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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst
Autoren: Astrid Vollenbruch
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dieser Blödsinn?«
    »Leider ist es kein Blödsinn. Wir sind beauftragt worden, Ihnen das Gerät zu – hm – entwenden.«
    »Dann seid ihr aber reichlich dreist, hier wieder aufzukreuzen.« Sein Blick wurde noch finsterer. »Was wollt ihr – Lösegeld? Soll das eine Erpressung werden? Damit das klar ist, ich lasse mich auf keine Spielereien ein!«
    »Nein, es ist keine Erpressung. Es handelt sich um ein äußerst unerfreuliches Missverständnis. Dürfen wir vielleicht hereinkommen, um Ihnen die ganze Sache zu erklären?«
    »Ich sollte eher die Polizei rufen!« Aber er trat zur Seite und ließ die drei ??? herein.
    Das Haus war sachlich und modern eingerichtet, eher ein Büro als ein Wohnhaus, und das Wohnzimmer, in das der Professor seine Besucher führte, sah – bis auf die sechs Bücherregale an den Wänden – wie der Empfangsraum einer Firma aus. Einen größeren Gegensatz zu der dunklen, verwohnten Höhle der Granvilles konnte man sich kaum denken.
    »Setzt euch«, sagte Professor Frazier knapp, hockte sich selbst auf den Bürostuhl am Schreibtisch und schaute die drei ??? auffordernd an. »Also? Ich höre.«
    »Die Sache ist so«, sagte Justus, während sie sich auf dem Sofa niederließen. »Wir wurden von einem Erfinder namens Winston Granville beauftragt, ihm bei der Wiederbeschaffung des Gerätes zu helfen. Er behauptete, er sei ein Polymath und habe das ›Hörende Auge‹ selbst erfunden, aber es sei ihm gestohlen worden. Und er nannte Sie als möglichen Verdächtigen.«
    »Granville beschuldigte mich?«, sagte Professor Frazier. »Das ist ja ein starkes Stück. Also seid ihr einfach hergekommen und habt mir das Gerät aus dem Arbeitszimmer geklaut?«
    Justus nickte betreten und erzählte ihm die ganze Geschichte von Anfang an, nur den Fund im Keller ließ er aus. »Und dann erfuhren wir heute, dass nicht Granville, sondern Sie der Erfinder sind, und deshalb kamen wir her.«
    »So, so«, sagte Professor Frazier. »Diese Geschichte ist so verrückt, dass ich sie vielleicht sogar glauben könnte. Und sie passt sogar zu Granville – weniger zu Winston als vielmehr zu seinem Bruder Matthew. Winston ist paranoid und albern, aber Matthew hat durchaus das Zeug dazu, sich einen solchen miesen Trick auszudenken.«
    »Also ist Winston Granville gar kein Erfinder?«, fragte Bob. »Aber er hatte doch haufenweise seltsame Dinge in seinem Arbeitszimmer, und der Tankwart sagte, er hätte dauernd Ideen zur, äh, Stadtverschönerung ...«
    »Winston Granville könnte nicht einmal einen Korkenzieher erfinden!«, sagte der Professor verächtlich. »Oh, natürlich erfindet er andauernd irgendetwas – zum Beispiel den solarbetriebenen Sessel, das Sicherheitsschloss aus Gummi oder den essbaren Teller. Aber wenn man von ihm verlangen würde, etwas Sinnvolles zu erfinden, wäre er so hilflos wie eine Kuh beim Stricken. Er ist so wenig ein Polymath wie ich.«
    »Dann ist auch das ›Hörende Auge‹ gar nicht seine Erfindung?«, fragte Peter. »Aber er hat gesagt –«
    »Dass er es gesagt hat, glaube ich gerne.« Der Professor schnaubte. »Und wahrscheinlich glaubt er es sogar. Tatsächlich war es seine Idee. Vor einigen Jahren tauchte er auf einer Erfindermesse auf und belästigte mich mit einem ganzen Haufen unausgegorener Ideen. Viele davon betrafen nicht einmal die Erdbebenforschung. Aber etwas, das er sagte, beschäftigte mich weiter, und daraus entwickelte ich das ›Hörende Auge‹. Damit bin ich der Erfinder, nicht er. Es haben sich nämlich zum Beispiel auch viele Leute über unzureichendes Kerzenlicht beklagt, aber erst Edison hat die Glühbirne erfunden.«
    »Kannten Sie Granville schon früher?«, fragte Justus.
    »Nein. Bei der Messe sah ich ihn zum ersten Mal. Schade, dass es nicht auch das letzte Mal war.«
    »Wo fand diese Messe denn statt?«
    »In Pittsburgh, Pennsylvania.«
    »Nicht in West Virginia?«
    »Junger Mann«, sagte der Professor mit einer Stimme, die sonst nur Peter von seinen Lehrern kannte, »ich bin noch nicht senil. Ich meine Pittsburgh, Pennsylvania. Das ist das einzige Pittsburgh, das ich kenne. Vielleicht solltest du deine Geografiekenntnisse mal ein wenig auffrischen.«
    Justus, anerkanntes Genie und Jahrgangsbester in Geografie, zuckte nicht mit der Wimper. »Ja, Sir. Ich wollte nur ganz sichergehen.«
    »Woher wusste Granville denn eigentlich, wie das Gerät aussieht?«, warf Peter ein, um die Situation zu entschärfen.
    »Er hat es vor drei Wochen gesehen, als er mich besuchte«,
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