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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Polizei kommt, spielt er den tugendhaften Hausmann.« Er spuckte Sand aus. »Der liefert noch seinen eigenen Bruder ans Messer, wenn es so weit ist.«
    »Wissen Sie denn, was er vorhat?«, fragte Peter.
    Smithy verzog den Mund. »Nee, das sage ich euch nicht. Danke, dass ihr mich gerettet habt und so weiter, aber ich bin draußen. Zwei Nächte in diesem Loch haben mir gereicht, und ich will diesem Kerl nicht noch einmal über den Weg laufen. Ich hänge nämlich zufällig an meinem Leben. Und ihr solltet euch auch lieber da raushalten.«
    »Keineswegs«, antwortete Justus. »Matthew Granville gehört hinter Gitter.«
    »Na schön.« Der kleine Mann zuckte die Achseln. »Macht, was ihr wollt – ist ja euer Leben. Also, wenn ihr Antworten haben wollt, kann Rose Hall euch alles sagen, was ihr wissen wollt.«
    »Das Haus?«, fragte Peter.
    Smithy nickte.
    »Smithy«, sagte Justus, »was wissen Sie über den Flugschreiber, der in der Kiste war?«
    Der Mann zuckte zusammen. »Wie? Woher wisst ihr – was für ein Flugschreiber?«
    »Ein verbranntes und verbeultes Gerät, das sich in dieser Kiste befand. Geben Sie sich keine Mühe, es zu leugnen, wir haben es alle drei gesehen.«
    »So, habt ihr das«, murmelte Smithy. »Wann und wie?«
    »Unwichtig. Was wissen Sie darüber?«
    »Gar nichts. Er stand jahrelang in einem der Zimmer im Schrank und staubte vor sich hin. Und dann rief Matthew mich am Freitag Abend plötzlich an und wollte, dass ich ihm helfe, das Ding im Keller zu vergraben.«
    »Warum wollte er es nicht alleine machen?«
    »Weil er nicht daran gewöhnt ist, im Dreck zu wühlen. Das ist mein Job.« Smithy grinste ein wenig verzerrt. »Genauer: Es war mein Job. Ich glaube, ich habe hier unten meine Kündigung bekommen.«
    »Woher hatte er den Flugschreiber? Aus dem vor fünfzehn Jahren abgestürzten Flugzeug? Warum hat er ihn nicht der Polizei übergeben?«
    »Darüber weiß ich gar nichts. Und jetzt lasst mich durch. Ich will hier raus.«
    »Smithy, wenn Sie uns helfen, können wir vor Gericht für Sie aussagen.«
    »Vor Gericht?« Der Mann lachte. »Was könnt ihr mir vorwerfen? Dass Granville mich hier eingebuddelt hat, ist doch wohl nicht mein Verbrechen, oder? Ich habe ein paarmal den Fremdenführer gespielt, das ist alles. Nee, Jungs, ihr braucht nicht für mich auszusagen, weil ich nämlich nicht vor Gericht gehe. Und wenn ihr mich hier festhalten wollt, dann versucht es mal, aber verabschiedet euch vorher von euren Zähnen. Ich lasse mich nicht noch mal lebendig in diesem Höllenloch begraben!«
    Er machte einen Schritt auf die Tür zu, und Peter trat ihm in den Weg: bedauernd, aber entschlossen. Smithy blieb wieder stehen. »Verdammt, Jungs, was soll das? Lasst mich gehen, okay? Ich haue sowieso nicht ab – wenn die Polizei mich unbedingt finden will, findet sie mich. Ich bin immer hier in der Gegend. Wir müssen uns doch jetzt nicht prügeln, oder?«
    Justus überlegte und sagte endlich: »Also gut, wir lassen Sie laufen.«
    »Was?«, fragte Smithy überrascht. »Wirklich?«
    Justus nickte. »Ich weiß nicht, wieso, aber ich halte Sie für weitestgehend ehrlich. Lass ihn vorbei, Peter.«
    Peter ließ die Fäuste sinken und trat zur Seite.
    »Danke, Jungs«, sagte Smithy ergriffen. »Das vergesse ich euch nicht.« Er schob sich an Peter vorbei, stieg ein wenig mühsam die Treppe hoch und war weg.
    »Rose Hall«, murmelte Bob. »Wisst ihr was? Ich fahre ins Stadtarchiv. Brestow hat bestimmt eine Bücherei. Da sehe ich mich mal um, vielleicht finde ich ja etwas über das Haus.«
    »Gute Idee.« Justus nickte. »Lass dich nicht verhaften! Peter und ich sehen uns währenddessen noch ausführlicher hier um. Vielleicht haben die Granvilles ja doch ein paar Hinweise hinterlassen.«
    Bob fuhr ab, und sie machten sich auf die Suche, wobei sie ständig nach draußen horchten, ob die Brüder nicht doch plötzlich zurückkamen.
    Ein paar der Türen waren immer noch abgeschlossen, aber Peter öffnete sie mit dem Dietrich. Viel gab es nicht zu sehen. Von den zwölf Zimmern des großen Hauses waren nur vier tatsächlich bewohnt: Winston Granvilles Arbeitszimmer, zwei Schlafzimmer und ein Wohnraum. Alle anderen Zimmer standen – wohl schon seit Jahrzehnten – leer. Die bewohnten Zimmer waren hastig und lieblos möbliert worden, und alle Möbel waren so alt und zerschlissen, als hätten die Granvilles sie im Keller gefunden und nur abgestaubt, bevor sie sie aufstellten. Die Schränke in den Schlafzimmern waren leer.
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