Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
bei Kräften und zerbrich dir nicht deinen Kopf.“
„Was meinst du damit?“, wollte Nina wissen.
Carlos schüttelte nur den Kopf, stand von der Matratze auf und bevor er die Tür hinter sich schloss antwortete er: „Stell nicht solche Fragen, chica. Sonst endest du wie Kathrin.“
Nina war verwirrt. Was hatte sie Super Mario getan, dass er so antwortete? Sie verstand die Erwachsenen nicht. Warum konnten sie auf eine klare Frage nicht auch mit einer klaren Antwort antworten. Immer mussten sie um den heißen Brei reden. Wie konnten Kinder da verstehen, was die Erwachsenen von ihnen wollten?
Wenn Sie mal erwachsen war, wollte sie nicht so werden. Sie würde immer genau das sagen, was sie auch meinte.
Nina betrachtete das Tablett, auf dem zwei Plastikflaschen mit Volvic standen, zwei belegte Brötchen und zwei Kinderüberraschungseier. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Schnell griff sie zu einem Überraschungsei, öffnete es und aß hastig die Schokolade auf.
„Hier, Kathrin, das zweite Ü-Ei ist für dich.“
Aber Kathrin reagierte nicht auf sie.
„Ich lasse es auf dem Tablett. Musst keine Angst haben, dass ich es esse, obwohl es sehr lecker ist“, versuchte sie Kathrin versöhnlich zu stimmen.
Sie wünschte sich so sehr, dass Kathrin sie mochte und mit ihr spielte, aber Kathrin war in all den Tagen niemals darauf eingegangen. Nina konnte sich nicht vorstellen, dass Kathrin gar nicht langweilig war. Aber bis jetzt hatte sie keinen Weg gefunden, Kathrin für sich zu gewinnen.
Die Schokolade schmolz in ihrem Mund und der Geschmack ließ sie für einen kurzen Augenblick ihre Situation vergessen.
Nachdem sie die leckere Schokolade so hastig verputzt hatte, öffnete sie den Plastikdeckel, da sie sehen wollte, was im Ü-Ei war. Es war eine Figur. Ein Schlumpf. Genauer gesagt, Schlumpfine. Ihre Augen strahlten und sie knutschte Schlumpfine ab. „Jetzt bin ich nicht mehr alleine“, flüsterte sie Schlumpfine zu und drückte sie ganz fest an sich.
Für einen ganz kleinen Moment war sie der Versuchung erlegen, auch das zweite Ü-Ei zu öffnen - vielleicht war da ja noch ein Schlumpf drin, und wie es aussah, wollte Kathrin es eh nicht haben. Sie nahm das Ü-Ei und überlegte kurz, stand auf und legte das Ü-Ei neben Kathrin auf die Matratze.
„Für dich“, antwortete sie ganz leise und begab sich zurück auf ihre Matratze. Sie legte sich zur Seite. Das Rascheln von Papier sagte ihr, dass Kathrin doch schwach geworden war und das Ü-Ei geöffnet hatte. Nina freute sich für Kathrin und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Kapitel 57
Tag 4 nach der Entführung, Köln-Porz, 14:20 Uhr
Als er seine Augen öffnete, war er nicht mehr bei Nina. Sein Geist war wieder in seinen Körper zurückgekehrt und er befand sich auf Melanies Bett.
„ Wieso hast du mich zurückgeholt?“, stammelte er noch sichtlich benommen von der anstrengenden Reise. Er hatte seine Tochter gesehen, aber er wusste nicht, wo sie war. Er wusste nicht, welcher Mann mit ihr im Zimmer gewesen ist. Es war viel zu früh, ihn zurückzuholen.
„Du hast geschrien, mit den Händen um dich geschlagen und dein Körper hat gezittert, da habe ich Angst bekommen“, versuchte Melanie ihre Handlung zu erklären.
Walsh schaute sie an und war überrascht, dass sein Körper so heftig reagiert hatte. Es musste für sie komisch ausgesehen haben, als Walsh Körper wild um sich schlug. Die Emotionen, die Walsh während seiner geistigen Reise zu Nina übermannten, mussten auch seinen Körper erreicht haben. Unter diesen Umständen war es richtig gewesen, dass Melanie ihn zurückholte. Wer weiß, was sonst noch hätte passieren können.
Walsh musste ehrlich zu sich sein. Er hatte nicht mit so einer heftigen Reaktion gerechnet. Als er Nina in dieser misslichen Lage gesehen hatte, und völlig hilflos zusehen musste, wie dieser schmierige Kerl sie berührte, hatte es ihm den Boden unter den Füßen weggerissen.
Nichts ist schlimmer für einen Vater, als zusehen zu müssen, wie sein Kind in den Händen von skrupellosen Kriminellen ist. Es war, als würde man im Fernsehen eine schlimme Tat beobachten, wusste aber, egal was man tat, man konnte diese Tat nicht ungeschehen machen, nicht eingreifen.
„Danke, du hast das Richtige getan“, bedankte er sich bei Melanie. Melanies angespanntes Gesicht entspannte sich ein wenig.
„Was ist geschehen? Hast du Nina gesehen?“, fragte die besorgte Mutter in ihr.
„Ja …“, antwortete Walsh,
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