nichts anders übrig, als diesem Band zu folgen, in der Hoffnung, dass Nina auch wirklich am anderen Endes des Bandes war.
Walsh Geist bewegte sich über unbekannte Straßen, aus der Stadt heraus. Er sah, dass er Köln verließ, und dann befand er sich irgendwo in einem Wald. Wo genau, das konnte er nicht sagen. Und dann – plötzlich - befand sich sein Geist in einem Haus. Es wirkte alt. Er betrachtete das Haus näher. Holz. Eine Jägerhütte? Sie war klein, machte aber einen verlassen Eindruck, oder es war schon seit längerer Zeit niemand mehr hier gewesen. Oder: Jemand wollte, dass es verlassen aussah. Im nächsten Moment befand er sich in einem Keller, genauer gesagt, einem Kellerflur. Wo war dieser Keller? Sein Geist vermutete, dass er sich unter der Jägerhütte befand. Walsh fror. Was geschah hier?
Walsh spürte die Gabe, wie sie immer stärker wurde. Sein Geist folgte den Flur entlang. Rechts und links waren Türen. Was verbarg sich hinter diesen Türen? Eine von ihnen wurde aufgestoßen. Ein Mann kam heraus, doch Walsh konnte sein Gesicht nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihm stand. Bevor der Mann die Tür abschloss konnte Walsh einen kleinen Blick in den Raum werfen.
Es war ein karger Raum. Walsh Herz raste. Befand sich Nina in diesem Raum?
Und dann sah er, wer in diesem Raum gefangen gehalten wurde. Es war
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