Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Ihre Mithilfe“, versuchte Kraft Melanie ein wenig Trost zu spenden und ihre Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.
Melanie antwortete nicht sofort, stattdessen trafen sich ihre und Krafts Augen und Melanie schien in seinen Augen nach Antworten für ihre brennende Frage, ob Nina noch lebte, zu suchen. Kraft kannte diese unbewusste Form der Körperkommunikation. Gerade in Situationen, wo Menschen mit Worten nicht weiterwussten, große Angst und Verzweiflung an ihnen klebte, versuchten diese Menschen durch unbewusste nonverbale Kommunikation einen Anker zu finden. Und Kraft gab ihr diesen Anker, in dem er seine nonverbale Kommunikation ihrer Erwartung anpasste. Kraft war sensibel und geschult genug, um durch einen bestimmten Blick und bestimmte Mimiken Hoffnung auszustrahlen. Und es schien ihm zu gelingen. Ihr Gesicht zwang sich ein leichtes Lächeln ab.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie dann mit all ihrer übriggebliebenen Stärke, ganz schwach, wobei Kraft das Gefühl hatte, dass sie eher sagen wollte: Wie kann ich der Polizei helfen, die Polizei soll doch mir helfen?
„Vielen Dank, Frau Vogel. Wir wissen das sehr zu schätzen. Wir ermitteln in alle Richtungen und haben ein Sondereinsatzkommando gebildet und müssen alle Personen befragen, zu denen Nina Kontakt hatte.“
„Wieso das?“, fragte Maria, die gerade aus der Küche kam. In der Hand hielt sie ein Tablett mit einer Teekanne und vier Bechern.
„Das ist reine Routine. Wir erhoffen uns dabei wichtige Erkenntnisse, die uns bei der Suche helfen können“, antwortete Bruhns so freundlich und neutral wie möglich.
„Denken Sie, Frau Vogel, dass sie uns so eine Liste zusammenstellen können? Es muss nicht jetzt sein, aber die Zeit drängt. Wir wollen jede noch so kleine Chance schnellstmöglich nutzen. Ich hoffe, Sie verstehen das“, betonte Kraft.
„Ja, das werden wir. Ich werde Melanie dabei helfen . Wenn das hilft, Nina zurückzubringen, machen wir das sehr gerne. Wollen Sie einen Tee?“, antwortete Maria und Kraft merkte, dass auch Maria mit den Nerven dem Ende Nahe schien.
Welch Familienzusammenhalt , dachte er und stellte sich unweigerlich die Frage, ob die anderen Familienmitglieder genauso waren. Wenn ja, so befürchtete er, waren sie auf einem Holzweg. Dann hätte kein Familienmitglied etwas mit der Entführung zu tun. Aber man durfte sich nicht vom ersten Eindruck oder seinem Bauchgefühl lenken lassen. Dafür war er zu sehr Profi und hatte schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.
„Wir machen das jetzt“, flüsterte Melanie und musste dabei schlucken. Ein Kratzen im Hals.
„Sehr gerne“, antwortete Kraft und holte sein Notizbuch heraus.
Maria schenkte Melanie Tee ein. Kraft und Bruhns nahmen auch einen Tee und zuletzt gönnte sich Maria ebenfalls eine Tasse. Als sie die Tasse zum Trinken ansetzte, zitterte ihre Hand. Als Kraft dies bemerkte, stellte Maria die Tasse schnell auf den Boden. Kraft war dies nicht entgangen.
Nervosität, weil Nina verschwunden ist, oder … , dachte Kraft.
Melanie und Maria zählten alle Personen auf, die mit Nina in Kontakt standen. Familienmitglieder, Lehrer, Trainer, die Eltern ihrer Freundinnen, Nachbarn und sonstige Bekannte. Jeder Name, der ihnen gerade einfiel. Das ganze dauerte fast eine Stunde. Kraft konnte spüren, wie diese Ablenkung auch Melanie gut tat. Kraft schrieb alles auf, ab und zu fragten er oder Bruhns nach näheren Informationen über die Personen. Ansonsten wollten sie immer das gleiche wissen: Name, Anschrift, Telefonnummer, Beruf und Alter. Kraft schrieb auch sämtliche Frauen auf, weil er Melanie und Maria nicht erzählen wollte, dass sie den Täter im näheren Umkreis vermuteten und dass er männlich war. Über die Kameraaufzeichnungen wollte er kein Wort verlieren, das hätte nur unnötig Fragen verursacht. Er war mit dem Verlauf des Gespräches und der Kooperation sehr zufrieden.
„Frau Vogel, vielen Dank. Sie haben uns wirklich sehr geholfen. Und seien Sie bitte versichert, dass die gesamte Polizei von Köln und NRW alles daran setzen wird, diesen Fall zu lösen.“ Kraft sagte absichtlich nicht, dass sie Nina lebendig zurückbringen wollten.
Melanie wirkte nach der Nennung der Namen irgendwie befreiter, als wären einige Lebensgeister zurückgekehrt. Auch ihre Augen hatten mehr Leben bekommen und die Blässe im Gesicht war nicht mehr so stark, wie zu Beginn. Ob es nun daran lag, dass sie eben dazu beigetragen hatte, die Liste mit der Polizei
Weitere Kostenlose Bücher