Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
irgendeine Benachrichtigung von Carlos enthalten hatte. Zwölf neue E-Mails. Zwei davon waren neue Aufträge von Bestandskunden, die er auch gleich damit beantwortete, dass er derzeit keine neuen Aufträge annehmen könne. Die restlichen E-Mails waren nur Werbemails. Enttäuscht wanderte sein Blick wieder zum Telefon. Auf einmal bekam der Gedanke von eben, welchen er eher scherzhaft gedacht hatte, wieder Gewicht: Miehle von der Polizei anzurufen.
Er suchte die Nummer, wählte die Polizeizentrale und bat um Weiterleitung zu Miehles Apparat. Als die Zentrale ihn durchstellte hörte Schmitt das Freizeichen, das ihm verriet, dass Miehle gerade nicht telefonierte. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Beim achten Mal wollte Schmitt gerade auflegen, als er ein genervtes „Ja“ am anderen Ende der Leitung hörte.
„Oh, Herr Miehle, schön dass ich sie erreiche. Ich wollte gerade auflegen“, antwortete Schmitt, der selber überrascht war, dass Miehle doch noch an den Apparat gegangen war.
„Wer ist denn dran?“
„Oh, verzeihen Sie. Ich dachte die Zentrale hätte mich angekündigt. Schmitt, wir hatten ja bereits gestern das Vergnügen.“ Schmitt konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
„Was wollen Sie?“, fragte Miehle gereizt.
„Genau das, was sie auch wollen. Nina zu ihrer Mutter zurückbringen.“
„Herr Schmitt, ich habe keine Zeit für Wortspiele. Wir sind derzeit mit Hochbetrieb dabei, Nina zu finden, und da brauchen wir keine Störfeuer.“
„Wieso Störfeuer? Ich stehe Ihnen nicht im Weg. Ich will doch nur helfen. Lassen Sie mich bitte nicht im Regen stehen. Ein kurzer Satz über die aktuellen Ergebnisse reicht mir schon.“
„Sie spinnen wohl! Ich darf nichts zu laufenden Ermittlungen sagen! Und nun entschuldigen Sie mich bitte, die Kollegen in der Videoabteilung warten auf mich“, antwortete Miehle sichtlich angepisst und legte den Hörer auf, ehe Schmitt etwas sagen konnte.
Das war wohl nix Schmitti , dachte Schmitt. Aber so erfolglos war der Anruf dann auch wieder nicht. Er wusste jetzt, dass die Polizei noch immer die Aufzeichnungen auswertete. Was mochte das bedeuten?
Hätten die Aufzeichnungen nicht schon längst ausgewertet sein müssen? Eigentlich schon. Was konnte das dann bedeuten? Entweder war das Ergebnis unbefriedigend und Wolke wollte, dass nochmals geschaut wurde, oder aber, die Polizei hatte noch weitere Hinweise, denen sie auf den Aufzeichnungen nachgehen wollten. Vielleicht war Wolke genau so hilflos wie er und hoffte, dass die Aufzeichnungen ihm Aufschluss geben konnten. Vielleicht wurde der Täter auch gar nicht aufgezeichnet, weil P&C nicht die komplette Ladenfläche mitschnitt. Wenn dem so war, konnte ihm die Polizei und die Aufnahmen keine Hilfe sein. Aber vielleicht war auf den Aufzeichnungen noch jemand anderes zu sehen? Wie gerne hätte Schmitt jetzt Mäuschen im Revier gespielt. Aber das war nur Wunschdenken, er musste sich auf seine Möglichkeiten beschränken. Dass Miehle die Aufzeichnungen weiter auswertete, konnte alles Mögliche bedeuten. Daher hatte ihm das Gespräch mehr offene Fragen als Antworten geliefert.
Schmitts Motivation war im Keller und er hatte keine Ahnung, wie er das ändern könnte. Am liebsten hätte er sich ein Kölsch gegönnt, aber er ließ den Gedanken fallen. Sein Blick wanderte wieder zum Telefon.
Dann wählte er eine Nummer.
„Hallo“, sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
Kapitel 25
Tag 2 nach der Entführung, Jugendherberge Köln-Deutz, 10:55 Uhr.
Bruhns und Kraft schauten sich zur gleichen Zeit sprachlos an. Beide hatten, wenn sie ehrlich waren, nicht mit so einem Ergebnis gerechnet. Selbst Bruhns nicht. Sie hatte sich zwar vor Kraft mit ihren Vermutungen schön weit aus dem Fenster gelehnt, aber wirklich überzeugt, dass Marc etwas mit der Entführung zu tun haben könnte, war sie nicht. Schon gar nicht nach dem Gespräch eben. Aber der Teddy änderte die Situation schlagartig.
Mein Bauchgefühl, fuck …, dachte sie unentschlossen.
Wenn sie ehrlich war, überforderte die Situation sie ein wenig. Sie war ein Vollprofi. Sie hatte schon Väter überführt, von denen sie dachte, dass sie die liebevollsten Väter waren, die sich ein Kind wünschen konnte. Aber ein Schwerbehinderter wie Marc, das war irgendwie komisch, passte so gar nichts ins typische Täterprofil, war aber dennoch real. Wie sonst sollte der Teddy in seinen Besitz gelangt sein? Vielleicht hatte Marc einen Verbündeten. Volker Schlönz
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