Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
sicherlich mehr dahinter. So traurig es klang, aber sie hatten eins gemeinsam: Beide fühlten sich für die Entführung von Nina mitverantwortlich.
„Wo wirst du anfangen zu suchen?“, fragte sie mit gefasster und ruhiger Stimme.
„Das weiß ich noch nicht genau. Ich habe da eine Idee, aber ich würde mit dir gerne vorher noch etwas anderes versuchen.“
„Was?“
„Die Gabe nutzen.“
„Was kann ich dabei tun?“
„Ich würde gerne ein aktuelles Foto von Nina haben.“
Melanie drehte sich kurz um und griff nach einem Bilderahmen, welcher am Ende des Bettes auf der Bettrückenwand stand.
„Hier. Das haben wir vor drei Wochen gemacht.“
Walsh nahm den Rahmen und musste seine Emotionen zurückhalten. Hatte er bis jetzt nur ihr Babyfoto gesehen, sah er nun, wie sie mit sechs Jahren aussah. Sie war bildhübsch, eine richtige kleine Prinzessin. Gebräunte Haut, eine süße Ausstrahlung und schöne große Augen. Sie lachte und ihre Augen strahlten mit der Sonne um die Wette.
Das Foto musste an einem schönen Tag aufgenommen worden sein. Nina strahlte pure Lebensfreude aus. Konnte sich ein Vater eine hübschere Tochter wünschen? Nein! Sie war für ihn die perfekte Tochter. Wut stieg in ihm auf, weil sie in den Fängen von irgendwelchen Perversen war.
Seine kleine Prinzessin wurde gefangen gehalten, vielleicht gequält oder gar … weiter wollte er nicht denken, da er einen Wutanfall befürchtete, oder gar in Tränen ausbrechen könnte. Aber neben Melanie wollte er keine Schwäche zeigen.
„Sie ist sehr hübsch“, antwortete Walsh und reichte ihr den Bilderrahmen zurück. „Jetzt weiß ich, wie sie aussieht. Danke.“
Melanie nahm den Bilderrahmen, warf einen kurzen fragenden Blick zu Walsh und stellte den Rahmen zurück an seinen Platz.
„Gibt es etwas in diesem Raum, was Nina besonders am Herzen liegt?“
„Ja, ihr Teddy.“
„Kann ich den bitte haben?“
Melanie griff nach dem Teddy, der neben ihr zwischen zwei Kopfkissen auf dem Bett lag, und reichte ihn Walsh. Was Walsh nicht wusste: Melanie hatte Rotz und Wasser geheult, als ihre Eltern ihr den Teddy gaben, nachdem sie ihr reinen Wein über die Vorkommnisse auf dem Revier eingeschenkt hatten. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass der Clown ihre Tochter entführt hat.
Er war so freundlich, hatte sich blendend mit Nina, Marc und den anderen Kindern verstanden. Wie konnte so ein Mensch ein Kind entführen? Ein Mensch, der so einen guten und schnellen Draht zu den Kindern aufgebaut hatte!?
Ihr Verstand fand keine rationale Antwort. Sie war verantwortlich für die Entführung ihrer Tochter, schließlich hatte sie ihn engagiert und ihm viel zu leichtfertig vertraut. Die Worte ihres Vaters, dass der Täter Nina vermutlich schon seit Wochen ausspähte, konnten diesen Schmerz kaum lindern. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, warum sich jemand so viel Mühe machen sollte, um ausgerechnet ihre kleine Nina zu entführen.
Als Walsh den Teddy in den Händen hielt war es, als würden ihm Flammen entgegenschlagen und er verspürte eine sengende Hitze, so heftig schlug die Gabe an. Für einen kurzen Augenblick wurde Walsh von den aufkommenden Gefühlen erschlagen.
„Hat Nina eine besondere Beziehung zum Teddy?“
„Ja, er ist ihr Liebling. Sie lässt niemanden an den Teddy, außer Marc und mich.“
Marc musste ja ein besonderes Vertrauen genießen. Marc hatte den Täter gesehen - vielleicht war es notwendig, dass er sich ebenfalls mit Marc unterhielt. Aber vorerst wollte er davon absehen.
„Das müsste klappen. Du musst mir helfen.“
„Wie kann ich dir helfen?“
„Ich werde mich gleich neben dich aufs Bett legen und dann durch Meditation auf eine andere Bewusstseinsebene vordringen. Und dann will ich versuchen, mit Hilfe der Gabe Nina zu suchen. Der Teddy wird mir dabei helfen.“
„Wie kann dir der Teddy helfen?“
„Wenn Nina so eine enge Beziehung zu ihrem Teddy hat, dann hat sie ihn personalisiert. Das bedeutet, es ist gut möglich, dass es zwischen Nina und dem Teddy ein Band gibt. Und wenn es dieses Band gibt, muss ich nur dem Band folgen um Nina zu finden.“
„Und wo komme ich ins Spiel?“
„Diese Suche ist gefährlich, da sich mein Geist von meinem Körper trennt, und je weiter er sich löst, desto geringer ist die Chance, dass ich meinen Geist zurück in meinen Körper befehlen kann. Und wenn du siehst, dass sich mein Geist von meinem Körper zu weit entfernt, muss du mich zurückholen.“
„Wie kann
Weitere Kostenlose Bücher