Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)

Schmitt konnte Carlos´ Gedanken nicht folgen und war überzeugt, dass er ihn verarschte. Wie konnte Carlos so etwas wissen und die Polizei nicht?
    „Darknet, Hombre. Maddie wurde damals in vielen Foren diskutiert. Du unterschätzt die Com. Die Pädo-Szene in Deutschland und Europa ist so eng miteinander vernetzt und organisiert, dass selbst Al-Kaida neidisch sein könnte“, antwortete Carlos und konnte sich ein abfälliges Lachen nicht verkneifen.
    „Und die Polizei ist den Spuren nicht gefolgt? Hast du nicht gesagt, die tummeln sich auch im Darknet?“
    „Klar, Hombre, aber wenn man felsenfest davon überzeugt ist, dass sie einem Sexualverbrechen zum Opfer fiel, und man zu blöd ist, die Botschaften im Darknet richtig zu interpretieren, darf man sich über die Unfähigkeit der Polizei keine Gedanken machen. Deswegen, lieber Schmitti, habe ich auch keine Sorgen, dass die Polizei uns auf die Schliche kommt. Schon bald wird Nina abgeholt und bevor die Polizei etwas bemerkt, sind wir längst am Meer unter Palmen, reich und frei“, erklärte Carlos und er klang sehr überzeugt dabei.
    Wer immer dieser Perverse war, er musste sehr viel Geld für Nina hinblättern, wenn Carlos und Ralle, vielleicht auch noch ein paar andere Helfer, sich davon in den Süden absetzen konnten, um dort ein Leben in Saus und Braus zu führen. Schmitt hatte nur noch Ekel für Carlos übrig.
    „Aber warum Nina? Wie konntet ihr sie bei P&C unbemerkt entführen?“
    „Hombre, ich hatte dir doch gesagt, du stellst zu viele Fragen. Aber wenn es dich befriedigt, so kurz vor deinem Tod: Meine Aufgabe in dieser Entführung war das Hacken. Wie du weißt, bin ich ganz gut darin, was das Internet anbelangt. Also habe ich Melanie Vogels Facebook-Account gehackt. Und glaub mir, Hombre, die ist so hohl, die hat jeden Scheiß bei Facebook gepostet! Wo sie mit Nina im Urlaub war, wo sie Shoppen waren oder Eis gegessen haben. Und zuletzt schon seit Wochen, dass sie mit Nina nach ihrem Geburtstag bei P&C ein neues Kleid für sie kaufen geht.
    So viel Mutterliebe kann schon weh tun. Ich hasse Facebook, Hombre. Das ist ein Auflauf selbstverliebter, narzisstischer Versager, die der Welt zeigen wollen, dass auch ihr Leben etwas wert ist. Nur Loser! Aber für uns war das ein Glücksfall, denn so bekamen wir alle Informationen, um Nina zu beobachten und im rechten Moment zu entführen. Und bevor du fragst: die Kamerapläne von P&C liegen offen in der Datenbank des Kaufhauses. Deren Server zu hacken ist ein Klacks. So wussten wir genau, wo welche Kamera steht und wie sie geschaltet ist. Daher musste Andrej nur geduldig warten, bis Nina ihm in die Arme lief, und da Nina ihn kannte, war der Rest ein Kinderspiel.“ Carlos bekreuzigte sich und gab ein höhnisches Lachen von sich. Ein Lachen, das sagte: Siehst du, Schmitti, Hombre, genialer Plan!
    „Andrej, der Clown!“, fluchte Schmitt leise vor sich und erinnerte sich an das erste Gespräch mit Melanie, die den Clown erwähnt hatte.
    „Ja, der Clown. Wen lieben Kinder mehr als Clowns? Und wem vertrauen Eltern mehr, als Clowns?“
    „Aber Melanie Vogel meinte, dass sie den Clown in einer Anzeige gefunden hätte.“
    „Ich sags doch: die Frau ist einfach nur hohl, hombre. Denkst du im Ernst, sie hat ihn gefunden? Wir haben sie uns! finden lassen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, die ist so selbstverliebt, dass sie bei Facebook in verschiedenen Gruppen aktiv ist und dort nach Ideen für den Geburtstag ihrer Tochter gefragt hat. Da war es ein Leichtes, sich selbst als liebende und fürsorgliche Mutter bei Facebook anzumelden und dann in der gleichen Gruppe Melanie wertvolle Tipps zu geben, wie z.B., dass ein Clown immer für sehr viel Spaß sorgt und dass sie doch einfach in die kostenlose Wochenzeitungen schauen sollte, weil dort doch Clowns immer wieder Annoncen schalten würden.
    Und was macht die hohle Nuss? Bedankt sich artig und findet zwei Tage später unsere Anzeige, die sie kontaktiert, und wir sind im Spiel. Danke Facebook, danke Mütter dieser Welt, die alles öffentlich machen. Hombre, am Ende hat es Melanie alleine zu verantworten, dass ihre Tochter entführt wurde“, beendete Carlos seinen Satz und hatte seine Lippen nach unten verzogen.
    Schmitt brauchte ein bisschen, bis er das alles verarbeitet hatte. So pervers die Tat war, so einfach hatte man es ihnen auch gemacht. Obwohl er immer wieder am Überlegen war, ob er sich nicht selbst bei Facebook anmelden sollte, um dort für Aufträge zu