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Pfad der Angst

Pfad der Angst

Titel: Pfad der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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das Handy weg – wir können nicht einmal zu Hause anrufen. Bob?«
    »Was ist?«, fragte Bob mit matter Stimme und öffnete die Augen.
    »Glaubst du, du kannst laufen?«
    »Wohin?«
    »Nach Whitechurch. Es ist nur eine Meile entfernt – wir müssten es schaffen können. Dort können sie uns bestimmt helfen.«
    »Ich glaube schon, dass ich laufen kann. Aber den Hang komme ich nicht hoch.«
    »Wir helfen dir. Peter, hast du deine Taschenlampe noch?«
    »Hab ich.« Peter knipste seine Lampe an, und der dünne Lichtstrahl glitt über den Käfer, der so tot aussah wie ein hundert Jahre alter Wagen in einer Geisterstadt. Rasch knipste Peter die Lampe wieder aus. »Komm schon, ich helfe dir hoch.«
    So machten sie sich an den Aufstieg. Peter stützte Bob, und Justus schleppte drei Wasserkanister, das Funkgerät, drei Decken, den Detektivkoffer und sein eigenes nicht unbeträchtliches Gewicht. Zehn Meter waren eigentlich nicht allzu viel, aber alle drei Detektive waren nass geschwitzt, als sie oben ankamen, und Bob setzte sich erst einmal wieder hin.
    Die rote Wolke glühte noch immer im Süden, und sie dachten an Jim Mason, den Tankwart. Vor zwei Tagen erst hatte er eine Katastrophe vorausgesagt, und jetzt war sie da. Hoffentlich war er mit heiler Haut davongekommen!
    Nach zehn Minuten gingen sie weiter. Peter leuchtete den trügerischen Boden mit der Taschenlampe ab, während er Bob stützte und Justus sich wie ein Packesel hinter ihnen herschleppte. Jedes Rollen eines Steins, jedes Rutschen von Sand jagte ihnen einen Todesschreck ein – ging es wieder los? Kam ein Nachbeben – oder etwas Stärkeres?
    Einmal sagte Bob zögernd: »Justus?«
    »Ja?«
    »Wenn die Granvilles wirklich hier irgendwo gegraben haben, als das Erdbeben kam ...«
    »Daran denke ich auch die ganze Zeit. Ich habe ein SOS aufgefangen, das vielleicht von den Granvilles stammt, aber solange wir nicht wissen, wo das Versteck ist, können wir nichts tun – nicht einmal, wenn es dir besser ginge.«
    »Mir geht´s schon wieder ganz gut«, sagte Bob. »Wir können sie nicht ihrem Schicksal überlassen – nicht einmal diesen widerlichen Matthew!«
    »Wir können sie aber auch nicht mit den Händen ausgraben«, sagte Justus. »Unsere einzige Chance ist jetzt Whitechurch.«
    »Ich glaube, ich sehe es schon!«, rief Peter dreißig Schritte weiter. »Da oben – das sind doch Dächer, oder?«
    Sie strengten ihre Augen an, um in der Dunkelheit etwas zu erkennen. »Wenigstens brennt da nichts«, murmelte Bob.
    »Sie haben wohl den Strom abgestellt.« Justus gönnte sich einen ordentlichen Schluck Wasser und gab den Kanister an seine Freunde weiter. Mit neuer Kraft marschierten sie weiter.
    Aber je näher sie der kleinen Ortschaft kamen, desto unheimlicher wurde ihnen zumute. Es war viel zu still. Sie hatten erwartet, Leute auf der Straße zu sehen, Feuerwehr- und Krankenwagensirenen, Rufe und Kindergeschrei zu hören, aber außer dem Knirschen ihrer Schritte im Schutt hörten sie gar nichts. Sie erreichten die Hauptstraße. Hier war wenigstens nicht alles zerstört. Die Straße war bis auf einige Risse intakt, und auch die Häuser sahen ganz normal aus – bis sie merkten, dass einige Häuser sich so schwer gegen ihre Nachbarn lehnten, als wollten sie jeden Moment einstürzen. Eine Holzhütte am Ortseingang war zu einem Haufen Brennholz zusammengefallen. Und durch die Fassade des Bankgebäudes zog sich ein dicker, dunkler Riss.
    Sie fanden kein einziges Auto. Kein Mensch war auf der Straße, alle Fenster waren dunkel, und jede Tür, an die sie klopften, blieb verschlossen.
    Whitechurch war verlassen.
    »Das gibt´s doch nicht!«, rief Peter, und seine Stimme hallte weit durch die stille Nacht. »So viel Pech kann man doch gar nicht haben!«
    »Ich komme mir vor wie in einem Alptraum«, sagte Bob. »Kollegen, mir tut alles weh – ich muss mich setzen.« Er hockte sich auf die Stufen vor der Bank und presste die Hand auf seine Rippen.
    »Just«, sagte Peter, »was ist hier passiert?«
    Justus blickte sich um. »Wahrscheinlich sind sie einfach rechtzeitig gewarnt worden. Whitechurch wurde evakuiert, das ist alles – sie haben sich irgendwo in Sicherheit gebracht. Wenn man mitten auf der Bruchstelle zwischen zwei Kontinentalplatten wohnt, ist das wahrscheinlich reine Routine. Für uns ist das jetzt natürlich ein Nachteil. Und auch für die Granvilles – falls sie wirklich irgendwo hier in der Nähe verschüttet wurden.« Er legte die Hände wie einen Trichter

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