Pfad der Angst
nehmen für unsere Dienste eigentlich kein Geld«, sagte Justus.
»Ach was!«, rief Winston Granville. »Ihr wisst ja gar nicht, was ihr für mich getan habt! Nehmt das Geld als Unkostenbeitrag. Kauft euch Eis davon, bis ihr blau werdet, haha! Und nun fahrt ihr wohl wieder nach Hause, wie? Na, viel Spaß am Strand! Und nun entschuldigt mich, ich habe viel zu tun!«
»Augenblick noch«, sagte Justus hastig. »Ich wüsste gerne, was das ›Hörende Auge‹ denn nun ist. Was tut es? Wozu ist es gut?«
»Ja, das wüsstest du gerne, was? Haha! Ich wusste gleich, dass du ein ganz Schlauer bist. Einer, auf den man aufpassen muss. Aber vielleicht bist du doch nicht so schlau, wie?«
Matthew, der gerade wieder ins Arbeitszimmer kam, runzelte die Stirn und sagte scharf: »Halt den Mund, Winston.«
Winston lachte, sagte aber tatsächlich nichts mehr. Matthew zog einen Hundertdollarschein aus der Tasche und gab ihn Justus. »Keine Sorge – der hier ist auf beiden Seiten echt.«
»Danke«, sagte Justus.
»Nichts zu danken. Ihr wollt jetzt sicher fahren. Ich bringe euch zur Tür.«
Sie verabschiedeten sich von Winston Granville, aber er hatte nur Augen für die Maschine und antwortete kaum. Also gingen sie. Und Matthew Granville schloss die Haustür, sobald sie hinausgegangen waren.
»Nette Zeitgenossen, wirklich«, sagte Peter sarkastisch. »Was ist nun mit dieser Mrs Fields? Suchen wir sie?«
»Warum nicht?«, meinte Justus. »Vielleicht kann sie uns ja etwas über den Flugschreiber erzählen.«
Sie ließen Rose Hall hinter sich und fuhren zurück nach Brestow. Aber sie hatten kein Glück. Zwar war es recht leicht, das Haus von Mrs Fields zu finden, und sie war auch zu Hause. Sie öffnete ihnen sogar die Tür: eine hübsche, typisch kalifornische Blondine mit einem freundlichen Lächeln. Aber dieses Lächeln verschwand sofort, als Justus sie nach den Brüdern Granville fragte.
»Über meine Arbeitgeber rede ich nicht«, sagte sie knapp und kalt. »Und über die Granvilles schon gar nicht. Macht, dass ihr wegkommt!«
»Aber wir möchten doch nur wissen –«, begann Justus und brach ab, als Mrs Fields ihm die Tür vor der Nase zuwarf.
Er klingelte noch zweimal, aber sie machte nicht mehr auf.
»Das war ja wohl ein Reinfall auf der ganzen Linie«, sagte Bob auf dem Weg zurück zum Käfer.
»Immerhin haben wir diese hundert Dollar«, meinte Peter. »Dafür hat es sich doch gelohnt.«
»Das ist zwar richtig, Kollegen«, sagte Justus, »aber ich habe trotzdem allmählich das dumme Gefühl, dass wir zwar etwas gefunden haben, das wir nicht finden sollten, aber etwas anderes Wichtiges übersehen haben.«
»Wieso?«, fragte Bob.
»Hast du es nicht gemerkt? Matthew hat zwar Winston verboten, zu viel zu reden, aber er hat sich selbst einen Versprecher geleistet. Er hat doch dauernd behauptet, nichts davon gewusst zu haben, dass Winston uns engagiert hat. Aber als er uns das Geld gab, sagte er, diesmal sei es echt. Also woher wusste er von dem doppelseitig kopierten Hundertdollarschein?«
Böses Erwachen
»Ich hab´s doch gleich gesagt«, sagte Peter zwei Tage später in der Zentrale.
»Ja, ungefähr hundert Mal«, sagte Bob genervt. »Das macht es nicht besser.«
Justus sagte nichts. Er las zum dritten Mal den Zeitungsartikel, den Bob mitgebracht hatte.
»Dreister Diebstahl in Brestow
Bahnbrechende Erfindung wurde gestohlen
Am vergangenen Samstag wurde in Brestow aus dem Haus des angesehenen Erdbebenforschers John C. Frazier eine Erfindung gestohlen, die der 46-jährige Wissenschaftler in der kommenden Woche auf der jährlichen Seismologentagung in San Francisco der interessierten Fachwelt vorstellen wollte.
Dabei handelt es sich um ein ›Oculus Audiens‹, ein ›Hörendes Auge‹, mit dem die Dämpfung von Funkwellen unterhalb der Erde überwunden werden kann. Dadurch lassen sich unterirdische Vorgänge wie mit einem Röntgengerät genau beobachten, was besonders bei der Erdbebenvorhersage von grundlegender Bedeutung ist.
Wie die Polizei berichtet, waren die Täter gegen Mittag in den Garten des Hauses von Prof. Frazier eingedrungen und hatten das ›Hörende Auge‹ aus dem Arbeitszimmer gestohlen.
›Das ist ein schwerer Schlag für mich‹, sagte Prof. Frazier im Gespräch mit der Los Angeles Gazette. ›Zum Glück besitze ich die Pläne und Aufzeichnungen noch, aber es wird lange dauern, bis ich ein neues Gerät zusammengebaut habe.‹ Sechs Jahre lang habe er an dem ›Hörenden Auge‹
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