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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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der rollenden Felsen erstarb, der Sand lag still unter einer riesigen Staubwolke. Das ganze Erdbeben hatte kaum eine Minute gedauert.
    »Bob!«, schrie Peter, rannte los, rutschte aus und stürzte. Sofort rappelte er sich wieder auf und rannte weiter. »Justus! Schnell!«
    Justus war ebenfalls gestürzt, kam aber gerade wieder auf die Beine. Den Detektivkoffer hielt er noch immer mit beiden Händen umklammert, ließ ihn jetzt aber fallen und stolperte hinter Peter her. Am Rand der Rinne blieben sie stehen und starrten hinunter.
    Zehn Meter unter ihnen stand der Käfer aufrecht am Hang, aber bis zum Fenster der Fahrerseite in Sand und Geröll vergraben. Sofort kletterten und rutschten sie den Abhang hinunter. Als sie bei dem Käfer ankamen, sahen sie, dass die Beifahrertür ebenfalls im Schutt steckte, aber nur angelehnt war. Drinnen versuchte Bob gerade, das Fenster der Beifahrertür herunterzukurbeln, aber es gelang ihm nicht, die Tür war stark verzogen.
    »Bob!«, rief Peter. »Gott sei Dank! Warte, wir graben dich aus!«
    Bob nickte und sank auf den Fahrersitz zurück, wo er mit geschlossenen Augen sitzen blieb. Justus und Peter schaufelten den Schutt von der Tür weg und rissen sie schließlich auf. »Bob! Alles in Ordnung?«
    »Ich denke schon«, antwortete Bob heiser. »Mann – ich dachte, jetzt wär´s aus.« Peter half ihm beim Aussteigen, und Justus kroch in den Wagen und holte einen der Wasserkanister heraus, die sie hinter dem Fahrersitz gestapelt hatten. Wunderbarerweise war er nicht kaputt. Justus gab ihn an Bob weiter, der ihn mit zitternden Händen an den Mund setzte und trank, dann reichte er ihn Peter. Erst als sie alle getrunken hatten und Justus den Kanister zuschraubte, trauten sie sich, den Käfer genauer anzusehen. Er war zerbeult und zerkratzt, das Rückfenster zersplittert, und die beiden rechten Reifen, die sie sehen konnten, bestanden nur noch aus Gummifetzen.
    »Das ist nicht so schlimm«, sagte Peter aufmunternd. »Den kriegen wir schon wieder hin!«
    »Und du ziehst ihn raus, ja?«, sagte Bob. »Das möchte ich sehen.« Plötzlich fing er an zu zittern, seine Beine gaben nach, und er setzte sich unsanft auf den harten Boden. »Schock«, sagte Peter sofort und brachte ihn dazu, sich hinzulegen. Justus kramte die Decken aus dem Auto, und Peter half ihm, Bob darin einzuwickeln.
    »Zeit für unser Funkgerät«, sagte Justus und kletterte keuchend aus der Rinne nach oben zur Straße – nur war da keine Straße mehr, sie war unter Sand und Geröll verschwunden. Justus holte das Funkgerät aus dem Koffer und schaltete es ein. Aber dabei schaute er in die Wüste hinaus nach Südosten, und was er dort sah, zog ihm den Magen zusammen.
    Wo Brestow liegen musste, hing eine rot glühende Wolke.
    »O nein«, flüsterte Justus entsetzt. Und zum ersten Mal fing er an zu überlegen, ob das wohl der ›Big Bang‹ gewesen war – das gewaltige, verheerende Erdbeben, auf das ganz Kalifornien schon seit Jahren wartete. Wie sah es jetzt an der Küste aus? Und wie in Rocky Beach? In Kalifornien gab es fast täglich kleinere Erdbeben, die man schon gar nicht mehr beachtete, aber noch nie hatte Justus eins erlebt, bei dem Autos wie Spielzeuge von der Straße rutschten.
    Alle Notruffrequenzen schienen belagert zu sein. Er versuchte es ein paar mal, kam aber nicht durch. Stattdessen hörte er plötzlich etwas anderes: drei lange, drei kurze und dann wieder drei lange Piepstöne, die sich nach kurzer Pause wiederholten. Die Töne kamen laut und deutlich aus dem Gerät, der Sender schien also nicht sehr weit entfernt zu sein. Und er sendete SOS – ein dringender Ruf um Hilfe.
    »Hallo? Hallo? Hören Sie mich? Geben Sie Ihre Position an!«
    Aber die einzige Antwort war das Piepsen des SOS.
    Dann fiel ihm das Handy ein, und er hätte sich am liebsten geohrfeigt, weil er es vergessen hatte. Wo war es? Vorhin im Auto hatte er es noch in der Brusttasche gehabt, aber jetzt war es weg. Es musste aus der Tasche gefallen sein, als er aus dem rutschenden Auto gesprungen war. Er suchte danach, konnte es aber nicht finden. Wahrscheinlich war es, mit Staub und Sand bedeckt, von einem kleinen Stein nicht zu unterscheiden, und er wusste ja auch gar nicht genau, wo er es verloren hatte.
    »Hast du jemanden erreicht?«, fragte Peter, als Justus die Rinne herunterschlidderte und neben ihm zum Stehen kam. Bob hatte die Augen geschlossen.
    »Nein. In Brestow ist ein Feuer ausgebrochen, und niemand hat mich gehört. Außerdem ist

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