Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Vielleicht ist es eine Erpressung?“, wandte Kraft ein.
„Das glaube ich nicht, Kraft. Die hätten der Familie sonst schon längst Forderungen gestellt.“
„Aber wenn es keine Erpressung ist, und auch kein Sexualverbrechen, was dann?“, wollte Bruhns es nun genauer wissen.
„Wenn ich das wüsste. Wir können Sexualverbrechen nicht ausschließen, aber es wäre uns allen, vor allem Nina, zu wünschen, dass dies nicht die Tat von Pädophilen ist.“
„Was machen wir jetzt, Chef?“, wollte Miehle wissen, der mit seinem leeren Kaffeebecher spielte.
„Warten, bis die Experten das Foto einer Person zuordnen können, die Fahndungssuche dazu führt, dass eine andere Polizeistelle die Person kennt, oder wir hoffentlich bald die Telefonnummer bekommen, um zu sehen, wer den Handyvertrag abgeschlossen hat.“
„Ganz ehrlich, Chef, wenn es Leute mit IT Know-how sind, die in diese Entführung verwickelt sind, dann ist das Handy bestimmt eine PrePaid-Karte, die mit einem gestohlenen Ausweis aktiviert wurde.“
„Du übertreibst, Miehle“, gähnte Bruhns.
„Ich übertreibe nicht. Im Darknet bekommst du für 50 US-Dollar bereits gültige Ausweise.“
„Alles nur Spekulation“, versuchte Bruhns Miehles Aussagen zu entkräften. Dabei müsste sie eigentlich wissen, dass Miehle recht hatte. Schließlich waren sie von Berufswegen auch immer wieder mit Cybercrime in Kontakt geraten.
„Gut möglich, aber wir wissen nicht, was die Motive für Ninas Entführung sind, daher müssen wir auf die Ergebnisse warten. Ich würde vorschlagen, wir trennen uns auf Abruf. Sobald Informationen vorliegen, treffen wir uns wieder hier. Falls wir bis 23 Uhr keine Ergebnisse bekommen, darf jeder nach Hause gehen, schlafen, bis dahin könnt ihr eure Protokolle schreiben. Morgen wird ein langer Tag. Wir sehen uns dann pünktlich um 8 Uhr morgen früh.“ Wolke biss sich auf die Lippen, das tat er immer mal wieder, wenn er sich in einer Sackgasse wähnte oder nicht wusste, welche Schritte als Nächstes anstanden.
Dieser Fall entwickelte sich immer mehr zu einem unlösbaren Desaster. So paradox es auch klingen mochte, so war die Vorstellung, dass jemand aus dem Bekanntenumfeld Nina entführt hatte, aus ermittlungsrelevanter Sicht die beste aller Optionen, die sie gehabt hatten. Wären Marc und Schlönz die Täter, hätte der Fall bereits aufgeklärt sein können und Nina wäre vielleicht befreit. Wie auch immer, diese Option hatte sich zerschlagen und Wolke war mit dem Ergebnis zufrieden, obwohl es für ihn als Ermittler bedeutete, dass sie, was den Ermittlungsstand anbelangte, wieder fast von Null beginnen mussten. Egal, wie sehr er sich den Kopf zerbrach, alles stand und fiel mit diesem Clown. Sie mussten ihn so schnell wie möglich identifizieren. Alles andere wäre reine Zeitverschwendung. Und solange dies nicht geschehen war, konnte er seinen Mitarbeitern auch ein bisschen Ruhe gönnen. Schließlich wusste er nicht, in welches Hornissennest er treten würde, wenn sie den Clown identifiziert und geschnappt hatten. Wenn es sich um eine von langer Hand geplanter Tat handelte, bedeutete dies, dass der Clown Helfer hatte. Und was das für die Ermittlungen bedeutete, konnte Wolke jetzt noch gar nicht abschätzen.
Deswegen war ein bisschen Ruhe wahrscheinlich die beste aller Lösungen, damit sie nicht nur Kraft sammeln, sondern sich auch mal in Ruhe mit dem Fall auseinander setzen konnten. Adrenalin konnte manchmal sehr hinderlich sein, besonders bei der rationalen Betrachtung von Ermittlungsständen.
Kraft, Bruhns und Miehle nickten Wolkes Vorschlag anerkennend zu.
„Gut. Die Besprechung ist beendet.“
Alle standen von ihren Stühlen auf. doch dann klopfte es plötzlich an der Tür.
„Ja, bitte“, sagte Wolke.
Ein Beamter trat ein.
„Herr Wolke, wir haben hier gerade eine Antwort auf ihre Fahndung von der Kriminalpolizei in Lübeck erhalten. Dort wurde heute ein sechsjähriges Mädchen tot aufgefunden.“
Kapitel 56
Tag 4 nach der Entführung, irgendwo, 14:15 Uhr
Nachdem Nina seit einigen Tagen in ihrem kleinen Gummiraum gefangen gehalten wurde, hatte sich bei ihr die Überzeugung breit gemacht, dass sie aus einem bestimmten Grund dort war. Nina war überzeugt, es ging den bösen Männern bestimmt um Geld.
Sie hatte zwar keins, aber ihre Großeltern hatten welches. Sie besaßen ein Haus, einen großen Garten und schöne Sachen in der Wohnung. Vielleicht dachte sie, war der Clown eifersüchtig auf die vielen
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