Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
jüngere Bruder, der zusehen musste, wie der ältere Bruder alle Lorbeeren vom Vater bekam.
Manchmal konnten es ganz triviale Gründe sein, die aber in den Jahren immer mehr am Selbstbewusstsein dieser Täter kratzen. Und irgendwann wurden sie dann von einem Dämonen beherrscht, der ihnen leise ins Ohr flüsterte, endlich selber die Spielregeln aufzustellen. Und von da an war es nur ein kleiner Schritt zur Tat. Die erste Tat war oftmals die Schwierigste. Aber wenn die erst einmal erfolgreich durchgeführt wurde, würde sich der Appetit des Täters steigern und die Furcht, entdeckt zu werden, würde abnehmen.
Wolke musste also damit rechnen, dass diese Tat nicht die einzige bleiben würde. Die Zeit drängte.
Kapitel 10
So hatte sich Schmitt das Gespräch mit der Geschäftsleitung von P&C nicht vorgestellt. Voller Enttäuschung fuhr er zurück ins Büro. Man hatte ihm glaubhaft versichert, dass alle digitalen Bänder im Besitz der Polizei seien. Sein erster und einziger Plan hatte sich somit in Luft aufgelöst. Im Büro angekommen, gönnte er sich ein Kölsch. Er stellte den Aktenkoffer auf den Boden neben dem Schreibtisch. Statt sich an den Schreibtisch zu setzen, begab er sich mit seinem Bier auf den kleinen Balkon. Er setzte sich auf den Stuhl und nahm einen großen Schluck. Der Balkon war zum Innenhof gerichtet. Dieser war trist, aber für Schmitt war das nicht von Bedeutung. Er war froh, überhaupt einen Balkon zu haben.
Ohne Videomaterial und ohne den geringsten Hinweis von der Polizei, wo hätte er suchen sollen ...? Es war im wahrsten Sinne wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen.
„Schmitti, das ist eine Nummer zu groß. Ruf die Vogels an und trete vom Auftrag zurück. Klar, die Kohle könntest du gut gebrauchen. Aber du hast keine Anhaltspunkte und die Polizei wird dir auch nicht helfen. „Shit“, sprach er zu sich selbst. Die Karten standen nun mal schlecht für ihn und wenn er ehrlich war, erhoffte er sich nicht viel vom Gespräch mit dem Chef von Miehle um 17 Uhr. Sicherlich würden sie ihm eine Akte geben, aber wahrscheinlich musst e er diese über die Staatsanwaltschaft beantragen, was wertvolle Zeit kostete . Aber was würde drin stehen? Jetzt hatte selbst die Idee, die Polizei mit der Presse unter Druck zu setzen, nicht mehr den Reiz von heute morgen.
Was soll ich nur tun, dachte er und nahm einen weiteren Schluck. Das Wetter war heute mal ausnahmsweise für Anfang Juli sehr angenehm, knappe 22 Grad. Diese Temperaturumschwünge, in denen innerhalb einer Woche die Temperatur um 15 oder mehr Grad schwankten, nervten Schmitt fast so sehr, wie die Aussichtslosigkeit des angenommen Falles.
„Denk nach, Schmitti. Sie wollen dir nicht helfen, also musst du dir selber helfen.“
Schmitt nahm noch einen Schluck. Er wusste, er musste sich auf eine Tätergruppe und somit ein Motiv konzentrieren. Das Motiv war relativ einfach: Pädophilie. Darunter machte er bereits nach kurzem Nachdenken einen fetten Strich, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es um Lösegeld ging. Die Vogels machten zwar einen gutbetuchten Eindruck, aber sie waren bestimmt keine Multimillionäre.. Und wenn es eine Entführung gewesen wäre, hätte es schon längst Forderungen gegeben. Nein, es musste einen sexuellen Hintergrund haben. Dass Nina entführt wurde wie damals Madeleine oder die Kampusch, schloss Schmitt auch aus. Er musste sich schließlich auf ein Motiv konzentrieren. Heute Morgen war er bei seinen Recherchen auch immer wieder auf Menschenhandel gestoßen. Die von den Behörden veröffentlichten Zahlen waren brutal und unvorstellbar.
So meldete die EU-Kommission für das Jahr 2012 23.600 registrierte Fälle von Menschenhandel. Der weltweite Profit durch Menschenhandel wird von der Europäischen Kommission mit 25 Mrd. Euro pro Jahr beziffert. Die Dunkelziffer laut Experten soll noch weitaus höher liegen. Schmitt konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass Nina Opfer von Menschenhändlern wurde. Nach seiner Auffassung kamen die meisten Opfer aus Osteuropa, wo die Gesetze lasch und die Polizei bestechlich war. Die Täter nutzen oft die finanziell schlechte Situation ihrer Opfer aus, um sie im Westen anschaffen oder als Hausmädchen für irgendwelche reichen Diplomaten verschwinden zu lassen. Die Regierungen im Osten interessierten sich nun mal nicht für die Mittellosen. In Deutschland war das nicht viel anders. Bettler, Tagelöhner und Junkies hatten auch in Deutschland keine
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