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Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)

Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)

Titel: Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salim Güler
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am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Ihre unsensible Art war hier alles andere als angebracht. Kopka machte den Eindruck, als sei er wirklich aus Überzeugung bei der Lebenshilfe tätig. Kraft konnte in seinen Worten keinerlei Heuchelei oder Besserwisserei spüren. Hier war ein Mann, der sich wirklich für die Rechte von geistig behinderten Menschen einsetzte. Das verdiente Bewunderung und Respekt. Anscheinend schien Kopka zu Marc eine sehr enge Bindung zu haben. Kraft musste mehr erfahren. Ein kurzer Blick zu Bruhns signalisierte ihr, dass sie doch bitte ihren Mund halten solle.
    „Herr Kopka, das tut mir leid. Meiner Kollegin ist das nur rausgerutscht. Wir wollen keine behinderten Menschen beleidigen. Verzeihen Sie bitte.“
    „Rausgerutscht … ich will es hoffen .  Allzu oft ist das, was wir „rausgerutscht“ nennen, der wahre Gedanke der Gesellschaft über Minderheiten und sozial Benachteiligte. So wie es in Deutschland einen latenten Rassismus gibt, gibt es auch eine latente Diskriminierung gegenüber Menschen mit Behinderungen. Oft ist es die Unwissenheit und die Angst vorm Anderssein, die die Menschen zu solch Vorurteilen verleitet. Ich möchte Ihnen gerne vorschlagen, einfach mal einen Nachmittag bei uns zu verbringen, damit sie sehen, wie liebenswert und bewundernswert Menschen mit Behinderungen sind.
    Ihr Alltag ist leider oft schon schwer genug, da müssen wir nicht mit Vorurteilen auch noch ihre Herzen schwer machen.“ Kopkas Blick war auf Bruhns gerichtet und seine Augen sprachen Enttäuschung, Wut, aber auch die Frage aus, ob Bruhns bereit war, diesen Worten eine Chance zu geben. Bruhns konnte dem Augenkontakt nicht standhalten und blickte verschüchtert weg. Kraft überraschte das. War Bruhns doch nicht die Kampf-Lesbe, für die sie immer gehalten wurde? Vielleicht war sie ja nicht einmal eine Lesbe. So gesehen hatte sie auch mit Vorurteilen zu kämpfen, auch wenn es niemand je ausgesprochen hatte - sicherlich vermutete sie aber, dass man sie für eine Lesbe hielt. Es gab Dinge unter Kollegen, die wurden nie angesprochen, und dieses Gerücht war eines dieser Dinge.
    „Wir werden das Angebot sehr gerne annehmen, Herr Kopka. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, betreut die Lebenshilfe Marc seit seiner Kindheit?“
    „Ja, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich war noch ehrenamtlicher Helfer, als Marcs Familie den Kontakt zu uns gesucht hat. Herr Vogel war bereits vorher bei uns sozial engagiert. Sie spenden nicht nur regelmäßig, sondern helfen auch tatkräftig bei Veranstaltungen. Eine wirklich vorbildliche Familie.“
    Spricht nicht gerade dafür, dass diese Familie Blut an den Händen hat , dachte Kraft und fühlte sich immer mehr bestätigt, dass sie wahrscheinlich auf einer falschen Spur waren.
    „Und wie würden Sie Marc beschreiben? Was ist er für ein Mensch? Gesellig, ruhig, streitet er sich mit anderen Menschen.“
    „Marc ist ein sehr aufgeweckter junger Mann und eigentlich immer gut gelaunt. Er hat keine Berührungsängste, will mit jedem gleich Freundschaft schließen und  sucht körperliche Nähe.“
    „Was meinen Sie mit körperlicher Nähe?“, fragte Bruhns und wich dabei Krafts Blick aus, was Kraft damit bewertete, dass sie eigentlich genau wusste, dass sie Redeverbot hatte. Aber Bruhns war nun mal so. Wenn ihr eine Frage unter den Nägeln brannte,  dann bohrte sie nach, bis sie die für sie richtige Antwort erhielt.
    „Er hat keine Angst, auf Menschen zuzugehen. Viele Menschen haben Angst davor, ihren Gefühlen und Emotionen freien Lauf zu lassen, Marc nicht. Er umarmt Fremde, als seien sie seine besten Freunde. Er schenkt Ihnen seine aufrichtige Liebe. Berührungen sind für ihn und sein Wohlsein sehr wichtig.“
    „Und wie wirkt sich seine Behinderung auf den Alltag aus?“, wollte Kraft wissen, der immer mehr ein unwohles Gefühl bekam, dass sie diesen jungen Mann überhaupt verdächtigten. Vielleicht war es genau das, was Kopka ihnen durch die Blume vorwarf. Vorurteile! Menschen waren gut darin, Vorurteile auszusprechen, ohne sich vorher ein Bild gemacht zu haben. Und natürlich wäre es von Ermittlungsseiten her erfreulich, wenn sich dieser Fall schnell lösen würde und man Nina lebendig befreien konnte. Aber ein Behinderter wie Marc? Konnte er wirklich der Täter sein? Kraft wollte nicht daran glauben.
    „Für den Grad seiner Behinderung ist Marc schon ziemlich selbständig. Er ist natürlich auf Hilfe angewiesen. Er könnte ohne Hilfe den Weg von hier

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